Die Achterbahnfahrt an den Aktienmärkten zehrt an den Nerven. So startete der Euro Stoxx 50 in diesem Jahr mit rund 3150 Punkten. Bis Mitte April marschierte das europäische Börsenbarometer schnurstracks nach oben auf 3800 Zähler. Bis Mitte Juli ging es dann wieder ein Stück nach unten auf 3600 Punkte. Für Anleger, die ordentliche Renditen einfahren und zugleich ihre Risiken begrenzen wollen, eignen sich Zertifikate, die ihre Stärken in solchen Zickzack-Kursphasen ausspielen. Das ist beispielsweise mit Expresszertifikaten möglich.

Das Funktionsprinzip: Der Basiswert - eine Aktie oder ein Index - muss innerhalb eines Zeitraums ein bestimmtes Kursniveau (Tilgungslevel) erreichen, damit Anleger einen zuvor festgelegten Ertrag erhalten. Es gibt zwei Möglichkeiten der Rückzahlung: Die vorzeitige Fälligkeit oder die Fälligkeit zum Laufzeitende. Liegt der Basiswert an einem der Beobachtungsstichtage auf oder über der Tilgungsschwelle, wird das Papier vorzeitig, also vor dem maximalen Laufzeitende, fällig. Dann erhalten Investoren den Nennwert und einen festgelegten Zusatzbetrag (Expresszahlung) zurück. Zudem sind Expresszertifikate mit einer Barriere ausgestattet, die am letzten Bewertungstag relevant ist.

Schließt der Basiswert während der Laufzeit unterhalb des Tilgungslevels, wiederholt sich der Prozess bis zum nächsten Stichtag. Wird das Ziel dann erreicht, erhalten Anleger Nennwert und doppelten Zusatzbetrag. Beim dritten Stichtag würden der Nennwert und der dreifache Zusatzbetrag ausgezahlt und so weiter. Notiert der Basiswert an allen Stichtagen unterhalb des Zielkurses, kommt die Barriere ins Spiel, die deutlich unter dem Tilgungslevel liegt. Notiert zum Schluss der Basiswert auf oder über der Barriere, erhalten Anleger den Nennwert zurück. Wird die Barriere unterschritten, nehmen Anleger eins zu eins an den Kursverlusten des Basiswerts teil.

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Schritt für Schritt zur Rendite



In den vergangenen Jahren haben sich Stufenexpress-Zertifikate etabliert. Dabei sinkt das Kursniveau der Tilgungsschwelle von Stichtag zu Stichtag. So ist es möglich, auch in anhaltenden Schwächephasen an der Börse Gewinne zu erzielen. Das Papier der Société Générale auf den Euro Stoxx 50 (WKN: SG7 ZZQ) wurde im April 2015 aufgelegt. Der Startwert lautet auf 3674 Punkte. Die Expresszahlung beträgt 5,5 Prozent des Nominalwerts pro Zertifikat (Nominalbetrag = 100 Euro). Der erste Bewertungstag ist im Oktober 2016. Sollte der Startkurs zu 100 Prozent erreicht oder überschritten werden, erhalten Anleger pro Papier 105,50 Euro ausgezahlt. Wird das Ziel verfehlt, geht es in die nächste Runde. Steht der Euro Stoxx 50 im Oktober 2017 bei 90 Prozent seines Startwerts (3307 Punkte) oder darüber, wird ein Tilgungsbetrag von 111 Euro ausgezahlt. Sollte es auch dann nicht klappen, setzt sich das Spiel fort. Im Oktober 2018 liegt die Tilgungsschwelle bei 80 Prozent (2939 Punkte, Ertrag: 116,50 Euro), im Oktober 2019 bei 70 Prozent (2572 Punkte, Ertrag: 122 Euro) und am letzten Stichtag im Oktober 2020 bei 60 Prozent (2204 Punkte, Ertrag: 127,50 Euro).

Sollte der Index an allen Stichtagen die jeweilige Tilgungsschwelle unterschreiten, orientiert sich die Rückzahlung des Zertifikats bei Fälligkeit im Oktober 2020 an der Kursentwicklung des Euro Stoxx 50. In dem Fall entstünden deutliche Verluste, da der Index seit Emission des Zertifikats mehr als 40 Prozent seines Startwerts verloren hätte. Wer also davon ausgeht, dass sich ein Index oder eine Aktie in den kommenden Jahren seitwärts oder moderat abwärts entwickelt, kann sich das zu seiner Marktmeinung passende Expresszertifikat heraussuchen.

Wer größere Risiken eingehen will, kann zu Inline-Optionsscheinen greifen. Mit diesen Papieren setzen Sie auf einen festgelegten Kurskorridor eines Basiswerts. Dabei gibt es eine untere und eine obere Knock-out-Barriere. Berührt der Basiswert während der Laufzeit zu keinem Zeitpunkt eine der beiden Barrieren, erhalten Anleger am Laufzeitende zehn Euro pro Schein ausgezahlt. Aber: Wird eine der K.-o.-Schwellen gerissen, dann ist das eingesetzte Kapital komplett verloren.

Als Beispiel dient ein Inliner der HVB auf den DAX (WKN: HY7 X1P), der bis Mitte Dezember 2015 läuft. Die untere Barriere liegt bei 8 600 und die obere Barriere bei 13 000 Punkten. Sollte der deutsche Leitindex bis zum Laufzeitende keine der beiden Kursmarken berühren, werden zehn Euro ausgezahlt. Bei einem aktuellen Verkaufspreis von 7,39 Euro ergibt sich eine Rendite von rund 35 Prozent.



Wie renditeträchtig oder riskant ein Schein ist, zeigt ein Blick auf den Briefkurs. Denn am Ende gibt es ja im Erfolgsfall immer zehn Euro zurück. Je günstiger ein Papier ist, desto höher ist der mögliche Gewinn, aber auch das Totalverlustrisiko.

Anleger sollten die gewählten Barrieren eines gekauften Scheins am besten börsentäglich im Blick haben. Droht der Basiswert eine der beiden K.-o.-Schwellen zu verletzen, bietet sich ein vorzeitiger Verkauf an. Ein Verkauf könnte zudem auch sinnvoll sein, wenn alles nach Plan läuft und der Schein knapp unter der Zehn-Euro-Marke notiert. So schaltet man das Totalverlustrisiko aus - und mehr als zehn Euro gibt es am Laufzeitende sowieso nicht.

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