Im ersten Quartal stieg die Wirtschaftsleistung in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft mit 6,4 Prozent stärker als erwartet. "Die Steuersenkungen scheinen ihre positive Wirkung zu entfalten", sagte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank aus Liechtenstein. Das seien auch für Europa gute Nachrichten. Strategen halten es wegen des schwelenden Zollstreits zwischen den USA und China aber für zu früh, um Entwarnung zu geben. "Betrachtet man aber das große Ganze und stellt sich die Frage, warum wir in diesem Abwärtstrend stecken, dann ist es vor allem wegen des Handelsstreits, der Unsicherheit schürt und zu einer Zurückhaltung bei Kapitalanlagen führt", sagte Ökonom Ricardo Garcia vom Vermögensverwalter UBS Global Wealth Management.

Für Deutschland halbierte die Bundesregierung wegen des Handelsstreits und der Unsicherheit rund um den Brexit ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr, rechnet für 2020 aber mit mehr Dynamik.

QUALCOMM HEBT NACH EINIGUNG IM PATENTSTREIT MIT APPLE AB


Zu den Favoriten am europäischen Aktienmarkt gehörten neben konjunkturabhängigen Sektoren auch Finanzwerte. Morgan Stanley übertraf die Erwartungen der Analysten im Quartal, die Aktien legten um 1,8 Prozent zu. Trotz der weiterhin bestehenden globalen Risiken hätten sich die Märkte erholt und Morgan Stanley sei gut aufgestellt, betonte die Investmentbank. Deutsche Bank gewannen rund zwei Prozent. Zu den größten Gewinnern im MDax gehörten die Papiere der Commerzbank mit einem Plus von 2,5 Prozent. Neben Deutscher Bank ist einem Medienbericht zufolge auch die niederländische Großbank ING an dem Institut interessiert. 83 Prozent der Commerzbank-Mitarbeiter lehnen eine Fusion mit der Deutschen Bank ab.

Besser als erwartet ausgefallene Zahlen des Chipausrüsters ASML sorgten zudem bei europäischen Technologiewerten für Kursgewinne. Der Branchenindex legte 0,5 Prozent zu. Chipwerte wie Infineon, AMS, STMicroelectronics und Siltronic stiegen um bis zu 6,7 Prozent. An der Börse Amsterdam gewannen die ASML-Papiere rund zwei Prozent. Das niederländische Unternehmen, das Maschinen zur Produktion von Halbleitern herstellt und deshalb als Gradmesser für die Chipbranche gilt, rechnet dank einer wieder anziehenden Nachfrage in China mit einem beschleunigten Wachstum im Jahresverlauf.

Aktien des amerikanischen Chipproduzenten Qualcomm kamen dank einer Einigung im Patentstreit mit Apple in Fahrt. Die Papiere gewannen zum New Yorker Börsenstart knapp 15 Prozent. Qualcomm erhält eine nicht bekannte Geldsumme von Apple sowie eine sechsjährige Lizenz-Vereinbarung, mit der das Unternehmen seine Position als Halbleiter-Lieferant für iPhones zurückerobern könnte. In dem seit zwei Jahren andauernden Rechtsstreit hatte Apple Qualcomm vorgeworfen, seine Marktmacht zu missbrauchen. Qualcomm wiederum bezichtigte Apple der Patentverletzung.

Die Aktien der Deutschen Telekom gerieten dagegen nach einem Bericht über Widerstand der US-Behörden beim geplanten Zusammenschluss der US-Tochter T-Mobile US mit dem Rivalen Sprint unter Druck und verloren 1,3 Prozent. Insidern zufolge hat das Justizministerium in Washington die beiden Firmen darüber informiert, dass es die 26 Milliarden Dollar schwere Fusion in ihrer gegenwärtigen Form ablehne.

rtr