Anleger waren am Dienstag kaufkräftig an den Börsen unterwegs. Der Leitindex DAX knüpfte an seinen starken Wochenauftakt an und legte weiter zu. Zwischenzeitlich hatte das Börsenbarometer ein neues Erholungshoch seit dem Tiefpunkt des Corona-Crashs Mitte März erreicht. Für Optimismus sorgten unter anderem positive signale in der Corona-Krise. "Immer mehr Länder gehen, wenn auch nur sehr kleine, Schritte aus dem Lockdown heraus in Richtung Normalität", schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Auch wenn der Weg bis dahin noch sehr weit sei, verstärke sich an den Börsen mit den Lockerungsmaßnahmen auch die Hoffnung auf eine baldige wirtschaftliche Erholung.

Die Hoffnung auf ein V-förmige Erholung der Wirtschaft könnte sich allerdings als Trugschluss erweisen, warnte BayernLB-Analyst Wolfgang Kiener. Als Folge der Pandemie könnten die bislang eher sparunwilligen Verbraucher in angelsächsisch geprägten Ländern ihr Geld künftig stärker zusammenhalten. Ältere und teilweise kaufkräftige Konsumenten könnten noch für längere Zeit eher daheimbleiben. "Ein wichtiger Teilbereich des Konsums, der Tourismus, sollte sich überhaupt nur langsam erholen."

Investoren wurden jedoch etwas risikofreudiger und zogen sich aus "sicheren Häfen" wie der Weltleitwährung Dollar zurück. Im Gegenzug verteuerte sich der Euro. Die "Antikrisen-Währung" Gold verbilligte sich um 0,5 Prozent auf 1706,39 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Die Turbulenzen am Ölmarkt setzten sich derweil fort: "Für die geringe Nachfrage ist das Angebot weiterhin viel zu hoch", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Wegen der Coronavirus-Restriktionen ist der weltweite Energiebedarf um etwa 30 Prozent eingebrochen. Die unlängst beschlossene Drosselung der Fördermenge fängt nur einen Teil des Ausfalls auf. Da die Rohöl-Lagerkapazitäten fast erschöpft seien, fürchteten Anleger einen Preisrutsch von WTI unter null wie vergangene Woche, sagte Harry Tchilinguirian, Chef-Anlagestratege für Erdöl bei der Bank BNP Paribas.

Bei den DAX-Werten kam die Aktie von Wirecard unter die Räder und verlor fast 26 Prozent. Der erhoffte Befreiungsschlag durch die KPMG-Sonderprüfung der Bilanz blieb aus. Der Zahlungsdienstleister selbst sieht sich weiter entlastet. In den Prüfbereichen hätten sich für die Jahre 2016 bis 2018 nach wie vor keine substanziellen Feststellungen ergeben, die Korrekturen erforderlich gemacht hätten. Allerdings hätten die Prüfer von KPMG bei Wirecard Dokumentations- und Organisationsschwächen festgestellt. Diese seien vom Konzern bereits identifiziert worden. Analyst Sandeep Deshpande von der Bank JPMorgan befürchtete, dass der Bericht die Zweifler nicht zufrieden stellen wird. Als DAX-Spitze ging Siemens gefolgt von Allianz und Infineon aus dem Handel.

Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war


Noch keine Einigung zu Lufthansa-Rettung - Staat bereitet Einstieg vor
In den Verhandlungen um mögliche Staatshilfen für die Lufthansa gibt es noch keine Einigung, hieß es in der Bundesregierung. Nach weiteren dpa-Informationen vom Dienstag wird nicht damit gerechnet, dass die bislang unverbindlichen Gespräche noch diese Woche mit einem Ergebnis beendet werden. Bei einem Konzern dieser Größe und der möglichen Höhe der Unterstützung müsse klug vorgegangen werden, hieß es. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge bereitet sich der Staat auf einen Einstieg als Anteilseigner vor.

Lufthansa prüft auch Insolvenz im Schutzschirmverfahren
In den Verhandlungen um mögliche Corona-Hilfen prüft die Lufthansa auch eine Insolvenz in Eigenverwaltung anstelle eines direkten Staatseinstiegs. Entsprechende Informationen der Gewerkschaft Ufo wurden am Dienstag von einem Unternehmenssprecher in Frankfurt bestätigt.

Lufthansa-Chef Spohr warnt vor zu großem Staatseinfluss
Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat vor einem zu großen Staatseinfluss auf sein Unternehmen in der Folge möglicher Hilfskredite gewarnt. Der Luftverkehr sei zwar immer politisch gewesen, aber es dürfe nie eine politisch verordnete Frage werden, "ob wir von München oder von Zürich aus nach Osaka fliegen", sagte der Vorstandschef der Wochenzeitung "Die Zeit". Das sei eine zentrale Frage für die Zukunft des Unternehmens.

Wirecard kann Zweifel mit KPMG-Sonderbericht nicht ausräumen
Die mit Spannung erwartete Sonderprüfung der Wirecard-Bücher hat nicht alle Zweifel an den Geschäftspraktiken des Zahlungsdienstleisters ausräumen können. Auch wenn die eigens beauftragten Wirtschaftsprüfer von KMPG bisher keinen sprichwörtlichen "rauchenden Colt" bei den Aschheimern finden konnten - Bedenken bleiben. So konnte KPMG einige wichtige Daten nicht einsehen, in einem wichtigen Teilaspekt der Prüfung konnten sich die Prüfer gar nicht zu einem Urteil durchringen. Wirecard-Chef Markus Braun blieb am Dienstag in einer Telefonkonferenz jedoch beharrlich: KPMG habe "ganz klar keinen Beleg" für aufgebrachte Vorwürfe gefunden.

Chefwechsel bei RWE - Krebber soll Schmitz ablösen
Beim Energiekonzern RWE ist die Nachfolge von Vorstandschef Rolf Martin Schmitz geregelt. Finanzvorstand Markus Krebber solle Schmitz am 1. Juli kommenden Jahres ablösen. Das habe der Aufsichtsrat beschlossen, teilte RWE am Dienstag mit. Dann laufe der Vertrag von Schmitz aus. Der 62-Jährige führt der Dax-Konzern seit 2016. Er hatte bereits Anfang des Jahres angedeutet, das Amt im kommenden Jahr abzugeben.

Lieferdienst Delivery Hero setzt in Corona-Krise auf Zusatzgeschäfte
Der Essenslieferdienst Delivery Hero hat auch in der Corona-Krise weiter ein starkes Wachstum verzeichnet und will künftig stärker von Lieferungen anderer Waren profitieren. Beim sogenannten Quick Commerce mit schnellen Lieferungen aus angebundenen Geschäften will Delivery Hero Vorreiter sein, wie Vorstandschef Niklas Östberg am Dienstag in einer Telefonkonferenz sagte. Neben Lebensmitteln könnten auch zum Beispiel Medikamente über die eigene Plattform schneller zum Kunden gebracht werden.

Kion mit Gewinnrückgang - Auftragslage stabil - Aktie verliert
Der Gabelstapler-Hersteller Kion hat im ersten Quartal die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren bekommen. So musste das Unternehmen einen erheblichen Gewinnrückgang hinnehmen. Die Auftragslage zeigte sich hingegen dank der hohen Nachfrage nach Automatisierungslösungen in der Lieferkettenlogistik noch recht stabil. Die Zahlen fielen schlechter aus als von Analysten angenommen. Die Aktie gab am Dienstagvormittag nach dem Kurssprung zum Wochenauftakt deutlich nach.

Bayer trotzt Corona-Krise - betont auf Hauptversammlung aber auch Risiken
Die Corona-Pandemie hat dem Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer bisher wenig anhaben können, dennoch sieht Konzernchef Werner Baumann Risiken. "Wir stecken mitten in einer Krise, deren weiterer Verlauf derzeit nicht abgeschätzt werden kann", sagte der Manager auf der Hauptversammlung des Konzerns am Dienstag. Wegen der Pandemie wird das Aktionärstreffen erstmals komplett online durchgeführt.

US-Baumaschinenhersteller Caterpillar bekommt Corona-Krise deutlich zu spüren
Die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie haben den Baumaschinenhersteller Caterpillar im ersten Quartal erheblich belastet. Während der Umsatz um rund ein Fünftel auf 10,6 Milliarden US-Dollar (rund 9,8 Milliarden Euro) absackte, brach der Gewinn je Aktie sogar um knapp 40 Prozent auf 1,98 Dollar ein, wie Caterpillar am Dienstag in Deerfield im US-Bundesstaat Illinois mitteilte. Der deutliche Erlösrückgang sei zum einen auf geringere Nachfrage zurückzuführen sowie zum anderen auf die Reduzierung der Lagerbestände von Händlern, hieß es.

Siltronic hält Umsatz stabil und bestätigt Dividende - Aktie steigt
Eine starke Chipnachfrage hat den Hersteller von Halbleiterwafern Siltronic im ersten Quartal gestützt. Zwar seien die Durchschnittserlöse leicht gesunken, doch habe ein Anstieg der verkauften Waferfläche das fast ausgeglichen, wie das Unternehmen am Dienstag in München mitteilte. Damit lief es besser, als Analysten im Durchschnitt erwartet hatten. Die Aktie legte deutlich zu.

United Parcel Service streicht wegen Corona-Krise Geschäftsziele für 2020
Die Corona-Krise durchkreuzt die Geschäftspläne des US-Paketdiensts UPS. Trotz eines Paketbooms im ersten Quartal nahm das Management seine Prognosen für das laufende Jahr zurück, wie United-Parcel-Service (UPS) am Dienstag in Atlanta mitteilte. Um das Geld beisammen zu halten, drosselt UPS die Investitionen und stoppt den Rückkauf eigener Aktien vom Markt. Die Ausschüttung der Dividenden habe Priorität, hieß es. Für die UPS-Aktie ging es im vorbörslichen US-Handel um zwei Prozent abwärts.

Corona-Krise beschert Maskenhersteller 3M Geschäftszuwächse
Der für seine Atemschutzmasken bekannte US-Mischkonzern 3M profitiert in der Corona-Pandemie von erhöhter Nachfrage nach Schutzausrüstung. Im ersten Quartal legte der Gewinn im Jahresvergleich um rund 45 Prozent auf 1,3 Milliarden US-Dollar (1,2 Mrd Euro) zu, wie 3M am Dienstag mitteilte. Der Umsatz stieg um knapp drei Prozent auf 8,1 Milliarden Dollar. Konzernchef Mike Roman berichtete von starkem Wachstum in der Sparte für Sicherheitsbedarf, allerdings würden andere Bereiche durch die Pandemie belastet. Seine Jahresprognose zog der Konzern wegen erhöhter Ungewissheit zurück.

US-Pharmakonzern Merck & Co. dampft Ziele wegen Coronavirus ein
Der US-Pharmakonzern Merck & Co schraubt seine Jahresprognose wegen der Corona-Pandemie herunter. Der Umsatz soll im Gesamtjahr zwischen 46,1 und 48,1 Milliarden US-Dollar (42,5 bis 44,4 Milliarden Euro) liegen, wie der Konzern am Dienstag in New Jersey mitteilte. Im schlimmsten Fall würden die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr damit um knapp zwei Prozent zurückgehen. Zuvor hatte das Management um Konzernchef Kenneth Frazier noch eine Spanne von 48,8 bis 50,3 Milliarden Dollar und damit ein Plus von mindestens vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr angepeilt. Die Aktie gab vor Handelsbeginn leicht nach.

Corona-Pandemie brockt HSBC Gewinneinbruch ein
Die Corona-Pandemie hat die britische Großbank HSBC bereits zum Jahresauftakt schwer getroffen. Die stark im Asiengeschäft engagierte Bank legte im ersten Quartal drei Milliarden Dollar für mögliche Kreditausfälle infolge der Corona-Krise zurück - deutlich mehr als von Analysten erwartet und so viel wie seit fast neun Jahren nicht mehr. Unter dem Strich brach der Nettogewinn auch wegen anderer Effekte um mehr als die Hälfte ein, wie das Institut am Dienstag in London mitteilte.

rtr/dpa-AFx/iw