Anlegern gefiel vor allem die Aussicht auf hochrangige Handelsgespräche zwischen den USA und China. "Von einer Lösung des Problems sind wir damit zwar noch weit entfernt", warnte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Die Tatsache aber, dass sich China zurückhaltend zeigt und einen versöhnlichen Ton anschlägt, ist ein positives Zeichen." Nach Angaben des Handelsministeriums in Peking haben sich die beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt auf weitere Handelsgespräche Anfang Oktober in Washington verständigt. Negative Nachrichten würden momentan ausgeblendet, sagte Stratege David Cheethma von xtb Market. "Sich auf die positiven Aspekte zu konzentrieren ist oft auch ein Merkmal so mancher Börsenrally." Seit Jahresbeginn hat der Dax rund vierzehn Prozent zugelegt.

Der Volatilitätsindex, ein Gradmesser für die Nervosität an den Börsen, fiel am Donnerstag auf den niedrigsten Stand seit Anfang August. Anleger griffen zu Aktien von europäischen Autobauern, für die China ein wichtiger Absatzmarkt ist. Der europäische Branchenindex gewann 2,4 Prozent. Ähnlich stark legten die deutschen Fahrzeug-Hersteller BMW, Daimler und Volkswagen zu. Sie profitierten zusätzlich von überraschend starken US-Absatzzahlen, sagte ein Börsianer. Gefragt waren auch die Chipwerte, die üblicherweise sensibel auf Nachrichten rund um den Zollstreit reagieren. Die Aktien von Infineon und STMicro legten bis zu 4,9 Prozent zu.

Johnson lässt nicht locker


Unübersichtlich bleibt es im Ringen um den Brexit. Zwar scheint ein EU-Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union ohne Vertrag durch ein entsprechendes Gesetz zunächst vereitelt. "In trockenen Tüchern ist die damit anvisierte Abwendung des 'No Deals' allerdings nicht", gab BayernLB-Volkswirtin Charlotte Heck-Parsch zu bedenken. Zum einen müsse das Oberhaus dem Gesetz noch zustimmen. Zum anderen könnten die EU-Staaten eine erneute Verschiebung des Brexit-Termins auf den 31. Januar 2020 ablehnen. Premierminister Boris Johnson pocht zudem weiterhin auf Neuwahlen.

Das Pfund Sterling verteuerte sich deutlich um 0,7 Prozent auf 1,2343 Dollar, was Händler auf spekulative Käufe zurückführten. Anleger, die auf fallende Kurse gesetzt hätten, müssten sich nun eindecken.

Boohoo klettern auf Rekordhoch


Trotz des besiegelten Abstiegs aus dem Dax gewannen Thyssenkrupp 3,7 Prozent. Anleger hoffen auf einen lukrativen Verkauf der Aufzugssparte. Die Papiere des Nachrückers MTU in der ersten Börsenliga rückten zunächst auf ein Rekordhoch vor, lagen anschließend aber zwei Prozent tiefer.

Ein überraschend starkes Halbjahresergebnis und ein optimistischerer Ausblick beflügelten Safran. Die Aktien des weltweit zweitgrößten Zulieferers in der Luftfahrtindustrie stiegen in Paris um rund acht Prozent.

Angehobene Gesamtjahresziele hievten die Aktien des britischen Online-Modehändlers Boohoo auf ein Rekordhoch von 285,8 Pence. Unter anderem dank des Erfolgs der Marken "Nasty Gal" und "PrettyLittleThing" peilt das Unternehmen für 2019 nun ein Umsatzplus von 33 bis 38 statt 25 bis 30 Prozent an.

rtr