Die Börsen rund um den Globus sind am Montag im Schatten von Coronavirus und Ölpreis-Krieg eingebrochen. Der DAX fiel zeitweise um mehr als acht Prozent auf den niedrigsten Stand seit 14 Monaten. Damit machte der Leitindex den größten Tagesverlust seit den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York. Unsere aktuelle DAX-Chartanalyse finden Sie hier.

An der Wall Street wurde der Handel kurzzeitig automatisch unterbrochen - zum erstem Mal seit Einführung der automatischen Handelsunterbrechung nach der Finanzkrise 2008. Die US-Indizes Dow Jones und S&P500 stürzten zu Markteröffnung um jeweils mehr als sieben Prozent ab. Unsere aktuelle Dow Jones-Chartanalyse finden Sie hier. Der MSCI-Index für die weltweiten Aktienmärkte fällt zeitweise um mehr als fünf Prozent und steuert damit auf seinen größten Tagesverlust seit Dezember 2008 zu, als ein Ölpreisrückgang einen Ausverkauf an den Aktienmärkten ausgelöst hatte. Damit sinkt der Wert der Aktien weltweit um etwa 2,5 Billionen Dollar. Im Verlauf grenzte der Index die Verluste wieder etwas ein.

Der Streit zwischen Saudi-Arabien und Russland über die künftige Öl-Fördermenge ist eskaliert. Die Verhandlungen zwischen den Ölförderstaaten über eine Verschärfung der Förderbremse waren am Wochenende durch die russische Blockade gescheitert. Nun erwägt Saudi-Arabien, in den kommenden Monaten mehr Öl zu fördern. Auch Russland könnte nun die Produktion ausweiten. Der Preis der Rohöl-Sorte Brent stürzte um mehr als dreißig Prozent auf 31,02 Dollar je Barrel ab - der größte Kurssturz seit dem Golfkrieg 1991.

Für die Panik an den Märkten sorgten außerdem die steigenden Infektionen und die Sterberate durch das neuartige Coronavirus. Italien hatte am Wochenende weite Teile des besonders stark betroffenen Nordens abgeriegelt. Die Zahl der Todesfälle in Europa stieg - vor allem in Italien - sprunghaft an. Auch in Deutschland gibt es mittlerweile erste Coronavirus-Todesfälle. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen ist hierzulande auf 1112 gestiegen.

Gold und weitere "sichere Häfen" gefragt


Vor diesem Hintergrund flohen Anleger in "sichere Häfen" wie Gold. Die "Antikrisen-Währung" war mit 1702,56 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) zeitweise so teuer wie zuletzt vor gut sieben Jahren. Auch der japanische Yen ist gefragt und steigt auf den höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren. Ein Dollar kostet im Gegenzug mit 101,17 Yen 3,9 Prozent weniger.

Aus Furcht vor weiteren Belastungen für die Banken fliehen Anleger aus Finanzwerten. Der europäische Bankenindex fällt um fast zehn Prozent auf ein Elf-Jahres-Tief von 102,66 Punkten. Im DAX erlitt die Deutsche-Bank-Aktie besonders schwere Verluste. Sie sackte zeitweise rund 15 Prozent auf ein neues Rekordtief bei 5,61 Euro ein. Dem Papier der Commerzbank erging es im MDax nicht besser. Auch das erreichte ein Rekordtief bei aktuell 3,704 Euro, was ein Minus von knapp 14 Prozent war. Die Aussicht auf noch tiefere Zinsen belastet die Bankenbranche. Zudem steigt das Risiko von Kreditausfällen, und das nicht nur wegen einer möglichen virusbedingten Rezession.

Steil abwärts ging es auch für die konjunktursensiblen Papiere der Autobranche. Der bereits durch den Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie den Wandel in Richtung Elektromobilität schwer gebeutelte Sektor beschleunigte seine Talfahrt am Nachmittag und sackte um 10 Prozent ab. Im Dax ging es für die Anteile von Daimler um etwas mehr als 13 Prozent abwärts. VW folgte mit minus 10,3 Prozent, Continental gab 8,1 Prozent ab und BMW knapp 10 Prozent.

Der Kurs der bereits schwer von der Virus-Epidemie betroffenen Lufthansa büßte 7,1 Prozent ein und fiel auf den tiefsten Stand seit 2016. Die Fluggesellschaft hatte am Freitag bereits mitgeteilt, dass sie wegen des heftigen Nachfrageeinbruchs infolge der Corona-Epidemie in den nächsten Wochen die Kapazität um bis zu 50 Prozent reduziert.


Was am Montag an der Börse sonst noch wichtig war


US-Notenbank erhöht Geldspritzen für Banken
Die US-Notenbank Fed weitet inmitten von Corona-Krise und Ölpreis-Crash ihre Notmaßnahmen aus. Knapp eine Woche nach einer Notzinssenkung erhöht sie ihre Geldspritzen für das Finanzsystem. Wie die regionale Fed von New York am Montag mitteilte, steigt das Volumen ihrer Übernachtgeschäfte mit den Banken von bisher 100 Milliarden auf mindestens 150 Milliarden US-Dollar. Das Volumen ähnlicher Geschäfte mit 14-tägiger Laufzeit werde von 20 Milliarden auf 45 Milliarden Dollar erhöht. Die Änderungen gelten zunächst bis 12. März.

Bundesagentur begrüßt Koalitionspläne zum Kurzarbeitergeld
Die Bundesagentur für Arbeit hat die Entscheidung der Bundesregierung zu Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld wegen der Coronavirus-Auswirkungen begrüßt. "Die Beschlüsse der Bundesregierung zur erleichterten Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld halten wir für vernünftig", sagte der Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur, Detlef Scheele, am Montag.

Deutsche Wirtschaft begrüßt Hilfen für Unternehmen
Die deutsche Wirtschaft hat die beschlossenen Maßnahmen gegen die Auswirkungen der Corona-Krise begrüßt. "Die große Koalition hat den Ernst der Lage erkannt", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Joachim Lang, am Montag. Die Maßnahmen seien ein wichtiges Signal, um das Vertrauen von Unternehmen und Bürgern zu stützen. Bei Bedarf müsse die Politik mehr tun.

Merkel sieht Land gut gerüstet für Wirtschaftsfolgen der Coronakrise
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht Deutschland mit den angekündigten Maßnahmen der Koalition gut gerüstet für die wirtschaftlichen Folgen des neuartigen Coronavirus. Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld seien bereits in der Finanzkrise erfolgreich gewesen, sagte Merkel am Montag bei einem deutsch-griechischen Wirtschaftsforum in Berlin. Die Änderungen sollten schnell wirken, sie sollten bereits am Mittwoch ins Kabinett und am 3. April im Bundesrat beraten werden.

Sorge vor Staatsbankrott im Libanon - Krisensitzung der Regierung
Nach dem ersten Zahlungsausfall in seiner Geschichte wächst im Mittelmeerstaat Libanon die Furcht vor einem Staatsbankrott. Die Regierung arbeitet an einem Rettungsplan und will sich am Dienstag zu einer Krisensitzung treffen, wie lokale Medien meldeten. Das Land erlebt derzeit die schwerste Wirtschaftskrise seit Ende des Bürgerkriegs vor 30 Jahren. Deren Folgen sowie monatelange Massenproteste erschüttern das politische System.

Deutschlands Wirtschaft bekommt Export-Dämpfer zu Jahresbeginn
Deutschlands Außenhandel ist mit einem deutlichen Dämpfer in das laufende Jahr gestartet. Im Januar und damit noch vor der großen Coronavirus-Krise lieferten die Unternehmen Waren "made in Germany" im Gesamtwert von 106,5 Milliarden Euro ins Ausland. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes waren das 2,1 Prozent weniger als im Januar 2019. Auch die Einfuhren nach Deutschland gingen im Jahresvergleich um 1,8 Prozent auf 92,7 Milliarden Euro zurück, wie die Statistikbehörde am Montag berichtete. Von Dezember auf Januar stagnierten die Exporte, die Importe legten um 0,5 Prozent zu.

rtr/dpa-AFX/fh