Auch am Aktienmarkt gingen die Anleger in Deckung. Der Dax fiel nach einem freundlichen Start bis zum Nachmittag um 1,4 Prozent auf 11.366 Punkte. Der EuroStoxx50 büßte 0,7 Prozent auf 3206 Zähler ein. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures eine leichtere Eröffnung.

Zum einen ziehen viele Anleger den Dollar vor, da in den USA die Fed bereits mehrfach an der Zinsschraube gedreht hat und vermutlich im Dezember erneut die Zinsen erhöhen wird. Zum anderen spielten aber auch der Brexit und der Haushaltsstreit Italiens mit der EU-Kommission der Weltleitwährung in die Hände, sagten Händler. Solange es nach einer neuen Italien-Krise rieche, werde die Euro-Schwäche anhalten, sagte Analyst Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Bis Dienstag muss die Regierung in Rom der EU-Kommission einen überarbeiteten Haushaltsplan vorlegen, sonst droht ein Strafverfahren. Die Probleme dämpften auch die Spekulationen auf Zinserhöhungen der EZB. "Es wird zunehmend infrage gestellt, dass es bald eine Zinserhöhung geben wird", erläuterte Leuchtmann.

Auch die Gefahr eines ungeordneten EU-Austritts Großbritanniens rückte wieder in den Fokus. Premierministerin Theresa May gerät mit ihren Brexit-Plänen zunehmend unter Druck. Die frühere britische Bildungsministerin Justine Greening rechnet mit einer Ablehnung der Pläne im Parlament. Die britische Währung verlor gut einen US-Cent auf 1,2868 Dollar.

MÖGLICHES US-VERBOT FÜR MENTHOL-ZIGARETTEN DRÜCKT TABAKWERTE



Hauptgesprächsthema am deutschen Markt war der zweitgrößte Zukauf der Firmengeschichte bei SAP. Europas größte Software-Schmiede übernimmt für acht Milliarden Dollar in bar die US-Firma Qualtrics, die eigentlich in Kürze an die Börse gehen wollte. Damit wildern die Deutschen im Revier ihres US-Konkurrenten Salesforce. "Aus strategischer Sicht macht das zwar Sinn, aber es ist und bleibt teuer", sagte ein Händler. Die Aktien brachen um bis zu 4,7 Prozent ein. Schlusslicht im Dax waren Infineon, die um neun Prozent absackten. Kopfzerbrechen bereitet Händlern zufolge den Investoren die möglichen Belastungen im Zusammenhang mit der 2009 insolvent gegangenen Speicherchip-Tochter Qimonda. Zudem waren viele Anleger laut Händlern nicht wirklich überzeugt vom Ausblick des Chipherstellers.

Bei den Nebenwerten zählten die im MDax gelisteten Aktien des Ticketvermarkters CTS Eventim nach der Vorlage von Geschäftszahlen mit einem Plus von fast drei Prozent zu den Favoriten.

In London gerieten die Aktien von Tabakherstellern wie British American Tobacco unter die Räder. Die Aktien des "Lucky Strike"-Anbieters fielen um bis zu elf Prozent auf ein Fünf-Jahres-Tief von 2950 Pence und steuerten auf den größten Tagesverlust seit 1999 zu. Dem "Wall Street Journal" zufolge will die US-Gesundheitsbehörde Menthol-Zigaretten verbieten.

rtr