Nach den jüngsten Kursverlusten hat der DAX am Freitag Boden gut gemacht. Der Kursrücksetzer der vergangenen Tage sei lediglich eine Pause der Aktienrally und keine Trendwende, sagte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda der Nachrichtenagentur Reuters. "Keine Notenbank der Welt denkt derzeit daran, den Fuß vom geldpolitischen Gas zu nehmen. Die Finanzmärkte werden das gesamte Jahr 2021 mit billigem Notenbankgeld geflutet und ein Großteil davon wird in Aktien fließen."

Thema bleibt der Renditeanstieg an den Anleihenmärkten, vor allem in den USA. Dieser spiegele die Aussicht auf eine kräftige frühzyklische Konjunkturerholung und die gestiegenen Inflationserwartungen wider, sagte der Chefstratege der Privatbank Merck Finck, Robert Greil. Er rechnet aber insbesondere in Europa nur mit einem moderaten Renditeanstieg. "Die Zinsen werden nicht durch die Decke gehen", so Greil. Der Renditezuwachs hatte in dieser Woche die Kurse an den Aktienmärkten belastet, Marktteilnehmer sahen in Anleihen plötzlich wieder eine Anlagealternative.

Auch an der Wall Street starteten die US-Börsen fester in den Handel. Nach einer mehrtägigen Verlustserie griffen Aktienanleger wieder zu, allerdings nur zögerlich. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte lag 0,1 Prozent höher bei 31.529 Punkten, der breiter gefasste S&P 500 stieg um 0,2 Prozent auf 3921 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq zog um 0,4 Prozent auf 13.924 Punkte an.

Bedenken wegen hoher Bewertungen, vor allem bei technologielastigen Aktien, hatten die Kurse in den Tagen zuvor gedrückt. "Die Anleger ziehen sich nicht wirklich aus dem Markt zurück, werden jedoch vorsichtiger", sagte Chefökonom Peter Cardillo vom Vermögensverwalter Spartan Capital Securities.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war


Allianz peilt 2021 wieder Rekordniveau an - Aktie legt zu
Der Versicherungskonzern Allianz ist im Corona-Jahr 2020 überraschend glimpflich davongekommen. Für 2021 peilt Konzernchef Oliver Bäte schon wieder ein Rekordergebnis an, wie der Konzern am Freitag in München mitteilte. So hat der Versicherer bei seinen Geschäftskunden teils deutlich an der Preisschraube gedreht und sich von unrentablen Verträgen getrennt. Für die flächendeckende Schließung von Betrieben will der Konzern nicht geradestehen. Und auch eine endgültige Absage der Olympischen Spiele würde die Allianz nur wenig kratzen. Derweil können sich die Anteilseigner auf eine stabile Dividende freuen.

Danone will 2021 Corona-Lasten abschütteln
Nach einem schwierigen Corona-Jahr hofft der Lebensmittelkonzern Danone auf Besserung. "2021 wird das Jahr der Erholung sein", sagte Konzernchef Emmanuel Faber laut Mitteilung vom Freitag zur Vorlage der Bilanz für das vergangene Jahr. Dabei treiben die Franzosen ihren radikalen Konzernumbau weiter voran.

Texas-Wetter könnte RWE hunderte Millionen Euro kosten - Aktie verliert
Wegen der aktuell eisigen Temperaturen im US-Bundesstaat Texas rechnet der deutsche Energiekonzern RWE mit finanziellen Einbußen. Wegen Vereisungen und Netzproblemen sei ein Teil der Windkraftanlagen vor Ort außer Betrieb, teilte der Essener Konzern am Donnerstagabend mit. Derzeit konzentriere man sich darauf, die betroffenen Windturbinen wieder in Gang zu bringen.

Rückversicherer Swiss Re schreibt im Corona-Jahr hohen Verlust
Milliardenbelastungen durch die Corona-Pandemie- und Naturkatastrophen haben dem Rückversicherer Swiss Re 2020 einen Verlust eingebrockt. So schlugen zusätzlich zur Viruskrise Großschäden etwa durch die Hurrikane "Laura" und "Sally", die Waldbrände in Kalifornien, sowie Überschwemmungen am Fluss Jangtse, aber auch die schwere Explosion im Hafen in Beirut ins Kontor. Im laufenden Jahr dürfte allerdings die Rückkehr in die Gewinnzone gelingen, sagte Finanzchef John Dacey während einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die Aktien fielen zum Handelsstart in Zürich leicht.

Ölkonzern Eni überrascht zum Ende des Krisenjahres positiv
Der Ölpreiskollaps im Frühjahr 2020 hat dem Ölkonzern Eni im vergangenen Jahr einen Milliardenverlust eingebrockt. So hatte die Corona-Pandemie zu einem historischen Nachfrageeinbruch geführt. Auch wegen hoher Abschreibungen summieren sich daher die Verluste auf 8,6 Milliarden Euro, wie der Konzern am Freitag in Rom mitteilte. Im Jahr zuvor hatte nach einem Gewinneinbruch - ebenfalls infolge hoher Abschreibungen - immerhin noch ein kleiner Gewinn von 148 Millionen Euro gestanden. Auch da hatte Eni schon den Bilanzwert einiger Anlagen wegen eines Ölpreisrückgangs reduzieren müssen.

Renault schreibt Rekordverlust von acht Milliarden Euro
Renault hat im vergangenen Jahr vor allem wegen tiefroter Zahlen beim japanischen Partner Nissan einen Rekordverlust von acht Milliarden Euro eingefahren. Nach Einbußen wegen der Corona-Krise gab es für Renault in der zweiten Jahreshälfte bereits deutliche Verbesserungen, wie Generaldirektor Luca de Meo am Freitag in Boulogne-Billancourt bei Paris sagte.

Britisches Gericht: Uber-Fahrer sind keine eigenständigen Unternehmer
Der Fahrdienst-Vermittler Uber hat im jahrelangen Ringen um den Status von Fahrern einen wichtigen Rechtsstreit in Großbritannien verloren. Uber-Fahrer sollten nicht als unabhängige Unternehmer, sondern als Mitarbeiter behandelt werden, urteilte der Londoner Supreme Court am Freitag. Damit folgte das Gericht in dem seit 2016 laufenden Streit den Entscheidungen vorheriger Instanzen, gegen die Uber Berufung eingelegt hatte. Für die Uber-Aktien ging es um vorbörslichen US-Handel nach unten.

Labordienstleister Synlab profitiert von hoher Nachfrage nach Corona-Tests
Der Labordienstleister und mögliche Börsenkandidat Synlab profitiert in der Pandemie von der rapide gestiegenen Nachfrage nach seinen Tests auf das Coronavirus. Nach vorläufigen Berechnungen stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 38 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro, wie die Gruppe am Freitag in München mitteilte. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) kletterte um 71 Prozent auf 679 Millionen Euro.

Hapag-Lloyd hofft trotz Milliardengewinns auf Rückkehr zur Normalität
Trotz eines absehbaren Milliardengewinns im Corona-Jahr 2020 hofft die Reederei Hapag-Lloyd auf eine möglichst rasche Beruhigung des überhitzten Containertransportmarkts. "Wir wollen Normalität, denn mittelfristig ist es wichtig für uns, dass jeder weiterhin so viel Ware wie möglich mit Containern transportiert", sagte Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen am Donnerstagabend. Dazu seien aber auch in zwei bis fünf Jahren wettbewerbsfähige und nachhaltigere Konditionen nötig. Hapag-Lloyd profitiere derzeit von der massiven Nachfrage nach Containertransporten, sagte Habben Jansen. Er wies aber auch darauf hin, dass in den vergangenen zehn Jahren auch so manche Durststrecke habe überwunden werden müssen.

Autonomes Fahren: Conti und Bosch steigen bei US-KI-Firma Recogni ein
Mit einer Beteiligung im Silicon Valley wollen Continental und Bosch die Entwicklung von Technologien zum autonomen Fahren beschleunigen. Die Firma Recogni aus San José (Kalifornien) entwirft Hochleistungs-Chips, die auch mit Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) arbeiten. Es geht um die Erkennung von Objekten rund um das Fahrzeug und schnellere Verarbeitung der Daten aus den zugehörigen Sensoren. "Speziell KI-Lösungen werden beim autonomen Fahren eine größere Rolle spielen", sagte Frank Petznick, Leiter Fahrerassistenzsysteme bei Conti. Die Prozessoren sollen mittelfristig Teil der Steuerung werden, eine Serienproduktion könnte 2016 beginnen. Wer die Hardware herstellt, ist derzeit noch offen.

rtr/dpa-AFX/fh