Das Handeln der Anleger am deutschen Aktienmarkt war am Dienstag durch die Befürchtung negativer Pandemie-Folgen für die Wirtschaft bestimmt. Thomas Altmann von QC Partners warnte sogleich vor Illusionen, "denn es wird lange dauern, bis wir alle Folgen dieser Krise hinter uns lassen."

So verhallte dann auch schnell das positive Echo der Marktteilnehmer auf den gemeinsamen Vorstoß von Deutschland und Frankreich in Sachen Corona-Hilfen. Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatten sich zuvor für einen 500 Milliarden Euro schweren Wiederaufbaufonds für besonders schwer getroffene EU-Staaten ausgesprochen, der jedoch auf Widerstand stieß.

"Es war ein bedeutender Durchbruch, aber von jetzt an wird es nicht ganz einfach sein", sagte Vasileios Gkionakis, Währungsstratege bei Lombard Odier mit Blick auf den von nördlichen EU-Ländern geäußerten Widerstand. Auch Österreich pocht darauf, dass es sich bei Corona-Hilfen für Krisenstaaten nicht um Zuschüsse, sondern um zurückzuzahlende EU-Kredite handelt.

Für schlechte Stimmung bei den Anlegern sorgte zudem die düstere Perspektive in der Industrie. Dies zeigte eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Aufgrund der Einschränkungen des öffentlichen Lebens im Zuge der Pandemie rechnet der Verband mit einem historischen Einbruch der Wirtschaftsleistung von mindestens zehn Prozent.

Bei den Einzelwerten im war die Thyssenkrupp-Aktie bei Anlegern gefragt. Der Titel des Stahlkonzerns gewann in der Spitze rund fünf Prozent. Grund war die Ankündigung weiterer Umbaupläne durch den Konzern. So will sich Thyssenkrupp von schwachen Geschäftsfeldern trennen sowie die Stahlsparte und den Marine-Schiffbau möglicherweise in Partnerschaften mit Konkurrenten einbringen. Auch der zuletzt schwächelnde Versicherungssektor zeigte sich im europäischen Branchenvergleich etwas erholt. So legte die Allianz-Aktie zeitweilig über 1,50 Prozent zu.

Was am Dienstag an der Börse sonst noch wichtig war


Deutsche Börse plant Zukäufe - Weimer will Vertrag erfüllen
Die Deutsche Börse erwartet keine wesentlichen Rückschläge für ihr Geschäft durch die Corona-Pandemie und rüstet sich für weitere Zukäufe. "Größe ist für den Erfolg von Marktinfrastrukturdienstleistern sehr wichtig", sagte Konzernchef Theodor Weimer bei der Online-Hauptversammlung des Dax -Konzerns am Dienstag. Größere Fusionen oder Übernahmen habe der Frankfurter Marktbetreiber derzeit aber nicht vor: "Transformatorische Transaktionen stehen (...) nicht auf unserer Tagesordnung."

Hedgefondsmanager Hohn verklagt Wirecard-Management
Der britische Hedgefondsmanager Christopher Hohn will gerichtlich wegen mutmaßlicher Unstimmigkeiten in der Bilanzierung gegen das Wirecard-Management vorgehen. Hohns Hedgefonds TCI habe am Dienstag bei der Staatsanwaltschaft München I Strafanzeige gegen Wirecard-Verantwortliche gestellt, teilte TCI am Dienstag in London mit. Nach Einschätzung von TCI haben sich aus dem Ende April veröffentlichen Sonderbericht der Wirtschaftsprüfer von KPMG Auffälligkeiten ergeben, die möglicherweise strafrechtlich relevant sein könnten. Die Wirecard-Aktie reagierte am Mittag nur geringfügig auf die Nachrichten.

Covestro halbiert Dividendenvorschlag auf 1,20 Euro je Aktie
Der mit den Folgen der Corona-Krise und hartem Wettbewerb ringende Kunststoff-Spezialist Covestro kappt wie von Experten erwartet die Dividende. Für 2019 soll nun mit 1,20 Euro je Aktie die Hälfte der ursprünglich angekündigten Summe ausgeschüttet werden, wie der Spezialchemiekonzern am Dienstag in Leverkusen mitteilte. Auf dem aktuellen Kursniveau entspricht das immer noch einer Dividendenrendite von fast 4 Prozent. Einige Analysten hatte angesichts wegbrechender Gewinne sogar eine komplette Streichung für möglich gehalten. Der Aktienkurs reagierte denn auch nicht auf die Ankündigung. Abstimmen dürften die Anleger über den Dividendenvorschlag des Dax-Konzerns bei der Online-Hauptversammlung am 30. Juli.

Continental bessert Liquidität mit milliardenschwerer Anleiheemission
Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental hat zur Stärkung seines Finanzpolsters in der Coronavirus-Krise Milliarden an neuen Schulden aufgenommen. Mit zwei Anleihen seien am Markt insgesamt 1,5 Milliarden Euro eingenommen worden, hieß es vom Dax -Konzern am Dienstag in Hannover. Angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Lage infolge der Covid-19-Pandemie habe Conti damit vorsorglich mehr Geld ins Haus geholt, hieß es. Ende März hatte die Liquidität insgesamt bei 6,8 Milliarden Euro gelegen. Die lange Produktionspause in der Autoindustrie von Mitte März bis Ende April zehrt an den Mitteln der Branchenunternehmen. Davon sind auch Zulieferer wie Conti betroffen.

IPO/Reimann-Holding JAB: Jacobs-Konzern JDE Peet's soll in Amsterdam an Börse
Die Reimann-Familienholding JAB will den Kaffeekonzern JDE Peet's wie erwartet in Amsterdam an die Börse bringen. Dabei sollen über neue Aktien rund 700 Millionen Euro erlöst werden, hinzu komme eine Platzierung von Alteigentümern, wie das Unternehmen am Dienstag mitgeteilt hat. Am Montag hatte bereits die "Financial Times" über die Pläne berichtet. Demnach könnte das Angebot insgesamt bis zu rund 2 Milliarden Euro schwer sein.

dpa-AFX/rtr/dp