Das TV-Duell im US-Präsidentschaftswahlkampf hat am deutschen Aktienmarkt zur Wochenmitte für überwiegend leichte Verluste gesorgt. "Auch wenn nicht wirklich viele ein geordnet ablaufendes und durch Sachlichkeit geprägtes TV-Duell zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden erwartet hatten, die Präsidentschaftsdebatte hätte kaum chaotischer ausfallen können", stellte Marktanalyst Milan Cutkovic von Axitrader fest. Trump ließ dabei erneut offen, ob er eine Niederlage am 3. November ohne weiteres hinnehmen werde, und warnte vor massivem Wahlbetrug bei der Briefwahl. "Damit wächst unter den Investoren zunehmend die Angst, dass auch die Wahl selbst im Chaos enden könnte, falls Trump eine eventuelle Niederlage nicht akzeptieren sollte."

Zusätzlich belasteten die steigenden Zahlen der Corona-Neuinfektionen die Börsen. Auch die in einer kritischen Phase steckenden Brexit-Verhandlungen sorgten für Verunsicherung. Das britische Unterhaus hat das umstrittene Binnenmarktgesetz von Premierminister Boris Johnson verabschiedet. Das Pfund gab nach. Händlern zufolge hatten sich Investoren bereits auf grünes Licht für das Gesetz vorbereitet, weswegen sich die Verluste in Grenzen hielten. Das Gesetz soll der Regierung in London die Möglichkeit geben, die im Brexit-Vertrag festgeschriebene Regelung auszuhebeln, nach der im britischen Nordirland auch künftig EU-Zoll-Regeln gelten sollen.

Zur Wochenmitte stand die Deutsche Bank an der DAX-Spitze gefolgt von Daimler und Continental. Als Schlusslicht ging Covestro aus dem Handel. Die Aussicht auf eine Kapitalerhöhung zur teilweisen Finanzierung des größten Zukaufs seiner Firmengeschichte drückte den Aktienkurs des Kunststoffherstellers. Covestro will dem niederländischen Chemiekonzern Royal DSM dessen Sparte für harzbasierte Farben und Anstriche für gut 1,6 Milliarden Euro abkaufen. Durch die Kapitalerhöhung sollen dafür etwa 450 Millionen Euro erlöst werden.

Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war


Covestro mit Milliarden-Zukauf - Aktie deutlich unter Druck
Der Kunststoffkonzern Covestro will seinen kleinsten Geschäftsbereich für Lacke, Klebstoffe und Spezialprodukte mit einem milliardenschweren Zukauf stärken. Dafür ist der Dax-Konzern bereit, dem niederländischen Chemiekonzern Royal DSM für dessen Geschäftsbereich mit nachhaltigen Beschichtungsharzen 1,61 Milliarden Euro auf den Tisch zu legen. Eine entsprechende Vereinbarung sei unterzeichnet worden, teilte Covestro am Mittwoch in Leverkusen mit. Der Konzern erhofft sich erhebliches Wachstumspotenzial.

Merck punktet im Patentstreit mit Biogen - Sonderertrag winkt
Der Pharmakonzern Merck KGaA kann nach dem Ende eines Patentstreits mit dem US-Konzern Biogen mit einem Sonderertrag rechnen. Da ein US-Berufungsgericht dem Dax-Konzern in der Auseinandersetzung Recht gegeben hatte, wollen die Darmstädter nun eine Rückstellung von 365 Millionen Euro auflösen. Davon könnte maximal "ein mittlerer bis hoher zweistelliger Millionenbetrag im Finanzergebnis zu verbuchen sein", wie der Konzern am Dienstagabend mitteilte.

Veolia erhöht Angebot für Engies Suez-Paket auf 3,4 Milliarden Euro
Der Abfallentsorger Veolia Environment hat im Kampf um den Konkurrenten Suez wie erwartet nachgelegt. Das Gebot für den knapp 30-prozentigen Anteil des Energiekonzerns Engie werde um rund 16 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro erhöht, wie Veolia am Mittwoch in Paris mitteilte. Das entspreche 18 Euro je Suez-Aktie. Veolia-Chef Antoine Frerot hatte bereits vergangenen Freitag angekündigt, die Offerte nachbessern zu wollen. Engie hatte das erste Gebot über 15,50 Euro als zu niedrig und unzureichend erachtet.

IT-Dienstleister S&T bekräftigt Jahresprognose nach Analystenkritik
Der österreichische IT-Dienstleister S&T hat nach einer kritischen Analystenaussage seine Jahresprognose bestätigt. Das dritte Quartal sei mit Blick auf Umsatz und Gewinn "sehr gut" verlaufen, teilte das Unternehmen am Dienstagabend in Linz mit. Beide Größen seien aus eigener Kraft gesteigert worden. "Daher ist S&T auf gutem Weg, die veröffentliche Prognose für das Geschäftsjahr 2020 zu erreichen oder zu übertreffen." Anfang Mai hatte das Unternehmen einen Umsatz von 1,15 Milliarden Euro und einen Gewinn von mindestens 115 Millionen Euro avisiert.

Shell kündigt Abbau von bis zu 9000 Stellen an
Shell baut wegen des drastischen Ölpreisverfalls während der Corona-Krise Tausende Stellen ab. Bis Ende 2022 sollen 7000 bis 9000 Stellen gestrichen werden, teilte der britisch-niederländische Ölkonzern am Mittwoch in London mit. Darin seien die rund 1500 Mitarbeiter enthalten, die bereits eine Abfindung in einem seit einiger Zeit laufenden Stellenabbau angenommen haben. Shell beschäftigte zuletzt eigenen Angaben zufolge mehr als 80 000 Menschen in über 70 Ländern.

Disney kündigt wegen Corona-Krise rund 28 000 Mitarbeitern
Die Corona-Krise legt das Entertainment-Imperium Walt Disney lahm - nun kommt es zu Entlassungen im großen Stil. Weil das Geschäft mit Vergnügungsparks, Ferienresorts, Fanartikeln und Kreuzfahrten noch immer stark unter der Pandemie leide, müsse der Konzern rund 28 000 US-Mitarbeiter entlassen, teilte Disney am Dienstag nach US-Börsenschluss im kalifornischen Burbank mit. In einem Memo an die Belegschaft bezeichnete Spartenchef Josh D'Amaro die Entscheidung als "herzzerreißend", sie sei aber angesichts der schwierigen Umstände aufgrund der Covid-Krise ohne Alternative.

Diess: VW muss neben Elektrifizierung auch digitalen Wandel schaffen
Der Volkswagen-Konzern hat seinen Ausblick für dieses Jahr trotz der Corona-Krise bestätigt. Demnach geht der Dax-Konzern weiter von einem positiven operativen Ergebnis aus, wie der Autobauer am Mittwoch auf der Online-Hauptversammlung in Berlin mitteilte. Die milliardenschweren Zukunftsinvestitionen in die Elektroflotte bekräftigte das Unternehmen. VW-Konzernchef Herbert Diess hob aber auch die Bedeutung des digitalen Wandels für die Branche und den Konzern hervor.

rtr/dpa-AFX/iw