"Die US-Notenbank spielt mit den Märkten das berühmte Spiel mit Zuckerbrot und Peitsche", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Das Wechselspiel zwischen eher lockeren geldpolitischen Versprechen und Hinweisen auf eine straffere Geldpolitik dürfte auch über die kommenden Monate anhalten." Powell wiederholt laut vorab veröffentlichten Auszügen seiner Rede vor einem Kongress-Ausschuss sein Mantra, dass der aktuelle Preisdruck nur vorübergehend sei. Die Wirtschaft erhole sich zwar kräftig, die Risiken durch die Coronavirus-Pandemie seien aber noch nicht gebannt.

ÖLPREIS STEIGT KURZ AUF ZWEI-JAHRES-HOCH - BITCOIN FÄLLT


Am Rohstoffmarkt waren die Konjunkturoptimisten in der Überzahl. Die Hoffnung auf eine anziehende Nachfrage hievte den Preis für die Sorte Brent aus der Nordsee kurzzeitig auf 75,30 Dollar je Barrel (159 Liter), den höchsten Stand seit gut zwei Jahren. Gewinnmitnahmen drückten ihn anschließend 0,6 Prozent ins Minus auf 74,44 Dollar. Insidern zufolge denken die in der Gruppe Opec+ zusammengeschlossenen großen Förderländer über eine weitere Lockerung der Förderbremse ab August nach.

Unterdessen fiel Bitcoin um bis zu 7,5 Prozent auf ein Fünf-Wochen-Tief von 30.132 Dollar. Das rigide Vorgehen der chinesischen Regierung gegen die Kryptowährungsindustrie und den Handel mit Cyber-Devisen habe Anleger verschreckt, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. Allerdings wachse gleichzeitig die Beliebtheit von Bitcoin & Co bei Profi-Anlegern, gab Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses Avatrade zu bedenken. "Umfragen zeigen, dass eine wachsende Zahl von Hedgefonds-Managern fast zehn Prozent ihrer Anlagegelder in Kryptowährungen stecken will."

AKTIEN VON ASTON MARTIN UNTER DRUCK


Bei den Aktienwerten rückte Aston Martin ins Rampenlicht. Der durch "James Bond"-Filme bekannte Sportwagen-Bauer verklagt einen Schweizer Autohändler, der Kundenzahlungen für das drei Millionen Dollar teure Sportwagen-Modell Valkyrie zurückgehalten haben soll. Aston Martin könnten dadurch eigenen Angaben zufolge umgerechnet 17,5 Millionen Euro in der Bilanz 2021 fehlen. Die Papiere des Fahrzeug-Herstellers, für dessen Formel-1-Team der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel fährt, fielen in London um bis zu fünf Prozent.

Abwärts ging es auf für Grandvision. Die Papiere der "Apollo Optik"-Mutter steuerten mit einem Minus von zeitweise fast neun Prozent auf den größten Tagesverlust seit dem Börsen-Crash vom März 2020 zu. Der Brillen-Hersteller EssilorLuxottica kann der Entscheidung eines Schiedsgerichts zufolge seine 7,2 Milliarden Euro schwere Übernahmeofferte für die Optikerkette zurückziehen, weil Grandvision Verpflichtungen aus dem Kaufvertrag verletzt habe. Die Experten der KBC Bank rechnen allerdings nicht damit, dass der "Ray Ban"-Anbieter seine Kaufpläne aufgibt. Stattdessen werde wohl nachverhandelt.

Schlusslicht im Dax war Bayer mit einem Kursminus von 1,6 Prozent. In den USA wurde eine weitere Klage wegen des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat eingereicht. Der Pharma- und Agrarchemiekonzerns hat den Vorwurf, Glyphosat sei krebserregend, stets zurückgewiesen.

rtr