Nach der Eröffnung der Wall Street schöpfen Europas Anleger neuen Mut: Dax und EuroStoxx50 weiten ihre Gewinne aus und legen je 1,4 Prozent zu: Der Dax notiert mit 9957 Zählern wieder in Reichweite der psychologisch wichtigen 10.000-Punkte-Marke. Mitte September hatte der Leitindex zuletzt darüber geschlossen. Dow-Jones - und S&P500 liegen 0,5 und 0,2 Prozent höher.

"Das steht alles auf wackeligen Beinen", sagte ein Händler. "Die Anleger wissen einfach nicht, was sie machen sollen." Die Märkte seien zwischen Bangen und Hoffen hin- und hergerissen. Zum einen zeige der Rückgang der deutschen Auftragseingänge, dass die größte Volkswirtschaft der Euro-Zone gegen die schwächelnde Konjunktur in China nicht immun sei. Zum anderen wetteten viele weiterhin auf eine Fortsetzung der Nullzinspolitik. "Die Jahresendrally kann noch kommen, aber sie kann auch einfach ausfallen", brachte ein Börsianer die Stimmung auf den Punkt.

VW UND K+S MIT HEFTIGEN KURSSCHWANKUNGEN



Sehr positiv wurde das Börsendebüt von Covestro aufgenommen. Mit 26,73 Euro notierten die Titel am Nachmittag mehr als elf Prozent über dem dem Ausgabekurs von 24 Euro. Die Bayer -Kunststofftochter legte den größten Börsengang in Deutschland seit mehr als acht Jahren aufs Parkett. Die Aktien avancierten zudem mit einem Handelsvolumen von rund neun Millionen Stück vor E.ON und RWE zum Umsatz-Spitzenreiter auf Xetra. "Das ist eine echte Bereicherung für den Kurszettel", sagte ein Händler. Covestro hatte aber dem Erfolg etwas nachgeholfen und wegen der Börsenturbulenzen der vergangenen Wochen beim Emissionsvolumen abgespeckt und die Papiere billiger angeboten.

An der Dax-Spitze wechselten sich die Gewinner munter ab. Eindeckungen katapultierten zeitweise VW und K+S je um bis zu mehr als drei Prozent in die Höhe. Zeitweilig verloren beide Titel aber auch mehr als zwei Prozent. VW bleibt wegen des Diesel-Abgas-Skandals angeschlagen, beim Düngemittelkonzern K+S zweifeln die Anleger an der Entscheidung des Managements, eine Offerte des kanadischen Rivalen Potash abzuweisen.

HHLA FALLEN AUF REKORDTIEF - BRAAS EBENFALLS TIEFER



Gewinnmitnahmen machten den Versorgern zu schaffen: RWE verloren 6,7 Prozent, E.ON 1,6 Prozent. In den letzten fünf Handelstagen hatten technische Eindeckungen RWE um 22 und E.ON um 17 Prozent in die Höhe getrieben. Insgesamt bleibt Händlern zufolge die Stimmung für die Energiekonzerne angesichts unklarer Kosten für den Rückbau von Atomkraftwerken negativ.

Im Kleinwerte-Index SDax sorgten HHLA mit einem Kursrutsch von bis zu 6,7 Prozent auf ein Rekordtief von 13,41 Euro für Aufsehen. Der Hafenbetreiber hatte am Vorabend seine Gewinnziele für 2015 gekappt. Die ebenfalls im SDax gelisteten Braas Monier büßten 5,3 Prozent auf 22,83 Euro ein. Alt-Eigner des Dachpfannen-Herstellers hatten Teile ihrer Aktienbestände versilbert und 3,3 Millionen Papiere zum Preis von je 22,75 Euro auf den Markt geworfen.

Reuters