"Nach einer ordentlichen Anstiegsserie und vor einer Woche mit zahlreichen Firmenbilanzen atmen wir durch", sagte Jasper Lawler, Chef-Analyst des Online-Brokers LCG. Bis Gründonnerstag hatte der Dax sieben Tage in Folge insgesamt rund drei Prozent zugelegt.

In der aktuellen Bilanzsaison liege das Hauptaugenmerk der Investoren auf den Ausblicken der Unternehmen, sagte Carsten Mumm, Chef-Analyst der Privatbank Donner & Reuschel. "Da diese angesichts der weiterhin bestehenden politischen Unsicherheiten des Brexit-Prozesses und einer drohenden Eskalation des Handelskonfliktes vorsichtig ausfallen dürften, sind positive Impulse aus der anstehenden Berichtssaison unwahrscheinlich."

Nach Einschätzung des Marktanalysten Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader stehen die Chancen für eine Fortsetzung der Aktienrally dagegen gut. "Da die Investoren eher pessimistisch in Sachen Berichtssaison eingestellt sind, besteht Potenzial für positive Überraschungen."

USA STREICHEN AUSNAHMEN FÜR IMPORTE IRANISCHEN ÖLS
Kopfschmerzen bereitete Börsianern die Verschärfung des Streits zwischen den USA und Iran. Die US-Regierung will künftig sämtliche Öl-Exporte der islamischen Republik unterbinden und streicht bisherige Ausnahmen. Sollte die Regierung in Teheran als Vergeltungsmaßnahme die Meerenge von Hormus, eine wichtige Route für Öltanker, blockieren, könnte es zu weltweiten Versorgungsengpässen kommen, warnte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Der Preis für die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee stieg am Dienstag um bis zu 0,9 Prozent auf ein Sechs-Monats-Hoch von 74,70 Dollar je Barrel (159 Liter).

Dies schürte Spekulationen auf sprudelnde Gewinne bei Ölkonzernen. Die Aktien von BP, Shell oder Total legten bis 2,4 Prozent zu. Unter Verkaufsdruck gerieten dagegen Fluggesellschaften, bei denen Treibstoff der größte Kostenfaktor ist. Papiere von Lufthansa, Air France-KLM und der British Airways-Mutter IAG verbilligten sich um bis zu 5,1 Prozent.

ÜBERNAHMESPEKULATION UM THOMAS COOK
Am europäischen Aktienmarkt zählte Thomas Cook mit einem Kursplus von bis zu 20 Prozent zu den größten Gewinnern. Einem Medienbericht zufolge sind mehrere Investoren an einer Komplett-Übernahme des Tourismus-Pioniers interessiert. Bei Anleihen des Unternehmens griffen Anleger ebenfalls beherzt zu. Dies drückte die Rendite der bis 2022 laufenden Titel auf 16,785 von 19,423 Prozent.

Stahlwerte litten dagegen unter enttäuschenden Zahlen von Steel Dynamics, sagten Börsianer. Umsatz und Gewinn des US-Konkurrenten blieben mit 2,8 Milliarden Dollar beziehungsweise 0,91 Dollar je Aktie hinter den Markterwartungen zurück. Vor diesem Hintergrund verloren Aktien der europäischen Hersteller ArcelorMittal, Salzgitter und Thyssenkrupp bis zu 2,5 Prozent. Steel Dynamics gaben im vorbörslichen US-Geschäft 1,5 Prozent nach. Die Titel von US Steel lagen knapp im Minus.

Die Aktien von Walt Disney markierten mit 133,22 Dollar dagegen ein Rekordhoch. Am Mittwoch startet "Avengers: Endgame" in den Kinos. Experten zufolge könnte der Superhelden-Film bisherige Einspiel-Rekorde knacken.

rtr