Viele Investoren hielten sich vor dem alljährlichen Notenbanker-Treffen in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming Ende der Woche zurück, sagte Analyst Connor Campbell vom Brokerhaus Spreadex. Experten gehen davon aus, dass US-Notenbankchef Jerome Powell bei seiner Rede am Freitag für September eine weitere Zinssenkung andeuten wird.

Bundesanleihen im Aufwind - Italiens Bonds unter Druck


Am Anleihemarkt heizten die Spekulationen auf eine baldige Wiederaufnahme der Wertpapierkäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) die Nachfrage an. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen deutschen Anleihen auf bis zu minus 0,696 Prozent von minus 0,646 Prozent. Italienische Bonds flogen dagegen aus den Depots. Dadurch stieg die Rendite der zehnjährigen Titel auf 1,489 von 1,431 Prozent.

Unmittelbar vor einer Rede des parteilosen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte heizte sein Vize Luigi Di Maio Spekulationen auf das endgültige Aus der Regierungskoalition an. Er dankte Conte über Facebook für die Zusammenarbeit. Insidern zufolge steuert die Di Maios populistische 5-Sterne-Bewegung auf eine Abkehr vom rechten Koalitionspartner Lega und auf ein Bündnis mit den oppositionellen Sozialdemokraten zu.

Ein erfolgreiches Misstrauensvotum gegen Conte könnte den Euro zeitweise unter die psychologisch wichtige Marke von 1,10 Dollar drücken, prognostizierte Chris Turner, Chef-Anlagestratege für Devisen bei der ING Bank. Der Verkaufsdruck werde aber sicher schnell verebben, da politische Krisen der Gemeinschaftswährung zuletzt immer weniger zugesetzt hätten. Am frühen Nachmittag notierte der Euro kaum verändert bei 1,1079 Dollar.

Im Nordwesten nichts Neues


Das Pfund Sterling verbilligte sich dagegen um 0,4 Prozent auf 1,2079 Dollar. Die EU lehnte wie erwartet den britischen Vorschlag einer Übergangslösung für das umstrittene künftige Grenzregime zwischen der britischen Provinz Nordirland und der Republik Irland ab. Nun richte sich die Aufmerksamkeit auf den Gipfel der Staats- und Regierungschefs der sieben größten Industriestaaten (G7) am Wochenende, sagte Carsten Mumm, Chef-Analyst der Privatbank Donner & Reuschel. "Die Erwartungen bezüglich konkreter Fortschritte beim Brexit sind so niedrig, dass jede noch so kleine Einigung positives Überraschungspotenzial bieten könnte."

Urteil zu Mietpreisbremse drückt Immobilienwerte


Zu den größten Verlierern am deutschen Aktienmarkt zählten Immobilienfirmen, nachdem das Bundesverfassungsgericht eine Beschwerde gegen die Mietpreisbremse abgeschmettert hatte. Die Titel von Deutsche Wohnen, Vonovia und LEG drehten ins Minus und verloren bis zu 2,6 Prozent. Der europäische Branchenindex büßte 0,9 Prozent ein. "Das Urteil war nicht überraschend, aber vielleicht befürchten einige Anleger, dass weitere Maßnahmen folgen könnten", sagte ein Börsianer.

Ins Rampenlicht rückte außerdem Bayer. Der Pharma- und Agrarchemie-Konzern verkauft seine Tiermedizin-Sparte für 7,6 Milliarden Dollar an den US-Konkurrenten Elanco. Bayer-Aktien drehten daraufhin ins Plus und gewannen 0,1 Prozent. Elan-Titel brachen dagegen im vorbörslichen US-Geschäft um 13,5 Prozent ein und waren mit 25,80 Dollar so billig wie noch nie.

rtr