Der Ausverkauf am deutschen Aktienmarkt hat sich aus Angst vor den wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise am Montag noch verschärft. Deshalb sackte der DAX unter die 9.000 Punkte. Auch das Eingreifen mehrerer Notenbanken rund um den Globus konnte die Kursverluste nicht verhindern. Mit den erneuten Verlusten summiert sich der Einbruch des Dax in den vergangenen gut drei Wochen mittlerweile auf fast 40 Prozent.

Die US-Notenbank hat angesichts von Anlegerpanik und Rezessionsängsten wegen des neuartigen Coronavirus zu weiteren drastischen Mitteln gegriffen. In einer Notfallaktion senkte sie den Leitzins überraschend um einen ganzen Prozentpunkt auf fast null Prozent und kündigte ein Maßnahmenpaket in Koordination mit anderen Notenbanken an. "Die Aktienmärkte befinden sich mittlerweile im Crash-Modus", sagte Michael Winkler, Chefstratege bei der St. Galler Kantonalbank. "Dagegen helfen auch die am Wochenende verkündeten weiteren Notfallzinssenkungen der US-Notenbank Fed nicht." Auch die Notenbanken Japans und Koreas ergreifen weitere Maßnahmen im Kampf gegen die Krise.

Die "Antikrisen-Währung" Gold konnte ihre Anfangsgewinne nicht halten und verbilligte sich. Offenbar müssten weitere Anleger das Edelmetall verkaufen, um Verluste in anderen Bereichen auszugleichen, sagten Börsianer. Am Rohölmarkt drückte neben der Rezessionsangst auch der Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland auf die Kurse. Dies ließ den Preis der Sorte Brent aus der Nordsee fast 13 Prozent ins Minus rutschen auf ein Vier-Jahres-Tief von 29,52 Dollar je Barrel (159 Liter). Dadurch werde die Lage vor allem für US-Schieferölförderer kritisch, warnte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda.

Als DAX-Gewinner gingen Adidas, Wirecard und Bayer aus dem Handelstag. Schlusslicht war zum Wochenauftakt HeidelbergCement.

Was am Montag an der Börse außerdem wichtig war


Reisen abgesagt - Veranstalter ziehen Notbremse
Die Coronavirus-Krise trifft Reisende und die Tourismusbranche mit voller Wucht. Mehrere Veranstalter, darunter Branchenprimus Tui, sagten Reisen ab, einige Fluggesellschaften stellen vorerst den Betrieb ein, und Ferieninseln in Deutschland sind für Touristen seit Montag gesperrt. Die Bundesregierung geht zudem davon aus, dass mehrere Tausend Deutsche im Ausland festsitzen.

Wacker Neuson kappt Produktionsziel
Der Baumaschinenhersteller Wacker Neuson hat angesichts der unkalkulierbaren Folgen der Coronavirus-Krise diese Effekte aus seiner Prognose ausgeklammert. Die weitreichenden Folgen sowie die immer drastischeren Schutzmaßnahmen verschiedener Staaten und Institutionen seien derzeit nicht quantifizierbar und somit nicht Teil der noch vor einer Woche festgelegten Ziele für Umsatz und operative Marge, teilte das im SDax notierte Unternehmen am Montag in München mit. Derzeit geht der Konzern aber bereits davon aus, dass die ursprünglich angepeilten Produktionszahlen nicht erreicht werden können.

BASF will mit Herstellung von Desinfektionsmittel beginnen
Wegen der Coronavirus-Krise will der BASF-Konzern im Laufe dieser Woche mit der Herstellung von Desinfektionsmittel beginnen. Derzeit würden die organisatorischen und technischen Voraussetzungen dafür geschaffen, da Desinfektionsmittel nicht zum Produktportfolio des Unternehmens gehörten, teilte ein Konzernsprecher am Montag in Ludwigshafen mit.

Talanx fürchtet keine hohen Krisenschäden - Aktie im Abwärtssog
Der Versicherungskonzern Talanx hält trotz der heftigen Verwerfungen durch die Coronavirus-Pandemie am Gewinnziel für 2020 fest. "Wie lange die Krise geht, wie tiefgreifend die Effekte sind und wie stark eine Rezession kommt, wissen wir nicht", sagte Vorstandschef Torsten Leue am Montag bei der Bilanzvorlage in Hannover. Die direkten Belastungen für den Versicherer mit seinen Marken wie HDI und dem Rückversicherer Hannover Rück dürften sich jedoch eher in Grenzen halten. Leue stellte für das laufende Geschäftsjahr bereits eine "mindestens stabile" Dividende in Aussicht.

Ryanair streicht Großteil der Flüge - O'Leary: Überstehen längere Krise
Europas größter Billigflieger Ryanair streicht wegen der Coronavirus-Krise sein Flugprogramm um bis zu 80 Prozent zusammen. Unternehmenschef Michael O'Leary will den Herausforderungen aber trotzen und die Fluggesellschaft heil durch die Turbulenzen steuern. "Ryanair ist ein belastbarer Airline-Konzern mit einer starken Bilanz und erheblichen Barreserven", sagte der Manager am Montag laut Mitteilung. "Wir können und werden durch angemessenes und zeitiges Handeln auch eine längere Zeit mit weniger oder sogar gar keinen Flügen überstehen."

Schließungen von Großküchen führen zu Nachfrageeinbruch im Großhandel
Schulen, Kitas, Restaurants: Weil immer mehr Kunden des Lebensmittel-Großhandels den Betrieb einstellen, verzeichnet die Branche einen enormen Nachfrageeinbruch. Besonders seitens des Gastgewerbes seien die Auswirkungen zu spüren, sagte Marcus Schwenke, Geschäftsführer des Großhandelsverbands Foodservice, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Vor allem die Absagen von Großveranstaltungen wie Messen seinen die Ursache. "Die Leute gehen aber auch nicht mehr in die Betriebskantinen, weil sie Homeoffice machen. Das Gleiche gilt für Kitas und Schulkantinen, die überall geschlossen werden", sagte Schwenke.

Modehändler H&M spürt Folgen des Coronavirus - Umsatz steigt im ersten Quartal
Der schwedische Modehändler Hennes & Mauritz (H&M) bekommt die Folgen der weltweiten Coronavirus-Krise immer stärker zu spüren. Aufgrund der sich rapide verändernden Situation sei der Umsatz im März vor allem in Europa bislang negativ beeinträchtigt, teilte das Unternehmen am Montag in Stockholm mit. Seit einigen Tagen seien alle Läden von Hennes & Mauritz in Italien geschlossen. Am Wochenende seien zudem alle Geschäfte in Polen, Spanien, der Tschechischen Republik, Bulgarien, Belgien und Frankreich komplett sowie in Griechenland teilweise geschlossen worden, hieß es. Am Montag schließen laut Mitteilung alle Läden in Österreich, Luxemburg, Bosnien-Herzegowina, Slowenien und Kasachstan. Die Online-Shops blieben aber geöffnet. In China erholten sich die Umsätze allmählich, da sich die Lage dort wieder verbessert habe, hieß es.

Wacker Neuson rechnet 2020 nicht mehr mit Erreichen des Produktionsziels
Der Baumaschinenhersteller Wacker Neuson hat angesichts der unkalkulierbaren Folgen der Coronavirus-Krise diese Effekte aus seiner Prognose ausgeklammert. Die weitreichenden Folgen sowie die immer drastischeren Schutzmaßnahmen verschiedener Staaten und Institutionen seien derzeit nicht quantifizierbar und somit nicht Teil der noch vor einer Woche festgelegten Ziele für Umsatz und operative Marge, teilte das im SDax notierte Unternehmen am Montag in München mit. Derzeit geht der Konzern aber bereits davon aus, dass die ursprünglich angepeilten Produktionszahlen nicht erreicht werden können.

rtr/dpa-AFX/iw