Weitere Zinserhöhungen in den USA sind Börsianer zufolge in den kommenden Monaten unwahrscheinlich. "Es wird erwartet, dass die Fed heute Abend grünes Licht für eine lockere Geldpolitik auch für den Rest des Jahres geben wird", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. Gleichzeitig bestehe aber das Risiko einer Fehl-Kommunikation, warnte Volkswirt Thomas Costerg vom Vermögensverwalter Pictet. So könnten besorgte Äußerungen der Fed zu den Wirtschaftsaussichten den Konjunkturpessimismus der Anleger verschärfen.

Nervös machte Investoren außerdem der nahende Brexit-Termin. Das Pfund Sterling rutschte am Nachmittag um bis zu 0,8 Prozent auf 1,3161 Dollar ab. Es sei zweifelhaft, ob die EU den von Premierministerin Theresa May beantragten kurzen Aufschub des EU-Austritts Großbritanniens durchwinken werde, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. May will bis zum 30. Juni verlängern und kündigte an, für einen längeren Aufschub nicht bereit zu sein. Problematisch sind in diesem Zusammenhang die Europa-Wahlen im Mai, an denen Großbritannien bei einer entsprechenden Verlängerung laut EU teilnehmen müsste. Aus Furcht vor einer Konjunkturabkühlung griffen Anleger zu britischen Staatsanleihen. Dies drückt die Rendite der 30-jährigen Titel auf ein 18-Monats-Tief von 1,635 Prozent.

RÜCKSCHLAG FÜR BAYER IN GLYPHOSAT-PROZESS



Größter Belastungsfaktor für den Dax war der Kursrutsch des Index-Schwergewichts Bayer, dessen Aktien zeitweise um rund 13 Prozent auf 60,49 Euro einbrachen. Damit büßte der Pharma- und Agrarchemiekonzerns rund 7,7 Milliarden Euro an Börsenwert ein und steuerte auf den größten Tagesverlust seit 16 Jahren zu. Nach Ansicht der Geschworenen in einem wichtigen US-Prozess war das Glyphosat-haltige Mittel Roundup der Bayer-Tochter Monsanto ein "erheblicher Faktor" bei der Krebserkrankung eines Klägers. Das sei ein großer Rückschlag für Bayer, konstatierte Analyst Markus Mayer von der Baader Helvea Bank. Damit steige die Wahrscheinlichkeit, dass der Konzern auch den zweiten Musterprozess verlieren werde.

Auch die Papiere von BMW flogen in hohem Bogen aus den Depots. Der Autobauer rechnet für das laufende Jahr mit einem Gewinneinbruch und verschärft seinen Sparkurs. BMW-Titeln drohte daraufhin mit einem Minus von bis zu sechs Prozent der größte Tagesverlust seit fast drei Jahren. In ihrem Sog büßte der europäische Branchenindex 2,3 Prozent ein.

Dem Finanzsektor setzten enttäuschende Zahlen und ein trüber Ausblick der UBS zu. Die Schweizer Großbank will nach einem schwachen Jahresauftakt ebenfalls den Gürtel enger schnallen. Das sei ein schlechtes Omen für die gesamte Branche, sagte ein Börsianer. Vor allem im Investmentbanking müsse mit Einbußen gerechnet werden. UBS-Papiere gaben in Zürich 2,5 Prozent nach, Deutsche Bank verloren mehr als drei Prozent.

Eine 3,3 Milliarden Dollar schwere Übernahmeofferte katapultierte die Titel von Inmarsat dagegen in eine höhere Umlaufbahn. Ein Konsortium um den Finanzinvestor Apax bietet den Eignern des Satelliten-Betreibers 544 Pence je Aktie. Börsianer spekulierten auf einen Bieterkampf. Inmarsat-Papiere verteuerten sich in London um bis zu 18 Prozent auf 516,8 Pence. Das ist der größte Kurssprung seit fast 14 Jahren.

rtr