Händlern zufolge ließ die Dynamik nach sechs Gewinntagen in Folge allerdings nach. "Der Jahresstart war fulminant und die Gewinne werden langsam abgesichert", sagte Orlando Rodrigues, Chefhändler bei der Privatbank Donner & Reuschel. Seit Jahresbeginn legten die beiden Indizes jeweils mehr als 15 Prozent zu und übertrafen damit sogar das Wachstum des US-Index Dow Jones, der gut 13 Prozent gewann. An den US-Börsen zeichnete sich am Nachmittag ein verhaltener Börsenauftakt ab.

Einige Anleger sehen die jüngste Gewinnsträhne als Grundstein für weiteres Wachstum an den Börsen. "Sollte es kein Störfeuer vonseiten der anstehenden Quartalszahlen geben, bleibt das Umfeld für den Aktienmarkt günstig", zeigte sich Experte Ulrich Wortberg von der Landesbank Helaba überzeugt. Analyst Christian Henke vom Onlinebroker IG führt den Optimismus der Anleger vor allem darauf zurück, dass es positive Signale im Handelsstreit zwischen China und den USA gebe. Zudem sei die Furcht vor einer weltweiten Konjunkturabkühlung und dem Brexit in den Hintergrund gerückt. Die EU hatte die Frist für den Ausstieg Großbritanniens zuletzt auf Ende Oktober verlängert.

Am Devisenmarkt rückten dagegen Konjunktursorgen in den Vordergrund. Die Privatwirtschaft im Euro-Raum büßte wegen der schwächelnden Industrie im April an Tempo ein, wie das Institut IHS Markit im Rahmen seiner monatlichen Umfrage unter Tausenden Unternehmen mitteilte. "Sorgenkind bleibt die Industrie, hier wurde die Produktion so stark zurückgefahren wie selten zuvor in den vergangenen sechs Jahren", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. Der Euro verbilligte sich um 0,4 Prozent auf 1,1244 Dollar.

AMERIKANER KAUFEN WENIGER GUCCI


Bei den Einzelwerten standen im Nebenwerteindex MDax die Aktien von Osram mit einem Kursverlust von bis zu knapp sieben Prozent im Rampenlicht. Laut einem Bericht des "Manager Magazin" wachsen bei den Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle Zweifel an einer Übernahme des Lichttechnikkonzerns, weil es bei Osram nicht mehr rund laufe. Vorstandschef Olaf Berlien korrigierte vor drei Wochen zum wiederholten Mal die Gewinnprognosen nach unten.

Größter Verlierer im Dax waren Wirecard-Titel mit minus 2,3 Prozent. In der Nacht zum Freitag läuft das von der Bafin verhängte Leerverkaufsverbot für die Titel ab und einem Händler zufolge steigt bei Anlegern dadurch die Furcht vor einer neuen Verkaufswelle. In der Vergangenheit setzten Spekulanten immer wieder auf Kursverluste bei Wirecard, weshalb die Bafin im Februar ein Verbot für Leerverkäufe ausgesprochen hatte.

Lange Gesichter gab es auch bei Kering-Aktionären, die Papiere verloren in Paris 3,4 Prozent. Der Luxusgüterkonzern baute seinen Umsatz im Quartal zwar um gut ein Fünftel aus. Sinkende Erlöse mit der Marke Gucci in den USA dämpften aber die Laune der Investoren.

Im Gegensatz dazu machten Unilever Boden gut. Die in London notierten Aktien des Konsumgüterherstellers kletterten um bis zu 3,7 Prozent auf den höchsten Stand seit eineinhalb Jahren.

rtr