Die politische Lage erscheine vielen zunehmend schwer kalkulierbar. Außerdem sorgten sich Anleger davor, dass Trump seine Pläne für Steuersenkungen und sonstige Programme zur Ankurbelung der Konjunktur nicht umsetzen könne. Die Spekulationen darauf hatten die Börsen nach Trumps Wahl im November stark beflügelt.

Trump entließ am Freitag seinen umstrittenen Chefstrategen Steve Bannon, nachdem sich bereits zahlreiche Wirtschaftsbosse und andere Politiker von ihm abgewandt hatten. "Die Zweifel werden immer größer, ob die US-Administration in der Lage sein wird, irgendetwas von der Wahlagenda von Donald Trump umzusetzen", so Analyst Dirk Gojny von der National-Bank.

Wieder in den Fokus rückte Nordkorea, nachdem die USA und Südkorea ein Militärmanöver in der Region starteten. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jon Un betrachtet solche Übungen als Vorbereitung für eine Invasion. "Möglicherweise nimmt er das zum Anlass, um die ausgesetzten Waffentests im Laufe der Woche wieder aufzunehmen. Die Lage in der Region ist trotz der jüngst eingekehrten Ruhe alles andere als ruhig", warnte Gojny. Zuletzt hatten sich Trump und Kim mit gegenseitigen Drohungen überzogen und so Sorgen vor einem bewaffneten Konflikt geschürt.

Anleger griffen daher wieder verstärkt zu sicheren Anlagen: Gold verteuerte sich um ein halbes Prozent auf 1289 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Bei deutschen Bundesanleihen fiel die Rendite der zehnjährigen Papiere auf unter 0,4 Prozent.

AIR-BERLIN-SPEKULATIONEN GEBEN LUFTHANSA AUFTRIEB



Zu den größten Gewinnern an den europäischen Börsen gehörten die Papiere von Fiat Chrysler, die in Mailand zeitweise um 4,9 Prozent auf den höchsten Stand seit 19 Jahren kletterten. Der chinesische Autobauer Great Wall Motor zieht nach eigenen Angaben den Kauf von Fiat in Betracht und hat den italienisch-amerikanischen Konzern um ein Treffen gebeten.

Ein Milliarden-Deal sorgte auch in Kopenhagen für Trubel: Für umgerechnet 6,3 Milliarden Dollar übernimmt der französische Energiekonzern Total die Öl- und Gassparte der dänischen Reederei Moeller-Maersk. Maersk-Aktien gewannen 3,6 Prozent, Total verloren 0,7 Prozent.

Zu den wenigen Gewinnern im Dax gehörten die Titel der Lufthansa mit einem Kursplus von 1,2 Prozent. Anleger spekulierten darauf, dass die Fluggesellschaft einen größeren Teil des insolventen Rivalen Air Berlin kaufen kann. Air Berlin spricht mit mehr als zehn Interessenten und will den Verkauf spätestens im September abschließen.

rtr