Nach dem Aufschub von US-Strafzöllen auf mexikanische Waren atmeten Anleger erst einmal auf, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. "Doch wie lange diese Atempause anhalten wird, bleibt abzuwarten. Drohgebärden bleiben auch nach abgeschlossenen Deals nicht aus." US-Präsident Donald Trump will die Zusatzabgaben doch noch erheben, falls die jüngste Einigung über Immigration im mexikanischen Parlament keine Zustimmung findet. Außerdem drohte er China mit einer Verschärfung der Strafzölle, sollte Präsident Xi Jinping nicht zu einem Treffen mit ihm bereit sein.

Dennoch blickten Anleger optimistisch auf den Gipfel der Staats- und Regierungschefs der 20 größten Industriestaaten und Schwellenländer (G20) Ende Juni, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Ein Abendessen wird zwar nicht die Probleme lösen können. Die Märkte hoffen dennoch, dass Trump und sein chinesischer Amtskollege den Gesprächsfaden wieder aufnehmen, der im Mai abgerissen ist."

KONJUNKTUROPTIMISMUS TREIBT KUPFERPREIS


Dieser Optimismus spiegelte sich auch am Rohstoffmarkt wider. Kupfer verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 5959,50 Dollar je Tonne. Zusätzlichen Auftrieb erhielt das Industriemetall von geplanten Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Ankurbelung der Konjunktur. China ist der weltweit größte Abnehmer von Kupfer. Vor diesem Hintergrund gewannen die Aktien von Bergbaufirmen wie Antofagasta, BHP Billiton und Rio Tinto in London bis zu 3,2 Prozent. Bei Stahlwerten griffen Investoren ebenfalls zu. Papiere von ArcelorMittal, Thyssenkrupp und Voestalpine notierten bis zu 6,8 Prozent im Plus.

Auftrieb erhielten die Börsen außerdem von Spekulationen auf eine baldige Zinssenkung der US-Notenbank (Fed). Diese Hoffnung könnte aber schwer enttäuscht werden - ungeachtet der jüngsten Signale von Fed-Präsident Jerome Powell, warnte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Zum einen könnte ein solcher Schritt als Einknicken vor Trump gedeutet werden. "Die Unabhängigkeit der Zentralbank wäre dahin." Zum anderen rechtfertigten die Konjunkturdaten eine Zinssenkung bislang nicht. Die Fed wird ihren Entscheid am 19. Juni bekanntgeben.

Dank ermutigenden Arbeitsmarktdaten eroberte das Pfund Sterling die 1,27-Dollar-Marke zurück und verteuerte sich um 0,2 Prozent auf 1,2702 Dollar. Der anhaltend starke Lohnanstieg verstärke zwar den Wunsch der Bank von England (BoE), die Zinsen anzuheben, sagte Rupert Thompson, Chef-Analyst des Vermögensverwalters Kingswood. "Wegen der Brexit-Unsicherheit wird die Notenbank die Füße aber mindestens einige weitere Monate stillhalten."

Am deutschen Aktienmarkt stand Evotec ins Rampenlicht. Die Biotech-Firma erhält von der Bill & Melinda Gates Foundation knapp 24 Millionen Dollar für die Entwicklung neuer Behandlungen gegen Tuberkulose. Entscheidend sei nicht die Zahlung der Stiftung, sondern der Zugewinn an Reputation für Evotec, sagte ein Aktienhändler. Evotec-Aktien gewannen 3,2 Prozent.

rtr