Nach dem jüngsten Höhenflug haben die Anleger im DAX am Freitag die Handbremse angezogen. In den vergangenen Tagen und Wochen hatte der Index deutlich zugelegt und am Donnerstag den höchsten Stand seit Anfang vergangenen Jahres erreicht. Die Hoffnung auf ein Ende des Zollstreits zwischen den USA und China hatte die Kurse beflügelt.

Damit steuert der Dax auf ein Wochenplus von rund zwei Prozent sowie die fünfte Gewinnwoche in Folge zu. Seit dem Zwischentief von Anfang Oktober steht eine Erholung von mehr als elf Prozent zu Buche und im bisherigen Jahresverlauf ein sattes Plus von 25 Prozent. Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank betonte die relative Stärke des Leitindex gegenüber den US-Börsen, da institutionelle Anleger offenbar jeden kleineren Kursverlust für Käufe nutzten. Er rechnet zudem bis zum Jahresende mit keinen geopolitischen Störfeuern mehr.

Am Freitag verunsicherten Aussagen von US-Präsident Donald Trump die Anleger. Er sagte, er habe dem schrittweisen Abbau der Strafzölle, die beide Nationen gegenseitig verhängt hatten, nicht zugestimmt. Der DAX weitere daraufhin sein Minus aus.

Auch an den US-Börsen legten die Anleger eine Verschnaufpause ein. Die drei großen US-Indizes verloren im frühen Handel jeweils 0,1 Prozent.

Auf Unternehmensseite stand die Allianz mit den Quartalszahlen im Fokus der Anleger. Der Versicherungskonzern sieht sich auf Kurs, einen Rekordgewinn im Gesamtjahr zu erzielen. Der stabile operative Quartalsgewinn fiel zwar ein wenig besser als erwartet aus, der Zwischenbericht insgesamt laut Händlern aber nur durchwachsen. Dass die Allianz auf Jahressicht nun optimistischer ist und einen operativen Gewinn in der oberen Hälfte ihrer Zielspanne von 11 bis 12 Milliarden Euro erwartet, beeindrucke ebenfalls nicht - Analysten hätten im Schnitt schon mit rund 11,9 Milliarden Euro gerechnet. Die Aktie verlor rund zwei Prozent. Unsere Einschätzung zur Allianz-Aktie finden Sie hier.

Was am Freitag an der Börse sonst noch wichtig war

Daimler-Chef Källenius will Managerposten streichen
Daimler-Chef Ola Källenius setzt mit seinem Sparprogramm bei den Führungskräften des Autobauers an. Laut Betriebsrat sollen weltweit 1100 Stellen auf den verschiedenen Management-Ebenen wegfallen. In Deutschland wäre es etwa jede zehnte, wie Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht am Freitag in einem Info-Brief an die Mitarbeiter schrieb, der auch der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zuvor hatten "Süddeutsche Zeitung" und "Handelsblatt" darüber berichtet. Daimler wollte das nicht kommentieren. Källenius will erst kommende Woche einen Einblick in seine Strategie für die nächsten Jahre geben.

Deutsche Pfandbriefbank erwartet mehr Gewinn - Aktie legt zu
Die Deutsche Pfandbriefbank rechnet nach einem starken dritten Quartal auch für das Gesamtjahr mit mehr Gewinn. Für 2019 peilt das Management jetzt ein Vorsteuerergebnis von 205 bis 215 Millionen Euro an, wie das Geldhaus am Donnerstagabend in München mitteilte. Zuletzt war Vorstandschef Andreas Arndt von etwa 190 Millionen Euro ausgegangen. Mit der neuen Prognose ist es nun denkbar, dass die Bank ihren Vorsteuergewinn von 215 Millionen aus dem Vorjahr wieder erreicht. Arndt hatte das Gewinnziel bereits im Juni angehoben.

Schwacher Nutzfahrzeugmarkt treibt Jost zu Gewinnwarnung - Aktie fällt
Der Lkw-Zulieferer Jost Werke wird wegen zunehmender Probleme im Nutzfahrzeugmarkt vorsichtiger. Die von dem SDax-Unternehmen beobachtete Verschlechterung in allen Regionen werde voraussichtlich über die typische saisonale Schwäche eines vierten Quartals deutlich hinausgehen, teilte Jost am Donnerstagabend in Neu-Isenburg mit.

Disney muss trotz Kinohits Gewinneinbruch verkraften
Der Entertainment-Gigant Walt Disney hat im vergangenen Quartal trotz erfolgreicher Kino-Produktionen einen Gewinneinbruch erlitten. Hohe Sonderkosten und Ausgaben für den Ausbau des Streaming-Geschäfts drückten den Überschuss im fortgeführten Geschäft in den drei Monaten bis Ende September im Jahresvergleich um fast zwei Drittel auf 785 Millionen Dollar (710 Mio Euro). Das teilte Disney am Donnerstag nach US-Börsenschluss mit.

Flugbegleiter streiken weiter - Hunderte Lufthansa-Flüge ausgefallen
Am zweiten Tag der Flugbegleiter-Streiks bei Lufthansa haben Passagiere wieder zahlreiche Ausfälle hinnehmen müssen. Hunderte Flüge wurden am Freitag annulliert - vor allem an den beiden Drehkreuzen der Airline in Frankfurt und München.

rtr/dpa-AFX/fh