Mario Draghi signalisierte auf der EZB-Notenbank-Konferenz, bei Bedarf die Geldpolitik lockern zu wollen, sollte sich der Wirtschaftsausblick nicht verbessern. Zudem lieferte auch US-Präsident Donald Trump weiteren Treibstoff. So kündigte dieser kurz nach dem Handelsauftakt an, dass es zu einem ausführlichen Treffen mit Chinas Amtskollegen Xi Jinping beim G20-Gipfel kommen werde.

Zur Schlussglocke stand der Aktienindex DAX bei 12.331 Punkten - ein Plus von 2,0 Prozent. Damit liegt er in Schlagdistanz zu seinem Jahreshoch bei 12.435 Zählern, welches er am 3. Mai markiert hatte. Der Euro Stoxx 50 lege ebenfalls um beeindruckende 2,2 Prozent auf 3457 Zähler zu.

Auch jenseits des Atlantiks griffen Anleger in der Hoffnung auf eine Lockerung der Fed-Geldpolitik beherzt zu. Die wichtigen US-Indizes verzeichneten ebenfalls satte Zuschläge.

Gesucht waren am Dienstag die Anteile von thyssenkrupp, die um 5,2 Prozent in die Höhe schnellten. Weitere Gewinner im Bluechip-Index DAX waren RWE, adidas und Covestro, die um vier Prozent hinaufkletterten.

Die rote Laterne beim DAX trug dagegen der Kranich-Titel Lufthansa, der um 2,4 Prozent nachgab. Bereits am Vortag war die Aktie nach einer Gewinnwarnung auf Talfahrt gegangen und um fast 12 Prozent eingeknickt. Heute belasteten negative Analystenstimmen, die von ihren Kaufempfehlungen abrückten.

Heiß her ging es bei der Hauptversammlung des Zahlungsabwicklers Wirecard: Wegen der Affäre um Unregelmäßigkeiten in Singapur und wiederholten Kursabstürzen musste das Unternehmen scharfe Kritik von beunruhigten Aktionären einstecken. Wirecard-Vorstand Markus Braun bestätigte heute wiederholt die laufenden Gewinnprognosen. Der Manager ist mit sieben Prozent größter Einzelaktionär. Die Wirecard-Notierung schloss den Handelstag mit einem Aufschlag von zwei Prozent auf 154,90 Euro.

Auf Talfahrt ging heute die Siltronic-Aktie: Der Hersteller von Wafern für Halbleiter-Unternehmen musste bereits zum zweiten Mail im laufenden Jahr den Ausblick revidieren. Wie der MDAX-Konzern mitteilte, lasten die weltweiten Unsicherheiten sowie die Exportbeschränkungen der US-Regierung gegenüber chinesischen Technologiekonzernen auf der Nachfrage in der gesamten Branche. Die Papiere brachen in der Spitze auf 49,13 Euro ein, konnten sich jedoch zum Handelsende wieder etwas erholen. Dennoch bleibt ein fettes Minus von knapp fünf Prozent.

Der Treiber für die Aktienmärkte, die EZB-Geldpolitik möglicherweise lockern zu wollen, sorgte bei der Einheitswährung dagegen für Verluste: So rutschte der Euro am Dienstag-Vormittag unter die Marke von 1,12 US-Dollar. Zu Stunde wird er bei 1,119 Dollar gehandelt.

Eine Feinunze Gold kostet aktuell 1347 US-Dollar.

Was am Dienstag an der Börse sonst noch wichtig war


Verärgerte Aktionäre kritisieren Wirecard-Chefs: Bessere Kommunikation gefordert
Nach wiederholten Kursstürzen bei der Aktie des Zahlungsdienstleisters Wirecard haben beunruhigte Aktionäre und Investoren ihrem Ärger Luft gemacht. Bei der Hauptversammlung des Dax-Unternehmens forderten mehrere Aktionärsvertreter unter Beifall der rund 1500 Aktionäre mehr Erklärungen und eine bessere Kommunikation von Vorstandschef Markus Braun und seinen Kollegen.

Agentur - Deutsche Bank will Finanzchef austauschen
Die Deutsche Bank plant einem Medienbericht zufolge einen größeren Umbau ihres Top-Managements. Bankboss Christian Sewing erwäge die Ablösung von Finanzchef James von Moltke, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Dienstag. Das "Manager Magazin" schrieb darüber hinaus, Sewing werde möglicherweise Garth Ritchie als Leiter des Investmentbankings ablösen, um den geplanten Umbau der Sparte zur Chefsache zu machen. Derzeit diskutiere er dies mit Vertrauten. Ob Sewing das Ressort dann auch am Ende wirklich übernehme, hänge vom Zuschnitt der Einheit nach dem geplanten Umbau ab. Die Deutsche Bank lehnte einen Kommentar ab.

Handelskrieg und Halbleiterflaute belasten Siltronic - Gewinnwarnung
Der Handelskrieg zwischen den USA und China hinterlässt auch bei deutschen Unternehmen immer mehr Spuren: Der Hersteller von Wafern für Halbleiterunternehmen Siltronic muss bereits zum zweiten Mail im laufenden Jahr beim Ausblick zurückrudern. Die weltweiten Unsicherheiten und die Exportbeschränkungen der US-Regierung gegenüber chinesischen Technologiekonzernen lasten auf der Nachfrage in der Branche, teilte der MDax-Konzern am Montagabend mit. Die bereits im April gesenkten Umsatz- und Gewinnziele dürften daher kaum noch erreicht werden. Für den Aktienkurs zeichnet sich eine Fortsetzung der Talfahrt ab.

Infineon zapft Kapitalmarkt für Cypress-Kauf an - Aktie fällt
Der Chiphersteller Infineon hat sich einen Teil der benötigten neun Milliarden Euro für die geplante Übernahme des US-Konkurrenten Cypress Semiconductor über eine Kapitalerhöhung besorgt. Der Halbleiterkonzern platzierte dazu knapp 113 Millionen neue Aktien zu einem Preis von je 13,70 Euro in einem beschleunigten Verfahren bei institutionellen Investoren. Gegenüber dem Schlusskurs vom Montag entspricht das einem Abschlag von 4,6 Prozent. Vor Kosten und Provisionen nahm Infineon damit 1,55 Milliarden Euro ein, wie das Unternehmen aus Neubiberg bei München in der Nacht zu Dienstag mitteilte.

Senat beschließt Eckpunkte für fünfjährigen Mietenstopp in Berlin
Der rot-rot-grüne Berliner Senat will einen fünfjährigen Mietenstopp in der Hauptstadt einführen. Die Regierung einigte sich am Dienstag auf entsprechende Eckpunkte, wie Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) nach der Senatssitzung sagte. Sie sollen den Rahmen für einen Gesetzentwurf bilden, der Mitte Oktober beschlossen werden soll. Das Gesetz soll - so der Plan - spätestens im Januar 2020 in Kraft treten, wie die Senatorin betonte. Im Vorfeld war massive Kritik seitens der Wohnungswirtschaft und anderen Parteien an einem Mietendeckel geäußert worden. Es ist auch damit zu rechnen, dass geklagt wird.

EuGH: Deutsche Pkw-Maut ist rechtswidrig
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat die Pkw-Maut in Deutschland gestoppt. Sie sei rechtswidrig und diskriminierend, da ihre wirtschaftliche Last praktisch ausschließlich auf den Haltern und Fahrern von in anderen EU-Staaten zugelassenen Fahrzeugen liege, erklärten die obersten EU-Richter am Dienstag in Luxemburg. Die Einführung der Maut nach dem jetzigen Modell ist damit nicht möglich.

Vapiano tief in roten Zahlen - erst 2021 wird wieder Gewinn erwartet
Nach einem heftigen Verlust sieht sich die angeschlagene Kölner Restaurantkette Vapiano erst 2021 zurück in der Gewinnzone. "Das vergangene Jahr war eine Enttäuschung für uns, nun blicken wir aber nach vorne - die Finanzierung ist bis 2022 gesichert", sagte Vapiano-Vorstandschef Cornelius Everke am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Köln. Vapiano-Aktien standen mit leichten Abschlägen in einem insgesamt festen Gesamtmarkt etwas unter Druck.

rtr/dpa-AFX/ks