Die Meldungen zur Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer seien zwar eine willkommene Nachricht, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets. "Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass sich Deutschland, Frankreich und Großbritannien mitten in einem Teil-Lockdown befinden." Einige Anleger schöben diese Bedenken aber offenbar beiseite und positionierten sich für eine Zeit nach der Pandemie.

Dies spiegelte sich im Ölpreis wider. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um fast drei Prozent auf 44,80 Dollar je Barrel (159 Liter). Sie erhalte zusätzlichen Rückenwind durch den überraschend starken Rückgang der US-Lagerbestände, sagte Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg.

"SICHERE HÄFEN" WENIGER ATTRAKTIV


Im Gegenzug liefen weitere Investoren aus "sicheren Häfen" wie Bundesanleihen aus. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Zwei-Monats-Hoch von minus 0,456 Prozent. "Ein weiterer Anstieg der Renditen wird aber von mehreren Faktoren gebremst", sagte Timothy Graf, Chef-Anlagestratege des Vermögensberaters State Street. Einer davon sei die Tatsache, dass ein Ende der Wertpapierkäufe durch die großen Notenbanken nicht in Sicht sei.

Aus demselben Grund sei die aktuelle Schwäche der "Antikrisen-Währung" Gold nur vorübergehend, sagte Rohstoff-Experte Harshal Barot von der Beratungsfirma Metals Focus. Das auch als Inflationsschutz genutzte Edelmetall verbilligte sich um 0,4 Prozent auf 1869 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

TÜRKISCHE LIRA IM AUFWIND - BREXIT LASTET AUF PFUND


Am Devisenmarkt rückte die türkische Lira ins Rampenlicht, nachdem Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan eine neue Wachstumsstrategie ausgerufen hatte. Außerdem will er sein Land stärker für ausländische Investoren öffnen. Daraufhin fiel der Dollar um bis zu 3,7 Prozent auf 7,8470 Lira, und der Euro rutschte um mehr als vier Prozent auf 9,2205 Lira ab.

Das Pfund Sterling konnte wegen Verzögerungen bei den Brexit-Verhandlungen sein anfängliches Sechs-Monats-Hoch von 1,1284 Euro nicht halten und kostete am frühen Nachmittag nur noch 1,1246 Euro. Der irischen Regierung zufolge ist es unwahrscheinlich, dass die EU und Großbritannien sich noch in dieser Woche auf ein Handelsabkommen einigen. Eine Unterschrift bis Mitte November gilt bislang als zwingend, damit ein Vertrag bis zum endgültigen EU-Austritt des Vereinigten Königreich zum Jahreswechsel von allen Mitgliedstaaten ratifiziert werden kann.

E.ON ÜBERZEUGT MIT ZAHLEN - AUSBLICK SETZT ABN AMRO ZU


Am deutschen Aktienmarkt gehörte E.ON mit einem Kursplus von gut einem Prozent zu den Favoriten. Das Quartalsergebnis des Versorgers sei besser ausgefallen als erwartet, kommentierte Analyst Tancrede Fulop vom Research-Haus Morningstar. Die bekräftigten Gesamtjahresziele schienen erreichbar.

In Amsterdam rutschten die Aktien von ABN Amro dagegen um bis zu sechs Prozent ab, obwohl die Bank ein Quartalsergebnis über Markterwartungen vorgelegt hatte. Das Institut warnte vor steigenden Kreditausfällen im kommenden Jahr, wenn staatliche Corona-Hilfen ausliefen.

rtr