"Jetzt beginnt für den deutschen Aktienmarkt die jahreszeitlich schwächste Phase des Jahres", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Für den Moment scheine auch die Rekordjagd an der New Yorker Börse als ein mögliches Zugpferd für Europas Börsen auszufallen. Die drohende Zuspitzung der Handelskonflikte zwischen den USA und anderen großen Volkswirtschaften hatte am Freitag die Wall Street gebremst.

US-Präsident Donald Trump drohte am Wochenende via Twitter, das geplante Handelsabkommen mit Kanada platzen zu lassen. "Es ist recht schwierig, Hoffnungen auf die Verhandlungen mit China zu setzen, wenn die Gespräche mit Kanada, die als problemlos galten, nicht gut laufen", sagte Yukio Ishizuki, Anlagestratege des Brokers Daiwa. Trump will im Laufe der Woche zusätzliche Strafzölle auf chinesische Importe im Volumen von 200 Milliarden Dollar verhängen. Börsianer rechnen mit entsprechenden Gegenmaßnahmen der Volksrepublik.

Die Sorge um die Schwellenländer ließ die Anleger ebenfalls nicht los. Zeitweise geriet die türkische Lira nach Inflationsdaten erneut unter Druck. Die Teuerung hatte im August mit 17,9 Prozent den höchsten Stand seit Ende 2003 erreicht. Die Ankündigung von Gegenmaßnahmen durch die türkische Zentralbank verschaffte der Lira nur kurz Luft nach oben. Der Dollar, der kurz um über drei Prozent auf 6,7304 Lira kletterte, notierte am Nachmittag über ein Prozent höher.

AUTOBAUER UNTER DRUCK - FURCHT VOR US-STRAFZÖLLEN

Auch für die EU sei der Handelsstreit mit den USA trotz des Deals zwischen Trump und Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker vom Juli noch nicht vom Tisch, warnte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus AxiTrader. "Strafzölle auf europäische Autos sind noch immer möglich." Der europäische Branchenindex für Fahrzeug-Hersteller und Zulieferer büßte 1,3 Prozent ein. Im Dax waren Volkswagen mit einem Abschlag von über zwei Prozent das Schlusslicht. Die Papiere litten Börsianern zufolge zusätzlich unter einem Bericht der "Bild am Sonntag", demzufolge der Wolfsburger Konzern auch bei einigen Modellen mit Benzinmotor die Abgastests manipuliert hat. "Das ist nicht neu, aber wo Rauch ist, ist auch Feuer", sagte ein Aktienhändler. Daimler und BMW verloren je etwa eineinhalb Prozent.

Weiter im Aufwind waren Wirecard, die mit einem Plus von über drei Prozent auf 197,20 Euro ihren Rekordkurs fortsetzten. Der Finanzdiensleister hatte in der vergangenen Woche die Börsenschlagzeilen dominiert, denn die derzeit noch im TecDax gelisteten Aktien könnten bei der nächsten Dax-Überprüfung die Titel der Commerzbank in der ersten Börsenliga ersetzen.

rtr