Dieser Schritt sei als Absicherung gegen eine mögliche Abkühlung der US-Konjunktur zu verstehen, schreiben die Commerzbank-Volkswirten Christoph Balz und Bernd Weidensteiner in einer Analyse. "Wenn die Fed die Zinsen aus Vorsichtsgründen senken will, würde dies eigentlich einen Schritt um 50 Basispunkte nahelegen. Allerdings könnte dies der Markt auch als Signal auffassen, dass die Fed-Verantwortlichen sich ernsthafte Sorgen machen und womöglich etwas wissen, was der Markt nicht weiß." Bislang taxieren Investoren die Wahrscheinlichkeit einer US-Zinssenkung um 50 Basispunkte - also einen halben Prozentpunkt - auf knapp 20 Prozent.

Größere Kursgewinne von Dax & Co in der neuen Woche seien aber nicht zu erwarten, prognostiziert Portfolio-Manager David Wehner vom Vermögensverwalter Do Investment. Schließlich hätten Fed und auch die Europäische Zentralbank (EZB) Investoren auf eine Lockerung der Geldpolitik eingestimmt. In der alten Woche legte der deutsche Leitindex etwa ein Prozent zu.

KONJUNKTURDATEN IM LICHTE DER GELDPOLITIK


Die Konjunkturdaten der neuen Woche werden Börsianer auf mögliche Auswirkungen auf die Geldpolitik abklopfen. "Sollte sich neben der Unternehmens- auch die Verbraucherstimmung eintrüben, würde das für eine ernstere Wachstumsabschwächung sprechen", sagt Robert Greil, Chef-Anlagestratege des Bankhauses Merck Finck.

Besonders gespannt warten Anleger auf die US-Beschäftigtenzahlen am Freitag. Einen Vorgeschmack liefern die Daten der privaten US-Arbeitsagentur ADP am Mittwoch - wenige Stunden vor Bekanntgabe des Fed-Zinsentscheids. Hinweise auf das Tempo der erwarteten Lockerung der Geldpolitik erhoffen sich Börsianer auch von den US-Konsumausgaben am Dienstag. Die Einkäufe der Verbraucher gelten als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Wenige Stunden davor werden die Barometer für die Stimmung der deutschen und europäischen Verbraucher veröffentlicht. Am Donnerstag folgen die Indizes für die Laune der deutschen und europäischen Einkaufsmanager.

Vom Dauerbrenner-Thema Zollstreit zwischen den USA und China erwartet Finanzmarkt-Experte Tobias Vogt vom Vermögensverwalter Lazard vorerst keine größeren Störfeuer. "Der US-Präsident ist bereit zu provozieren, jedoch vorerst besonnen genug, keine weitere Eskalation mit China zu riskieren." Mit einem Auge schielen Börsianer allerdings auf die Spannungen zwischen dem Westen und Iran. Eine Eskalation würde den Ölpreis in die Höhe treiben.

BILANZSAISON STEUERT NÄCHSTEM HÖHEPUNKT ENTGEGEN


Unabhängig davon rollt eine neue Welle von Firmenbilanzen auf die Anleger zu. Allein aus dem Dax legt ein knappes Dutzend Firmen Geschäftszahlen vor. Dazu gehören der mit milliardenschweren US-Klagen wegen des umstrittenen Unkraut-Vernichters Glyphosat kämpfende Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer. Hinzu kommen der Autobauer BMW, der Elektrotechnik-Konzern Siemens oder der Versicherer Allianz. Im Ausland öffnen unter anderem der Siemens-Rivale General Electric (GE) und der Kosmetik-Hersteller L'Oreal ihre Bücher. Der iPhone-Anbieter Apple veröffentlicht ebenfalls eine Zwischenbilanz.

rtr