Trotz aller Pandemiesorgen fand der deutsche Leitindex schnell zurück in die Spur und legte am Dienstag deutlich zu. Die Hürde bei 14.000 Punkten ist damit plötzlich wieder in Sichtweite. Viele Investoren wollten die Kursrally an den Börsen nicht verpassen, müssten aber hohe Risiken durch die ambitionierten Bewertungen in Kauf nehmen, erläuterte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect das Geschehen. Aus dem Handel hieß es zudem, die Investoren sorgten sich zwar etwas wegen möglicher Verzögerungen beim geplanten billionenschweren US-Konjunkturpaket, hofften andererseits aber auf gute Geschäftsberichte der großen US-Technologiekonzerne wie Microsoft, Apple und Facebook.

Die Zahlen von Microsoft wurden nach US-Börsenschluss erwartet. Positiv aufgenommene Geschäftszahlen haben der Wall Street zum Handelsauftakt am Dienstag einen Schub gegeben. Der S&P 500 legte zu Handelsbeginn am Dienstag um 0,2 Prozent zu auf 3.864 Punkte und erreichte damit einen neuen Höchststand. Der technologielastige Nasdaq gewann 0,3 Prozent auf 13.659 Zähler. Der Dow Jones verharrte dagegen bei 30.968 Punkten.

Die europäischen Märkte wurden derweil durch die Lage rund um das Coronavirus belastet. Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets verwies auf fehlende Impfstoffe und eine nur schleppend verlaufende Kampagne in Europa bei gleichzeitiger Angst vor einer Ausbreitung der Virus-Mutationen: "Es ist ein gefährlicher Mix, der sich in den vergangenen Tagen zusammengebraut hat." Die Erholung an den europäischen Märkten führte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets darauf zurück, dass ein Großteil der negativen Nachrichten schon in den Kursen enthalten sei.

Am Rohstoffmarkt verteuerte sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee. Dem Branchendienst Petro-Logistics zufolge steigt die Förderdisziplin der Opec-Staaten. Sie hielten sich größtenteils an die zur Stützung der Preise vereinbarten Produktionsquoten. Dies schüre die Hoffnung, dass die weltweiten Lagerbestände demnächst zurückgehen, konstatierten die Analysten des Brokerhauses PVM Oil Associates.

Am deutschen Aktienmarkt ging es für die Papiere von Linde aufwärts. Grund dafür war eine steigende Dividende und ein neues Aktienrückkaufprogramm. Damit rangierte Linde am Dienstag unter den Top-Werten im DAX. An der Spitze stand SAP dicht gefolgt von Linde und Adidas. Als schwächster DAX-Wert ging Delivery Hero aus dem Handel.

Was am Dienstag an der Börse außerdem wichtig war


Pharmakonzern Johnson & Johnson trotzt Corona-Pandemie
Johnson & Johnson hat sich in der Corona-Pandemie dank guter Geschäfte in der Arzneimittelsparte besser geschlagen als erwartet. 2020 kletterte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr leicht auf knapp 82,6 Milliarden US-Dollar, wie der US-Pharma- und Medizintechnikkonzern am Dienstag in New Brunswick mitteilte. Der um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn sank zwar um rund acht Prozent auf 21,4 Milliarden Dollar, Analysten hatten aber weniger auf dem Zettel.

Linde erhöht Dividende und kauft weitere Aktien zurück - Kurs legt zu
Der Gasekonzern Linde legt erneut ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm auf. Zudem erhöhte das Unternehmen seine Dividende für das Schlussquartal. Die Investoren reagierten am Dienstagvormittag mit Zukäufen, der Kurs der Aktie legte an der Dax-Spitze um 3,7 Prozent zu.

American Express verdient deutlich weniger - Corona-Krise belastet
Der US-Kreditkartenanbieter American Express hat auch zum Jahresende erheblich unter der Kaufzurückhaltung von Kunden in der Corona-Krise gelitten. In den drei Monaten bis Ende Dezember fiel der Gewinn im Jahresvergleich um rund 15 Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar (1,2 Mrd Euro), wie der Visa-Rivale am Dienstag in New York mitteilte. Die Erlöse sanken um 18 Prozent auf 9,4 Milliarden Dollar. Die Pandemie belaste das Geschäft weiter, sagte Vorstandschef Stephen J. Squeri. Die Zeichen stünden aber auf Erholung, zuletzt sei es schon wieder etwas besser gelaufen.

UBS geht nach Gewinnsprung optimistisch ins neue Jahr - Aktienrückkauf
Eine florierende Vermögensverwaltung und gute Geschäfte im Investmentbanking haben die Schweizer Großbank UBS zum Jahresende weiter angetrieben. Der Gewinn schnellte daher auch im gesamten Corona-Krisenjahr 2020 nach oben - wenn auch im Vergleich zu einem eher schwachen Vorjahr. Damals hatten der Konzernumbau und Abschreibungen auf den Gewinn gedrückt. Der seit November amtierende Konzernchef Ralph Hamers kündigte am Dienstag ein neues Aktienrückkaufprogramm an. Das kam zwar nicht überraschend, überzeugte die Analysten aber ebenso wie die Geschäftsentwicklung. Für die Aktien ging es nach oben.

Mischkonzern 3M will 2021 zu deutlichem Umsatzwachstum zurückkehren
Der US-Mischkonzern 3M geht nach einer überraschend guten Geschäftsentwicklung Ende 2020 zuversichtlich ins neue Jahr. Der Vorstand stellt für 2021 laut einer Mitteilung vom Dienstag ein Umsatzwachstum um 5 bis 8 Prozent sowie einen Gewinn je Aktie von 9,20 bis 9,70 US-Dollar in Aussicht.

Corona-Krise belastet General Electric
Die Corona-Pandemie hat dem Mischkonzern General Electric (GE) 2020 schwer zu schaffen gemacht. Vor allem der Einbruch im Luftfahrtgeschäft sorgte für einen Rückgang des bereinigten operativen Ergebnisses im Industriegeschäft um 70 Prozent auf 2,5 Milliarden US-Dollar, wie das Unternehmen am Dienstag in Boston mitteilte. Der Umsatz sank um 16 Prozent auf 79,6 Milliarden Dollar. Unter dem Strich profitierte der Konzern dagegen von dem Verkauf von Biopharma und erzielte einen Nettogewinn von 5,2 Milliarden Dollar. Im Vorjahr war noch ein Verlust von 5,4 Milliarden Dollar aufgelaufen.

Lanxess steigert überraschend den operativen Gewinn im Schlussquartal
Insbesondere die Erholung der Autoindustrie hat dem Chemiekonzern Lanxess ein überraschend starkes Schlussquartal beschert. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen habe in den drei Monaten bis Ende Dezember leicht zugelegt und mit voraussichtlich 200 Millionen Euro die durchschnittliche Schätzung von Analysten übertroffen, teilte der MDax-Konzern am Dienstag auf Basis vorläufiger Zahlen in Köln mit. Der Aktienkurs schnellte in einer ersten Reaktion bis auf gut 66 Euro nach oben. Zuletzt kosteten die Papiere mit einem Plus von noch 1,5 auf 63,06 Euro in etwa so viel wie vor der Mitteilung.

Osram sieht Licht am Ende des Tunnels und erhöht Prognose
Der Lichtkonzern Osram wird zuversichtlicher für das laufende Geschäftsjahr. Die Absatzmärkte haben sich schneller erholt als gedacht, teilte die Gesellschaft am Dienstag in München mit. Zudem profitiert der Konzern von Sparrunden. Die Osram-Aktie und auch die des österreichischen Mehrheitsaktionärs AMS zogen nach der überraschenden Mitteilung zur Prognose und den ersten Eckzahlen deutlich an.

VDA rechnet mit Wachstum des deutschen Automarkts von acht Prozent
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) rechnet für das laufende Jahr mit einem Wachstum des deutschen Automarkts von rund acht Prozent. Allerdings sei das Ausgangsniveau des Vorjahres aufgrund der Corona-Krise besonders niedrig, teilte VDA-Präsidentin Hildegard Müller am Dienstag in Berlin mit. Rund 2,9 Millionen Autos wurden im vergangenen Jahr in Deutschland zugelassen. 2021 sollen es laut Müller rund 3,15 Millionen Pkw sein. Vom Vorkrisen-Niveau wären solche Zahlen allerdings weit entfernt. Im Jahr 2019 hatte es 3,6 Millionen Neuzulassungen gegeben.

Betriebsratschef: Tui unter Kostendruck - Reisebüros haben Zukunft
Tui steht nach Überzeugung von Betriebsratschef Frank Jakobi auch mit den staatlichen Milliardenhilfen unter hohem finanziellen Druck. "Natürlich beschäftigt sich das Management aktuell noch stärker mit dem Kostenthema", sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Hannover. Für stationäre Reisebüros sieht Jakobi insgesamt weiterhin gute Chancen - es werde künftig jedoch stärker darauf ankommen, den Kunden dort noch mehr Zusatzangebote zu machen.

rtr/dpa-AFX/iw