Gleichzeitig wetteten einige Investoren bereits auf die Markteinführung eines Corona-Impfstoffs, obwohl dieser wohl erst im zweiten Quartal 2021 verfügbar sein werde, sagte Mark Haefele, Chef-Anleger der Vermögensverwaltung der Bank UBS. Eine Technik-Panne beim Börsenbetreiber Euronext lähmte zudem die Geschäfte an mehreren europäischen Handelsplätzen wie Paris und Amsterdam.

Mut machten Investoren chinesische Konjunkturdaten, obwohl die dortige Wirtschaftsentwicklung im dritten Quartal mit plus 4,9 Prozent hinter der Markterwartung von 5,2 Prozent zurückblieb. "Chinas Wirtschaft ist bei weitem nicht in Topform", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Aber sie erholt sich solide."

Vor diesem Hintergrund deckten sich Investoren mit Nickel ein und hievten den Preis dieses für die Stahl-Herstellung benötigten Metalls auf 15.815 Dollar je Tonne. Das ist der höchste Stand seit einem knappen Jahr. Die bemerkenswerte Erholung der Stahlproduktion in China und auch in Indonesien komme für viele überraschend, sagte Analyst Jim Lennon von der Bank Macquarie.

PHILIPS UND JULIUS BÄR NACH ZAHLEN IM AUFWIND


Ein weiterer Stimmungsaufheller waren eine Reihe positiver Firmenbilanzen: So bescherte die starke Nachfrage von Krankenhäusern Philips einen überraschend großen operativen Gewinnsprung von 32 Prozent auf 769 Millionen Euro. Die Aktien der Medizintechnikfirma stiegen in Amsterdam um bis zu 4,8 Prozent.

Gefragt waren auch die Papiere von Julius Bär, die sich in Zürich um mehr als sechs Prozent verteuerten. Dank steigender Zuflüsse von Kundengeldern und gesenkter Kosten verbesserte der Vermögensverwalter seine Ertragskraft. Außerdem komme das Institut bei der Umsetzung seiner strategischen Ziele schneller voran als gedacht, lobte ein Börsianer.

KOMMT EIN US-KONJUNKTURPAKET? - UNENDLICHES BREXIT-DRAMA


Ungeachtet der Kompromiss-Signale sei ein US-Konjunkturpaket vor den Präsidentschaftswahlen Anfang November unwahrscheinlich, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. Die von Demokraten und Republikanern demonstrierte Einigungsbereitschaft sei nichts als ein Lippenbekenntnis. Sie diene dazu, der jeweils anderen Seite die Schuld für ein Scheitern der Verhandlungen in die Schuhe zu schieben.

Gleichzeitig sind vor einer neuen Verhandlungsrunde die Fronten im Streit um die künftigen Handelsbeziehungen zwischen Großbritannien und der EU verhärtet. Dennoch verteuerte sich das Pfund Sterling auf 1,3010 Dollar und 1,1042 Euro. Die Ankündigung des britischen Premierministers Boris Johnson, sich auf einen harten Brexit einzustellen, werde von Anlegern als Bluff gewertet, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. "Die Verhandlungen sind noch lange nicht beendet, und die Chancen auf einen Deal sind relativ hoch."

Ungeachtet dessen und wegen steigender Coronavirus-Infektionszahlen flüchteten einige Anleger in den "sicheren Hafen" Gold. Das Edelmetall verteuerte sich um 0,7 Prozent auf 1912,41 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

rtr