Der Index der mittelgroßen Werte, der MDAX, hielt sich am Donnerstagnachmittag mit plus 0,04 Prozent auf 26 428,42 Zähler stabil. Der Technologiewerte-Index TecDAX sank hingegen um 0,25 Prozent auf 2892,45 Punkte. Der EuroStoxx 50 (EURO STOXX 50) legte um 0,64 Prozent zu.

"Die Anleger können heute zumindest einmal durchatmen", sagte Porfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Ob der Dax aber zu alter Stärke zurückfindet oder sich nur eine Verschnaufpause auf dem Weg nach unten gönne, bleibe abzuwarten. Dass US-Präsident Donald Trump im Handelsstreit mit China zurück an den Verhandlungstisch wolle, sei die größte Überraschung und aktuell der Hauptimpuls für die Entspannung an Europas Aktienmärkten.

Dass darüber hinaus die türkische Notenbank ihre Entschlossenheit gezeigt hat, die Lira zu stärken, und damit zudem ihre Unabhängigkeit betonte, sei ebenfalls eine gute Nachricht. Im Kampf gegen die Lira-Krise und die hohe Inflation in der Türkei wurde der Leitzins überraschend stark angehoben. Der Zins für einwöchiges Notenbankgeld steigt nun auf 24 Prozent und damit deutlicher als von Experten erwartet. Dagegen sei die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) eher ein "Non-Event" gewesen. Eine weitere Reduzierung der Anleihenkäufe ab Oktober und das absehbare Ende der Anleihekäufe seien bereits eingepreist.

Dax-Spitzenwert war die Aktie des Halbleiterherstellers Infineon mit plus 3,3 Prozent. Damit erholte sie sich wieder etwas von ihrem mehr als fünfprozentigen Vortagesverlust. Eine vorsichtige Studie der US-Bank Goldman Sachs zum Speicherchipmarkt hatte dem Papier zur Wochenmitte zugesetzt. Die Aktie des Apple-Zulieferers Dialog Semiconductor setzte im TecDax ihre Ende Juni gestartete Erholungsbewegung mit einem Plus 5,5 Prozent fort.

Eine Kaufempfehlung der Schweizer Bank UBS verhalf den Commerzbank-Aktien zu einem Kursplus von 3,0 Prozent. Alleine schon das Ende negativer Zinsen in Europa dürfte nach Ansicht von Analyst Daniele Brupbacher dem Finanzinstitut erhebliche Vorteile bringen. Dabei verwies er auch auf den rund 40-prozentigen Kursrutsch der Aktie seit ihrem Jahreshoch im Januar.

Hoffnungssignale im Handelsstreit zwischen den USA und China beflügelten europaweit die Anteilsscheine der Autobauer. Die Branche ist von den Zollstreitigkeiten betroffen und gehört daher mit einem Abschlag von aktuell 13,5 Prozent zu den großen Verlierern im bisherigen Jahresverlauf. Die Papiere der deutschen Hersteller VW (Volkswagen (VW) vz), BMW und Daimler erholten sich an diesem Donnerstag um bis zu 2,0 Prozent.

Die Anteile an Delivery Hero hingegen fielen nach endgültigen Quartalszahlen zeitweise auf den tiefsten Stand seit rund drei Monaten. Am Nachmittag erholten sie sich leicht auf minus 4,8 Prozent, blieben damit aber weiter Schlusslicht im MDax. Der Essenslieferant hatte bereits im August seine Gewinnziele kassiert und stellt nun wegen Investitionen einen deutlich höheren operativen Jahresverlust in Aussicht als im vergangenen Jahr.

Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei 0,25 Prozent. Der Rentenindex Rex (REX Gesamt Kursindex) stieg um 0,02 Prozent auf 140,89 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,03 Prozent auf 159,58 Punkte. Der Euro wurde nach der EZB-Zinsentscheidung zu 1,1618 US-Dollar gehandelt und damit ähnlich wie am Morgen. Am Mittwochnachmittag hatte die EZB den Referenzkurs allerdings unter 1,16 Dollar festgesetzt auf 1,1585 Dollar./ck

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--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---