Denn nach dem Treffen deutscher Autobosse mit US-Präsident Donald Trump und anderen Vertretern der Regierung in Washington setzten einige Investoren auf eine Entspannung im europäisch-amerikanischen Handelskonflikt. Die US-Börsen blieben wegen eines Staatsaktes für den am Wochenende verstorbenen Ex-Präsidenten George Bush geschlossen. Am Dienstag hatte der Dow Jones gut drei Prozent verloren.

"Die Unsicherheit rückt wieder ins Blickfeld der Anleger", erklärte Axperte Salah Bouhmidi vom Analysehaus DailyFX. "Zu viele Risikofronten schüchtern Marktteilnehmer ein und lassen nur noch wenige von einer Jahresendrallye träumen." Brexit, Krim-Krise und der Streit über den Abrüstungsvertrag zwischen den USA und Russland drückten auf die Stimmung. Vor diesem Hintergrund nahmen einige Anleger in Frankfurt Kurs auf den "sicheren Hafen" Bundesanleihen. Ihre Käufe drückten die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Sechs-Monats-Tief von 0,242 Prozent.

Mit Sorge schauten Anleger zudem auf die Annäherung der Renditen kurz- und langlaufender US-Anleihen. Börsianer sprechen von einer "inversen Zinskurve", wenn Anleihen mit kurzer Laufzeit mehr Rendite bringen als Bonds mit langer Laufzeit. Dies kündigte in der Vergangenheit meist eine Rezession an.

Mit sorgenvoller Miene blickten Anleger auch nach London. Dort kassierte die britische Premierministerin Theresa May im Unterhaus zwei Schlappen. Unter anderem sicherten sich die Abgeordneten ein Mitspracherecht bei den nächsten Schritten, sollte der mit der EU ausgehandelte Brexit-Deal bei der für den 11. Dezember geplanten Abstimmung durchfallen. Da die Parlamentarier bei diesem Thema heillos zerstritten seien, wachse die Gefahr eines ungeordneten Brexit ohne einen Vertrag über die künftigen Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU, warnte Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen. Das Pfund Sterling verharrte bei 1,2770 Dollar und damit in Sichtweite seines Monatstiefs von 1,2661 Dollar.

VW & CO TROTZEN DEM TREND



Für viel Gesprächsstoff sorgte der Besuch der Bosse deutscher Autobauer mit US-Engagement in Washington angesichts von Trumps Zolldrohungen. Volkswagen, BMW und Daimler kündigten nach einem Spitzentreffen am Dienstag mit Regierungsvertretern in stärkeres Engagement in den USA an. An der Runde nahm zeitweise auch Trump persönlich teil. Die Aktien der drei großen deutschen Autobauer machten allerdings nur einen kleinen Teil ihrer Verluste vom Dienstag wett und stiegen um je etwa ein halbes Prozent.

Größter Gewinner im Dax war Bayer mit einem Plus von 1,3 Prozent. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern soll mehr auf Rendite getrimmt werden. Schon vergangene Woche hatte Bayer angekündigt, bis Ende 2021 rund 12.000 seiner weltweit gut 118.000 Stellen abbauen zu wollen.

Erneut auf Talfahrt gingen einige Technologiewerte. Infineon-Aktien verloren über ein Prozent. Händler verwiesen auf Verluste der US-Rivalen.

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