Das Chaos um die Auszählung der US-Wahl hat an den Börsen am Mittwoch für ein Auf und Ab gesorgt. Am Vormittag ging es für den DAX um zeitweise bis zu zwei Prozent nach unten. Mit der Eröffnung der US-Börsen an der Wall Street drehte der Leitindex dann ins Plus.

Das Rennen zwischen Amtsinhaber Donald Trump von den Republikanern und seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden war am Mittwoch auch viele Stunden nach Schließung der letzten Wahllokale noch nicht entschieden. Es ist möglich, dass es sich noch Tage hinzieht. Noch bevor alle Stimmen ausgezählt wurden, erklärte sich Trump zum Wahlsieger. Er kündigte außerdem an, den obersten Gerichtshof einschalten zu wollen. Es droht eine langwierige Hängepartie, die die USA in eine Verfassungskrise stürzen könnte.

Aktuell führt Biden mit 224 zu 213 Wahlleutenstimmen. Für einen Sieg werden 270 Stimmen benötigt. In den Staaten Nevada, Georgia, North Carolina, Michigan, Wisconsin, Arizona und Pennsylvania steht zur Stunde noch kein Ergebnis fest. In Wisconsin hatte Biden nach Zwischenergebnissen knapp die Nase vorn. Auch in Nevada führte er, doch werden dort Ergebnisse nicht vor Donnerstag erwartet. In Michigan waren Trump und Biden fast gleichauf. In Georgia und North Carolina führte der amtierende US-Präsident, während sich Biden Hoffnung auf einen Sieg in Arizona machten durfte. Pennsylvania kommt mit seinen 20 Wahlleuten womöglich entscheidende Bedeutung im Rennen um das Weiße Haus zu.

Börsianer hatten genau vor diesem Szenario einer Hängepartie mit einem sich hinziehenden Wahlergebnis und möglichen juristischen Anfechtungen gefürchtet, weil die Unsicherheit im Markt dadurch eher noch steige. Kursgewinne bei den US-Tech-Werten gaben den US-Börsen Schub. Analysten gehen davon aus, dass vor allem Technologiewerte wie Amazon, Apple oder Microsoft von einer zweiten Amtszeit von Trump profitieren dürften. Zwar gebe es noch kein endgültiges Ergebnis, sagte Anlagestratege Brian Jacobsen von der Vermögensverwaltung der Wells Fargo Bank. "Es sieht aber immer stärker nach einem politischen Patt aus. Die verringert einerseits die Chancen auf ein Konjunkturpaket, andererseits aber auch auf große Änderungen bei Besteuerung und Regulierung."

Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war


BMW erholt sich vom Corona-Schock - Gewinn dank China gesteigert
Der Autobauer BMW kommt wie die anderen deutschen Konkurrenten gut aus dem Kaltstart in der Corona-Pandemie. Weil die Geschäfte in China wieder mit Schwung laufen und BMW dort deutlich mehr Autos verkauft hat, konnte Vorstandschef Oliver Zipse für das dritte Quartal am Mittwoch sogar einen Gewinnanstieg zum Vorjahreszeitraum präsentieren. Die bereits vor einigen Monaten gedämpfte Jahresprognose behalten die Münchener aber angesichts des neuesten Infektionsgeschehens in Amerika und Europa bei.

Vonovia wächst in der Corona-Krise - Mietpreisbremse zeigt Wirkung
Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia bekommt die Mietpreisbremse zu spüren. Die marktbedingte Steigerung der Vonovia-Mieten liege mit 0,8 Prozent um ein Drittel unter den Vorjahreswerten, sagte Vorstandschef Rolf Buch am Mittwoch bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das dritte Quartal. "Die Maßnahmen der Politik zur Senkung der Mietanstiege wirken offensichtlich", betonte Buch. Bei der Mieterhöhung durch Modernisierungen betrug das Plus allerdings 2,2 Prozent.

Fraport erwartet 2021 nur schleppende Erholung im Fluggeschäft
Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport zeichnet nach dem herben Geschäftseinbruch durch die Corona-Pandemie ein noch düstereres Bild von den nächsten Jahren. Nach Einschätzung von Vorstandschef Stefan Schulte dürfte sich der Flugverkehr deutlich langsamer von der Krise erholen als bisher gedacht. "Wir gehen aktuell davon aus, dass wir im kommenden Jahr in Frankfurt nur etwa 35 bis 45 Prozent des Passagieraufkommens von 2019 erreichen werden", sagte der Manager am Mittwoch bei Vorlage der Quartalsbilanz in Frankfurt. Im Mai hatte er noch auf rund 50 Prozent gehofft.

Absage von Rekord-Börsengang: Alibaba und Ant Group unter Druck
Nach der kurzfristigen Absage des geplanten Rekord-Börsengangs der Ant Group stehen der chinesische Finanzriese und sein Mutterhaus Alibaba unter Druck. Nach einem Rückgang um rund acht Prozent am New Yorker Aktienmarkt setzte sich der Tiefflug der Aktie des größten Online-Handelshauses Alibaba am Mittwoch in Hongkong mit einem Minus von mehr als sieben Prozent fort. Dem Konzern gehört ein Drittel der Ant Group, deren Börseneinführung in Shanghai und Hongkong am Vortag überraschend geplatzt war.

Trend zum Online-Kauf in der Corona-Krise hält Zalando in Schwung
Die Geschäfte bei Zalando florieren dank der Corona-Pandemie. Weil Kunden immer mehr online bestellen, konnte der Internethändler im dritten Quartal Umsatz und Gewinn kräftig ankurbeln. Gleichzeitig steigt mit dem Teil-Lockdown die Bedeutung von Zalando als Partner für stationäre Händler, die ihre Waren über dessen Plattform verkaufen. Hier bringt sich der MDax-Konzern in Position. Zalando will in den Ausbau seiner Partnerprogramme einen zweistelligen Millionenbetrag investieren, "um unser starkes Wachstum über das Jahr 2020 hinaus voranzutreiben", wie Finanzchef David Schröder am Mittwoch zur Vorlage der endgültigen Quartalszahlen in Berlin ankündigte. Die Zalando-Aktie erreichte am Morgen mit mehr als drei Prozent Kursplus ein neues Rekordhoch.

Hannover Rück bleibt trotz Corona auf Gewinnkurs - Aktie legt zu
Der Rückversicherer Hannover Rück rechnet trotz hoher Belastungen durch die Corona-Krise in diesem Jahr mit einem Gewinn von mehr als 800 Millionen Euro. Für 2021 peilt der Vorstand jetzt einen Überschuss von 1,15 bis 1,25 Milliarden Euro an - fast so viel wie im Rekordjahr 2019. "Die Covid-19-Pandemie wird uns auch im kommenden Jahr weiter beschäftigen", sagte Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz bei der Vorlage der Quartalsbilanz am Mittwoch in Hannover. Daher hingen die tatsächlichen Aussichten für den weltweit drittgrößten Rückversicherer 2021 vom weiteren Verlauf der Pandemie ab.

rtr/dpa-AFX/fh