"Ob seine Taktik aufgeht, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass die Märkte bereits darauf reagieren", sagte David Iusow, Analyst beim Broker DailyFX. Der Dax verlor 0,9 Prozent auf 11.619 Punkte, der EuroStoxx50 0,7 Prozent auf 3346 Zähler. Auch in den USA signalisierten die Futures einen schwächeren Handelsaufakt.

Das britische Prund rutschte nach Bekanntwerden der Pläne Johnsons ab und verlor zum Dollar 0,7 Prozent auf 1,2204 Dollar. Das Parlament hatte sich schon während der Amtszeit von Theresa May gegen einen ungeregelten Brexit ausgesprochen. Zudem haben die Oppositionsparteien erst am Dienstag ein gemeinsames Vorgehen vereinbart, um einen EU-Austritt ohne Abkommen zu verhindern. Dazu könnten neuen Gesetze oder ein Misstrauensvotum genutzt werden. Johnson hat angekündigt, den Brexit notfalls auch ohne Abkommen mit der EU am 31. Oktober durchzuziehen.

Doch auch die jüngsten Entwicklungen am Anleihemarkt verunsicherten Börsianer. Vor allem in den USA fallen die Renditen. So sank die Verzinsung des 30-jährigen Bonds auf 1,906 Prozent und war damit so niedrig wie nie zuvor. Sie liegt damit unter dem Leitzins der US-Notenbank Fed. "Das hat es nie vorher gegeben", sagte Michael Hewson, Chefanalyst beim Brokerhaus CMC Markets. Zudem ist die Rendite der zehnjährigen Papiere weiter unter die der zweijährigen Titel gefallen - diese sogenannte inverse Zinskurve gilt als Vorbote einer Rezession.

Investoren griffen zu Edelmetall: Der Silberpreis legte fast zwei Prozent zu und war mit 18,50 Dollar so hoch wie seit April 2017 nicht mehr. Der Goldpreis behauptete sich über 1540 Dollar und liegt damit auf dem höchsten Niveau seit mehr als sechs Jahren. "Die Leute fangen an zu denken, dass es der Wirtschaft nicht gut geht, dass es eine Rezession oder eher eine Konjunkturabkühlung gibt, was bedeutet, dass die Fed die Zinsen senken muss, und das stützt den Goldpreis", sagte John Sharma, Volkswirt bei der National Australia Bank.

Technologiewerte im Minus


Die gekappte Prognose des US-Softwareunternehmens Autodesk drückte europäische Technologiewerte ins Minus, der entsprechende Branchenindex gab 1,8 Prozent nach. In Frankfurt gehörten Infineon, SAP und Wirecard mit einem Minus von 1,8 bis 2,3 Prozent zu den größten Verlieren. Im MDax waren Nemetschek-Titel mit minus 4,9 Prozent mit Abstand das Schlusslicht.

Um bis zu 18,5 Prozent abwärts ging es für die Aktien von Thomas Cook. Der kriselnde Reisekonzern handelte mit seinem chinesischen Großaktionär Fosun und Gläubigern ein Rettungspaket über umgerechnet fast eine Milliarde Euro aus. Damit sei eine Reorganisation der Gruppe verbunden, die am Ende zu einem Rückzug von der Börse führen könne, erklärte das Unternehmen. Wie schon im Juli vereinbart, wird der älteste Touristikkonzern der Welt in einen Reiseanbieter und eine Fluggesellschaft aufgespaltet.

rtr