Am Dienstag übersprang der Leitindex erstmals seit Februar zeitweise wieder die Marke von 13.300 Punkten. Unterstützung kam durch die Einigung der EU auf das größte Haushalts- und Finanzpaket ihrer Geschichte. Im Laufe des Nachmittags bröckelten die Gewinne wieder leicht ab.

Nach mehr als viertägigen Verhandlungen einigten sich die 27 EU-Mitgliedstaaten auf den Kompromiss im Kampf gegen die Corona-Wirtschaftskrise. Das Paket über 1,8 Billionen Euro umfasst mehr als eine Billion Euro für den nächsten siebenjährigen Haushaltsrahmen und 750 Milliarden Euro für ein Konjunktur- und Investitionsprogramm gegen die Folgen der Pandemiekrise. "Der Dax feiert die Ergebnisse des EU-Gipfels und die Marktteilnehmer schieben alle Bedenken beiseite", kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank die Entwicklung. "Bargeld und liquide Mittel müssen nun angelegt werden und somit dürfte es zu weiteren Kurssteigerungen bei Aktien, Anleihen und Edelmetallen kommen." Der Goldpreis legte derweil um bis zu 0,9 Prozent auf 1832,37 Dollar je Feinunze (31 Gramm) zu und erreichte damit den höchsten Stand seit September 2011.

Dass die Technologiewerte an der US-Börse Nasdaq rechtzeitig vor den Quartalsberichten der Schwergewichte wieder im Rallymodus sind, gab den Börsen zusätzlichen Schub. Davon profitierten vor allem die hiesigen Tech-Werte wie etwa Infineon.

Unter den Einzelwerten kletterte Wirecard erneut an die DAX-Spitze. Gefolgt wurde der insolvente Zahlungsdienstleister von Continental und BMW. Als Schlusslicht und einziger Verlierer ging die Deutsche Bank aus dem Handel. Aussagen des Geldinstituts zur harten Kernkapitalquote Ende Juni und zu voraussichtlich leicht über den Analystenschätzungen liegenden Ergebnissen im zweiten Quartal schickten die Aktien auf Talfahrt.

Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war


Continental in Corona-Krise mit deutlichem Verlust - Aktie legt aber zu
Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental hat in der Corona-Krise wie erwartet einen deutlichen Dämpfer einstecken müssen. Weil die meisten Autofabriken rund um die Welt wochenlang stillstanden und die Autobauer ihre Abrufe bei den Zulieferern stoppten, sackte der Umsatz kräftig ab. Im operativen Geschäft fuhr der Dax-Konzern einen hohen Verlust ein, wie Conti am Montagabend in Hannover mitteilte. De Aussichten für das restliche Jahr kann das Management nach wie vor nur schwer einschätzen. An der Börse sorgten die Zahlen am Dienstag hingegen für etwas Erleichterung, weil Experten teils mit noch Schlimmerem gerechnet hatten.

Corona-Krise verschont Kapitalpolster der Deutschen Bank - Aktie verliert aber
Die Corona-Krise hat das Kapitalpolster der Deutschen Bank im zweiten Quartal nicht weiter in Mitleidenschaft gezogen. Die harte Kernkapitalquote (CET1) des Geldhauses lag Ende Juni mit 13,3 Prozent sogar einen halben Prozentpunkt höher als Ende März, wie der Dax-Konzern überraschend am Dienstag in Frankfurt mitteilte. So hätten Kunden ihre Kreditlinien, die sie wegen der Pandemie-Folgen zwischenzeitlich beansprucht hatten, zuletzt stärker zurückgeführt als vermutet. Die harte Kernkapitalquote der Bank habe sich dadurch besser entwickelt als von Analysten und der Bank selbst gedacht.

US-Berufungsgericht senkt Strafe für Bayer in Glyphosat-Urteil
Ein Berufungsgericht in den USA hat die Strafe für den Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer in einem Verfahren um angebliche Krebsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat deutlich gesenkt. Der Schuldspruch selbst hat jedoch weiter Bestand. Das könnte eine Signalwirkung für andere Kläger in dem Milliardendrama haben. Bayer begrüßte die Entscheidung in einer Stellungnahme als "Schritt in die richtige Richtung", betonte aber erneut, dass es sich bei dem Unkrautvernichter um ein sicheres Produkt handele und kündigte an, Rechtsmittel zu prüfen. Die Bayer-Aktien stiegen am Dienstag zwar um 1,7 Prozent, blieben aber dennoch hinter dem deutschen Leitindex Dax zurück.

Sartorius bestätigt Mittelfristprognosen - Aktie fällt nach Rekord
Der Pharma- und Laborausrüster Sartorius hat wenige Tage nach der Anhebung der Jahresziele trotz der derzeit erhöhten coronabedingten Nachfrage die Mittelfristprognose lediglich bestätigt. Bis 2025 soll der Umsatz auf rund vier Milliarden Euro steigen und die bereinigte Marge auf Basis des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bei etwa 28 Prozent liegen, wie das MDax-Schwergewicht am Dienstag bei der Vorlage des detaillierten Halbjahresberichts mitteilte. Grundlage dafür sei, dass sich die mittelfristigen Fundamentaldaten der Biopharma-Branche unverändert darstellten.

IBM kommt dank Cloud-Boom besser als erwartet durch Corona-Krise
Der IT-Dino IBM muss in der Corona-Krise zwar deutliche Abstriche machen, schlägt sich aber dank eines florierenden Cloud-Geschäfts bislang deutlich besser als erwartet. Im zweiten Quartal ging der Umsatz im Jahresvergleich um 5,4 Prozent auf 18,1 Milliarden Dollar zurück, wie der Konzern am Montag nach US-Börsenschluss mitteilte. Der Nettogewinn brach um 46 Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar ein. Trotz der starken Einbußen übertraf das Computer-Urgestein die Prognose der Wall-Street-Analysten klar.

Corona-Krise verhagelt Coca-Cola zweites Quartal
Der US-Getränkehersteller Coca-Cola hat die Auswirkungen der Corona-Pandemie im zweiten Quartal deutlich zu spüren bekommen. In den drei Monaten bis Ende Juni brach der Nettogewinn verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um fast ein Drittel auf 1,8 Milliarden Dollar (1,6 Mrd Euro) ein, wie der Pepsi-Erzrivale am Dienstag in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia mitteilte. Der Umsatz ging um 28 Prozent auf 7,2 Milliarden Dollar zurück.

Zuschlag für Milliardendeal: Adevinta übernimmt Ebays Anzeigensparte
Der Online-Marktplatz Ebay und sein norwegischer Rivale Adevinta wollen den größten Kleinanzeigen-Markt der Welt schmieden. Für 9,2 Milliarden US-Dollar (8,0 Mrd Euro) soll Adevinta den Geschäftsbereich mit Portalen wie Ebay Kleinanzeigen und mobile.de übernehmen. Der US-Konzern Ebay wird im Gegenzug zum Großaktionär des norwegischen Konzerns, der sich im Bieterrennen in den vergangenen Tagen gegen ein Konsortium aus Finanzinvestoren sowie gegen die Beteiligungsgesellschaft Prosus des Medienkonzerns Naspers durchgesetzt hatte.

Stabilus macht wegen Corona-Krise Quartalsverlust - Aktie im Minus
Der Automobil- und Industriezulieferer Stabilus ist im dritten Quartal wegen Wertberichtigungen im Zuge der Corona-Pandemie in die Verlustzone gerutscht. Der Verlust nach Steuern betrug von April bis Juni 16,4 Millionen Euro, wie das im SDax notierte Unternehmen am Montagabend bei der Vorlage von vorläufigen Zahlen mitteilte. Im Vorjahresquartal hatte Stabilus noch einen Nettogewinn von 19,3 Millionen Euro eingefahren.

Kreise: Möglicher Produktionsausfall bei Konkurrent von Wacker Chemie
Bei einem chinesischen Konkurrenten von Wacker Chemie könnte es Kreisen zufolge zu einem längeren Produktionsausfall kommen. In einem Werk von GCL-Poly Energy, einem der weltweit größten Anbieter des Solarindustrie-Grundstoffs Polysilizium, seien Anlagen durch Explosionen infolge eines technischen Zwischenfalls beschädigt worden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf eine mit der Sache vertraute Person. Wie lange die Reparatur dauern werde, werde aktuell noch untersucht. Ein Anfrage bei dem Unternehmen sei zunächst unbeanwortet geblieben.

Börsenwirbel federt Kreditausfälle bei der UBS ab - Aktie legt zu
Ein boomender Wertpapierhandel in der Corona-Krise hat die schweizerische Großbank UBS Belastungen durch drohende Kreditausfälle überraschend gut verschmerzen lassen. Im zweiten Quartal fiel der Gewinn vor Steuern im Jahresvergleich nur um zehn Prozent auf knapp 1,6 Milliarden US-Dollar (rund 1,4 Mrd Euro), wie die Bank am Dienstag in Zürich mitteilte. Damit schnitt die UBS besser ab als von Experten erwartet. Die Bankspitze um UBS-Chef Sergio Ermotti denkt nun sogar laut darüber nach, dass das Geldhaus den Rückkauf eigener Aktien im vierten Quartal wieder aufnehmen könnte.

rtr/dpa-AFX/iw