Die hohen Infektionszahlen vergraulten die DAX-Anleger am Donnerstag. "Die Luft ist raus", sagte Analyst Christian Schmidt von der Landesbank Helaba. Nach den kurstreibenden Nachrichten zu möglichen Impfstoffen in den vergangenen Tagen sei nun an den Aktienmärkten Ernüchterung eingekehrt. Das Börsenbarometer pendelte um die 13.300 Punkte-Marke, die er vorerst nicht überwinden konnte.

Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank wies in einem Marktkommentar darauf hin, dass US-Bundesstaaten wie Colorado und Minnesota Restriktionen eingeführt beziehungsweise verschärft hätten. In Italien und der Türkei seien die Zahlen der Covid-19-Toten auf den höchsten Stand seit April gestiegen. Mit Blick nach Asien könnte Südkorea die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie verschärfen, ähnliches drohe in Japan in der Präfektur Tokio.

Unter den Einzelwerten war am Donnerstag vor allem Thyssenkrupp im Fokus der Anleger. Die Aktie fiel zeitweise um mehr als sieben Prozent. Der kriselnde Industriekonzern will angesichts von Milliardenverlusten weitere Tausende Stellen streichen. Als "desaströs" bezeichnete ein Händler den Abfluss von 5,5 Milliarden Euro an Barmitteln im laufenden Geschäftsjahr. Auch sei der Nettoverlust des Industriekonzerns noch höher als befürchtet.

Gewinner im DAX war am Donnerstag die Delivery Hero-Aktie mit mehr als 3,9 Prozent Gewinn. Schlusslicht im Leitindex war Munich Re, die mit einem Abschlag von rund 2,8 Prozent gehandelt wurden.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war


Thyssenkrupp verschärft Sparkurs - 11 000 Stellen fallen weg
Deutschlands führender Stahlhersteller Thyssenkrupp reagiert mit dem größten Sparprogramm seiner Unternehmensgeschichte auf die immensen Verluste im abgelaufenen Geschäftsjahr. Statt der bisher geplanten 6000 Stellen sollen insgesamt 11 000 Arbeitsplätze gestrichen werden, wie der Industriekonzern am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz mitteilte. Das ist mehr als jeder zehnte Arbeitsplatz im Unternehmen. Der Stellenabbau wird vor allem die deutschen Standorte treffen, wo 7000 Jobs zur Disposition stehen oder bereits gestrichen wurden.

Triebwerksbauer MTU erwartet jahrelange Neustartphase - Aktie unter Druck
Der Münchner Triebwerksbauer MTU rechnet nach dem Umsatzeinbruch in der Corona-Krise erst in einigen Jahren wieder mit kräftigem Wachstum. "Wir sehen die nächsten Jahre als eine Phase des Neustarts, in der wir unsere Technologieführerschaft, Innovationskraft und Flexibilität zum Ausbau unserer guten Ausgangsposition nutzen, um ab 2024 wieder überproportional am Wachstum der Branche teilzuhaben", sagte Vorstandschef Reiner Winkler bei einer Analystenveranstaltung am Donnerstag in München. Allerdings erwartet er auch für das kommende Jahr wieder steigende Erlöse. Die im Dax gelistete MTU-Aktie sackte nach den Nachrichten um bis zu drei Prozent ab.

Ex-Wirecard-Chef: Kein unlauteres Verhalten von Aufsicht und Politik
Der frühere Chef des Skandalunternehmens Wirecard, Markus Braun, sieht kein unlauteres Verhalten von Behörden und Politik im Zusammenhang mit dem Bilanzskandal. Er habe "zu keiner Zeit Feststellungen getroffen oder Hinweise erhalten, dass sich Behörden, Aufsichtsstellen oder Politiker nicht korrekt, pflichtwidrig oder in irgendeiner Form unlauter verhalten hätten", sagte Braun am Donnerstag vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestags. Das gelte auch für den Aufsichtsrat als Kontrollorgan und für die Wirtschaftsprüfer.

Kion plant Kapitalerhöhung für Schuldenabbau - Aktie sackt ab
Der Gabelstapler-Hersteller Kion will mit frischem Geld von Aktionären seinen Schuldenberg abbauen und nach der Corona-Krise wieder auf Wachstum schalten. Die Ausgabe von gut 13 Millionen Aktien könnte Kion viele hundert Millionen Euro einbringen. Der Vorstand hofft laut Angaben vom Mittwochabend, dass der Konzern dadurch die Kreditlinie kündigen kann, die er sich im Mai von der staatlichen Förderbank KfW und anderen Banken wegen der Belastungen durch die Corona-Pandemie gesichert hatte.

Veranstaltungsverbot drückt CTS Eventim in rote Zahlen - Aktie schwach
Verbote für Großveranstaltungen in der Corona-Krise setzen dem Konzertveranstalter und Ticketvermarkter CTS Eventim schwer zu. Denn die fehlenden Einnahmen aus Festivals machen sich deutlich in der am Donnerstag vorgestellten Bilanz für die ersten neun Monate bemerkbar. Verlust und Umsatzrückgang kamen bei den Anlegern nicht gut an.

Nasdaq OMX verstärkt sich mit Zukauf beim Thema Finanzkriminalität
Der Börsenbetreiber Nasdaq OMX will die US-Firma Verafin kaufen. Verafin ist unter anderem spezialisiert auf die softwaregestützte Überwachung von Finanzdienstleistungen mit Blick auf die Entdeckung von kriminellen Aktivitäten und die Einhaltung von regulatorischen Auflagen. Der Kaufpreis über 2,75 Milliarden US-Dollar werde in bar bezahlt, teilte Nasdaq OMX am Donnerstag in New York mit. Der Abschluss der Transaktion wird im ersten Quartal 2021 erwartet. Verafin wurde 2003 gegründet und hat den Angaben zufolge über 2000 Kunden aus dem Finanzbereich.

US-Kaufhaus-Ikone Macy's schreibt weiter rote Zahlen
Die kriselnde US-Kaufhauskette Macy's leidet weiter stark unter der Corona-Pandemie. In den drei Monaten bis Ende Oktober machte der Shopping-Riese nach eigenen Angaben vom Donnerstag einen Verlust von 91 Millionen Dollar (77 Mio Euro). Die Erlöse sanken im Jahresvergleich um fast ein Viertel auf 4,0 Milliarden Dollar, der flächenbereinigte Absatz ging um über 20 Prozent zurück. Die Aktie fiel vorbörslich zunächst um rund vier Prozent. Ein Lichtblick war indes mit einem Verkaufsplus von 27 Prozent das Online-Geschäft.

dpa-AFX/rtr/ak