Die Angst vor einer zweiten Corona-Infektionswelle hat am Montag die Börsen belastet. Nach anfänglichen Gewinnen durch die Freude über weitere Lockerungen der Corona-Maßnahmen drehte der DAX dann ins Minus. Der leichte Anstieg der Infektionszahlen in Deutschland und Südkorea besorgte die Anleger. "Steigt die Reproduktionszahl weiter, könnte es zu einer Anpassung der Strategie kommen", sagte Milan Cutkovic, Marktexperte bei Axitrader. Die Risiken blieben somit allgegenwärtig und die Börsen könnten deshalb ebenso schnell wieder in den Panik-Modus schalten. Die Rückschläge bei den Neuinfektionen in einigen Ländern machten die zuletzt aufgekommenen Hoffnungen auf eine rasche Erholung der Wirtschaft zunichte, sagte Portfoliomanager Gerald Sparrow vom Vermögensverwalter Sparrow Growth Fund.

Mark Haefele, Chef-Anlagestratege der UBS-Sparte Global Wealth Management, erklärte: "Es ist noch zu früh zu sagen, dass wir aus dem Gröbsten heraus sind." Während sich die Volkswirtschaften weiter öffneten, stellten sich die Anleger besorgt die Frage, ob eine erhebliche Bedrohung durch eine zweite Ansteckungswelle verhindert werden kann.

Auch die US-Anleger zogen sich zum Wochenauftakt zurück. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte fiel am Montag um ein Prozent auf 24.101 Punkte. Aktien aus der Tourismusbranche gerieten besonders stark unter Druck. Kreuzfahrtbetreiber Carnival und Norwegian verloren bis zu 2,5 Prozent.

Vorstandsumbau bei Wirecard im Fokus


Auf Unternehmensseite stand der Zahlungsabwickler Wirecard im Fokus der Anleger. Der DAX-Konzern den Vorstand um. Der umstrittene Chef Markus Braun muss einen Teil seiner Macht abgeben, bleibt aber im Amt. Ende April hatte die mit Spannung erwartete KPMG-Sonderprüfung der Bilanz nicht alle Zweifel an den Geschäften ausräumen können.

Wie schon länger angekündigt schafft Wirecard ein Compliance-Ressort, das die Einhaltung von Gesetzen und Regeln überwachen soll. Der Bereich wird auf der Vorstandsebene aufgehängt und soll vom Amerikaner James Freis geführt werden.

"Brauns visionäre Sichtweise und Branchenexpertise sind für das Unternehmen wertvoll", sagte Analyst Simon Bentlage von der Bank Hauck & Aufhäuser. Es bleibe aber abzuwarten, ob die Rally eine Folge aufgelöster Wetten auf weitere Kursverluste seien oder langfristige orientierte Investoren Vertrauen in Wirecard zurückgewonnen hätten, warf ein Börsianer ein.

Die Papiere von Wirecard waren mit einem Plus von mehr als acht Prozent auf über 91 Euro der klare Favorit im Dax; allerdings hatten sie vor dem Kurseinbruch infolge der Ergebnisse der KPMG-Untersuchung noch fast 140 Euro gekostet. Mit den beschlossenen Umstrukturierungen sende der Zahlungsabwickler eine Botschaft für mehr Glaubwürdigkeit, hieß es in einem Kommentar des Analysehauses Oddo BHF.

Was am Montag an der Börse sonst noch wichtig war


Henkel sieht sich trotz Umsatzrückgang gut gegen Corona-Krise gerüstet
Der Konsumgüterkonzern Henkel hat im ersten Quartal trotz Belastungen durch die Corona-Pandemie nur einen leichten Umsatzrückgang verzeichnet. Probleme bereiteten vor allem das stark konjunkturanfällige Klebstoffgeschäft sowie die Kosmetiksparte. Dennoch sieht sich das Unternehmen gut auf die Krise vorbereitet, auch wenn sich im zweiten Quartal die Entwicklung noch einmal verschlechtern dürfte. An seiner erst im März vorgestellten Strategieplanung will der Hersteller von Marken wie Persil, Schwarzkopf, Pril oder Pritt festhalten.

Herstellerverband rechnet 2020 weiter mit Einbruch auf Chinas Automarkt
Trotz einer deutlichen Erholung im April sind die Aussichten für den chinesischen Automarkt düster. Der chinesische Herstellerverband CAAM (China Association of Automobile Manufacturers) geht davon aus, dass der Absatz in China in diesem Jahr um bis zu 25 Prozent einbrechen könnte, wie er am Montag in Peking mitteilte. Sollte sich die Corona-Pandemie eindämmen lassen, werde ein Rückgang von rund 15 Prozent erwartet, hieß es weiter. Sofern die CAAM-Prognose zutrifft, würde der größte Automarkt der Welt 2020 das dritte Jahr in Folge schrumpfen.

VW-Verkäufe im April weiter stark gesunken - Absatzprogramm läuft an
Die Corona-Krise hat die Verkäufe der VW-Kernmarke auch im April deutlich gedrückt - auf dem Heimatmarkt um gut zwei Drittel. "Gegenüber dem Vorjahr haben wir 67 Prozent Volumen in Deutschland verloren", sagte Vertriebschef Jürgen Stackmann am Montag. Damit sei man noch "in einer fast exklusiv guten Lage" - in manchen anderen Ländern sei das Minus erheblich größer ausgefallen.

K+S-Chef nach positivem Sars-CoV-2-Test in häuslicher Quarantäne
Der Vorstandsvorsitzende des Kasseler Kaliproduzenten K+S Burkhard Lohr, hat sich mit dem Coronavirus infiziert und befindet sich in häuslicher Quarantäne. "Mir geht es gut. Bis auf Weiteres werde ich im Homeoffice arbeiten", erklärte der Manager am Montag in Kassel. Die Infektion weise einen milden Verlauf auf.

Finanzdienstleister Hypoport bestätigt Prognose - Aktie im Minus
Der Finanzdienstleister Hypoport hat nach deutlichen Zuwächsen im ersten Quartal die Prognose für 2020 bestätigt. Demnach soll der Umsatz im laufenden Jahr auf 400 Millionen bis 440 Millionen Euro zulegen, teilte das im SDax notierte Unternehmen am Montag bei der Vorlage detaillierter Zahlen für die ersten drei Monate des Jahres in Berlin mit. Das wäre ein Wachstum zwischen rund 19 und knapp 31 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte der Umsatz 337 Millionen Euro betragen.

Nordex erneut in roten Zahlen - keine Prognose möglich
Der Windkraftanlagenhersteller Nordex hat im ersten Quartal unter dem Strich erneut einen deutlichen Verlust eingefahren. Der Fehlbetrag lag bei 38 Millionen Euro und stieg damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um drei Millionen Euro an, wie das im Nebenwerteindex SDax notierte Unternehmen am Montag in Hamburg bei der Vorlage ausführlicher Zahlen mitteilte.

Höhere Mieten und Zukäufe treiben LEG an - Aktie an MDax-Spitze
Höhere Mieten und jüngste Zukäufe treiben den Immobilienkonzern LEG weiter an. Im ersten Quartal stieg der operative Gewinn aus dem laufenden Geschäft (FFO1) im Jahresvergleich um 10,7 Prozent auf 94 Millionen Euro, wie der im MDax notierte Konzern am Montag in Düsseldorf mitteilte. "Wir sehen uns auf einem guten Weg, unsere gesteckten finanziellen Ziele für 2020 zu erreichen", sagte Unternehmenschef Lars von Lackum. Für das laufende Jahr peilt LEG weiter einen operativen Gewinn von 370 Millionen bis 380 Millionen Euro an.

Carl Zeiss Meditec bekommt Corona-Krise zu spüren
Beim Thüringer Medizintechnik-Konzern Carl Zeiss Meditec hat in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2019/2020 die Coronavirus-Pandemie auf die Bilanz gedrückt. Während Umsatz und Nettogewinn zulegen konnten, ging das operative Ergebnis (Ebit) im Jahresvergleich zurück.

Elon Musk will wegen Corona-Frust Teslas Firmensitz verlegen
Tesla-Chef Elon Musk will den Firmensitz des Elektroauto-Herstellers wegen anhaltender Corona-Beschränkungen in Kalifornien in einen anderen US-Bundesstaat verlegen. Zudem droht er mit dem Abzug der Produktion in Kalifornien. Tesla werde die Zentrale und kommende Zukunftsprojekte "sofort" nach Texas oder Nevada verlegen, schrieb Musk am Samstag (Ortszeit) auf Twitter. "Ehrlich, das ist das i-Tüpfelchen", schrieb er in Bezug auf Auflagen des Bezirks Alameda bei San Francisco, die eine Wiedereröffnung der dortigen Tesla-Fabrik vor Juni verhindern würden.

dpa-AFX/rtr/fh