Nach den Kursgewinnen vom Wochenanfang hat der DAX am Dienstag nachgegeben. Zu Handelsbeginn hatten noch positive Geschäftsberichte von Firmen wie Infineon für gute Stimmung gesorgt. Der Halbleiterkonzern litt im zweiten Quartal nicht so stark unter der Corona-Krise wie es befürchtet worden war. Zudem wird das Management bei seinem Ausblick nun etwas optimistischer. Das Geschäftsmodell habe sich als robust erwiesen und werde durch die Cypress-Integration gestärkt, sagte Konzernchef Reinhard Ploss am Dienstag bei der Zahlenvorlage. Der Chiphersteller habe die schwierige Situation durch die Corona-Krise bislang gut bewältigt

Der DAX konnte angesichts der weiter um sich greifenden Corona-Pandemie die frühen Gewinne nicht halten. "Trotz der gestrigen Kurssteigerung steht die Erholung an den Börsen auf tönernen Füßen", warnte Marktbeobachter Christian Henke von IG Markets. Gesprächsthema blieb die Pandemie: Der Ärzteverband Marburger Bund geht davon aus, dass sich Deutschland bereits in der zweiten Corona-Welle befindet. Börsianer fürchten vor allem, dass zur Bekämpfung des Virus erneut weitreichende Einschränkungen des wirtschaftlichen und sozialen Lebens eingeführt werden müssen. "Neuerliche Maßnahmen und Restriktionen könnten in der Wirtschaft einen erheblichen Schaden verursachen, mit fatalen Folgen für die Finanzmärkte", sagte Christian Henke, Analyst beim Brokerhaus IG Markets.

Anleger blicken derzeit auch skeptisch nach Washington, wo Republikaner und Demokraten weiter über neue Maßnahmen in der Viruskrise streiten. Experten sehen es hier als eingepreist an, dass es am Ende einen Kompromiss geben wird.

Der Streit zwischen den USA und China - diesmal um den Videodienst TikTok - schlägt den Anlegern an der Wall Street auf die Laune. Der Vorstoß zu einem Verkauf des US-Geschäfts des vor allem bei Jugendlichen beliebten Sozialen Netzwerkes stieß in China auf scharfe Kritik. China werde keinen "Diebstahl" des Unternehmens dulden, hieß es in der staatlichen Zeitung "China Daily". Microsoft hatte sich offen für einen Kauf gezeigt. Die Aktien gaben 1,1 Prozent nach. "Es wird interessant sein, zu sehen, ob Microsoft TikTok kaufen kann", sagte Stephen Lee, Portfoliomanager bei Logan Capital Management. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte eröffnete am Dienstag 0,2 Prozent tiefer bei 26.605 Punkten.

Was am Dienstag an der Börse sonst noch wichtig war


Bayer senkt Ausblick - Milliardenverlust wegen Glyphosat
Die Corona-Pandemie hinterlässt bei Bayer Spuren: Auch wegen der Belastungen in der Pharmasparte durch verschobene Behandlungen blickt der Agrarchemie- und Pharmakonzern vorsichtiger auf das Gesamtjahr. Analysten hatten zwar durchaus eine Anpassung der Ziele auf dem Schirm. Im Mittel waren sie für 2020 aber etwas optimistischer als es Bayer nun ist. Zudem brockten die angestrebte Einigung im US-Glyphosatstreit sowie andere Rechtsfälle dem Dax-Konzern im zweiten Quartal einen Milliardenverlust ein. Für die Aktien ging es kurz nach dem Handelsstart um 2,5 Prozent nach unten.

Teamviewer legt bei Umsatz und Gewinn wegen Krise deutlich zu
Der Softwareanbieter Teamviewer kann in der Corona-Pandemie weiter auf hohe Nachfrage nach seiner Fernwartungs- und Videosoftware bauen. Im zweiten Quartal legte der Umsatz um 21 Prozent auf 114,7 Millionen Euro zu, wie das MDax-Unternehmen am Dienstag in Göppingen mitteilte. "Teamviewer wächst weiterhin stark bei gleichzeitig hoher Profitabilität", sagte Vorstandchef Oliver Steil.

Metro mit geringeren Einbußen als befürchtet - Aktie springt an
Der Handelskonzern Metro hat im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie im dritten Geschäftsquartal erhebliche Einbußen hinnehmen müssen. Jedoch schnitten die Düsseldorfer dabei auch dank Einsparungen nicht so schlecht ab wie befürchtet. Im laufenden vierten Quartal sieht Metro derzeit eine Erholung. Für das Ende September auslaufende Geschäftsjahr traut sich der Konzern daher eine neue Prognose zu und geht insgesamt von Umsatz- und Ergebnisrückgängen aus. Die Aktie kann davon am Dienstag profitieren.

Schaeffler schreibt im zweiten Quartal auch operativ rote Zahlen
Die Folgen der Coronavirus-Pandemie machen dem Auto- und Industriezulieferer Schaeffler stark zu schaffen. Im zweiten Quartal rutschte das Unternehmen auch operativ tief in die roten Zahlen. "Es war ein schwieriges Quartal", sagte Unternehmenschef Klaus Rosenfeld in einer Telefonkonferenz am Dienstag. Umsatz, Ergebnis vor Zinsen und Steuern sowie der freie Barmittelzufluss (Free Cashflow) waren von den negativen Auswirkungen des Coronavirus betroffen.

Modekonzern Ralph Lauren schreibt rote Zahlen
Eine schwache Nachfrage nach Luxuskleidung und Ladenschließungen im Zuge der Coronavirus-Pandemie haben dem US-Modekonzern im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2020/21 einen Verlust eingebrockt. Der Nettoverlust lag bei 127,7 Millionen Dollar verglichen mit einem Gewinn von 117,1 Millionen im Vorjahresquartal, wie Ralph Lauren mitteilte. Der Umsatz ging um 66 Prozent zurück und verfehlte damit vorherige Prognosen. Analysten gehen davon aus, dass sich die Nachfrage nach hochwertigen Handtaschen, Bekleidung und Zubehör angesichts einer weltweiten Wirtschaftsflaute wohl nicht so schnell wieder erholen dürfte.

rtr/dpa-AFX/fh