Nach mehreren Tagen mit Kursverlusten in Folge tasten sich einige Anleger an die europäischen Aktienmärkte zurück. Größere Käufe blieben jedoch eine Seltenheit. Die Rekordzahl an Corona-Neuinfektionen in den USA rückten das Thema, das in den vergangenen Wochen verdrängt worden sei, wieder ins Blickfeld, sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. In den USA wurden zuletzt mehr als 60.000 neue Virus-Fälle binnen eines Tages registriert.

Unterstützung erhielt der DAX hingegen von erfreulichen Konjunkturdaten aus Italien. Die dortigen Industrieunternehmen hatten sich im Mai deutlich stärker von dem Einbruch in der Corona-Krise erholt als von Analysten erwartet. Besonders deutlich profitierte davon die Mailänder Börse.

Die Deutsche Börse mischt derweil außerplanmäßig die Zusammensetzung des SDax neu. Infolge der Übernahme von Rhön-Klinikum durch Asklepios Kliniken fällt der Rhön-Streubesitz unter 10 Prozent. In der Folge wird Rhön zum 14. Juli aus dem Nebenwerteindex genommen. Aufsteiger ist der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus.

Unter den Rohstoffen geriet Öl unter Druck. Spekulationen auf einen erneuten Rückgang der Nachfrage belasteten die Preise. Die "Antikrisen-Währung" Gold verteidigte hingegen die Marke von 1800 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm), die sie kürzlich erstmals seit etwa neun Jahren übersprungen hatte. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis sich das Edelmetall zu neuen Höhen aufschwingen werde, so Anlagestratege Ilya Spivak vom Brokerhaus DailyFX.

Im DAX führte zum Handelschluss HeidelbergCement. Gefolgt wurde der Konzern von Infineon und MTU. Infineon profitierte von den durch die Corona-Krise verstärkten Trends wie Digitalisierung, Home Office, Konnektivität und den Einsatz von Sensortechnik in vielen Geschäfts- und Lebensbereichen. So konnte der Konzern die schwere Scharte des Corona-Crashs mittlerweile auswetzen. Als DAX-Schlusslicht ging Wirecard ins Wochenende.

Was am Freitag an der Börse außerdem wichtig war


Corona-Krise belastet BASF - Operatives Ergebnis besser als befürchtet
Die Corona-Krise und eine schwache Nachfrage der Autoindustrie haben die operative Entwicklung des Chemiekonzerns BASF im zweiten Quartal schwer belastet. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie vor Sondereinflüssen brach im Vergleich zum Vorjahresquartal um rund 77 Prozent auf 226 Millionen Euro ein, wie der Dax-Konzern am Freitagnachmittag auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Allerdings hatten Analysten im Mittel einen noch stärkeren Rückgang erwartet. Die Aktien legten auf die Nachricht hin zu und notierten zuletzt mehr als ein Prozent im Plus.

Guter Lauf verschafft Qiagen bessere Position für Übernahme
Eigentlich schien der Deal schon in trockenen Tüchern, jetzt dreht sich allerdings der Wind zugunsten des Gendiagnostik- und Biotechunternehmens Qiagen. Die Quartalszahlen fallen dank Corona-Pandemie wohl besser aus als erwartet, deshalb erwarten Experten jetzt, dass Qiagen den Deal mit dem US-Technologiekonzern Thermo Fisher Scientific nachverhandeln könnte.

Nordex erhält Großauftrag für Windpark in Spanien
Der Windkraftanlagen-Hersteller Nordex hat einen Großauftrag aus Spanien erhalten. Neben der Lieferung der Turbinen im Umfang von 312 Megawatt für den Windpark "Gecama" in der Region Kastilien-La Mancha sei auch ein Service-Vertrag über 20 Jahre vereinbart worden, teilte Nordex am Freitag in Hamburg mit. Für den Kunden, den israelischen Stromerzeuger Enlight Renewable Energy, sei es das erste Projekt in Spanien und die erste Zusammenarbeit mit dem SDax-Konzern. Nordex will die Turbinen in seinem spanischen Werk produzieren, das in der selben Region liegt und im August in Betrieb genommen werden soll.

Herstellerverband: Absatzrückgang auf Chinas Automarkt 2020 nicht ganz so heftig
Der chinesische Automarkt erholt sich womöglich schneller vom Lockdown in der Corona-Pandemie als bisher gedacht. Der Absatzrückgang der Autobauer an die Händler dürfte in diesem Jahr nun zwischen 10 und 20 Prozent liegen, sagte Xu Haidong vom chinesischen Herstellerverband CAAM (Chinese Association of Automobile Manufacturers) am Freitag in Peking. Zuvor war der Verband noch von einem Minus zwischen 15 und 25 Prozent ausgegangen.

Rocket-Internet-Beteiligung GFG wird zum Profiteur der Corona-Krise
Der Online-Modehändler Global Fashion Group (GFG) hat es mitten in der Corona-Krise auch dank einer starken Nachfrage in Lateinamerika operativ zurück in die schwarzen Zahlen geschafft. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) werde im zweiten Quartal positiv sein und die Markterwartungen übertreffen, teilte die auf Schwellenländer ausgerichtete Beteiligung des Berliner Startup-Investors Rocket Internet am Donnerstagabend in Luxemburg mit. An der Börse löste die Ankündigung einen Kurssprung aus, die Papiere stiegen um rund ein Fünftel. Für die Aktien von Rocket Internet ging es um 0,35 Prozent nach oben.

Deutsche Börse ändert SDax-Besetzung: Rhön muss gehen - Tele Columbus kommt
Die Deutsche Börse mischt außerplanmäßig die Zusammensetzung des SDax neu. Infolge der Übernahme von Rhön-Klinikum durch Asklepios Kliniken falle der Rhön-Streubesitz unter 10 Prozent, teilte die Deutsche Börse am Donnerstagabend. In der Folge werde Rhön gemäß der Regeln zum 14. Juli aus dem SDax genommen. Nachrücker werde Tele Columbus, hieß es weiter. Der nächste Termin für die planmäßige Überprüfung der Dax-Indexfamilie ist der 3. September.

Emirates erwartet weitere Verschiebung von neuer Boeing 777X
Boeings Top-Kunde Emirates rechnet wegen der Corona-Krise mit einer nochmaligen Terminverschiebung beim modernisierten Großraumjet 777X. Die Fluggesellschaft gehe nicht mehr davon aus, die ersten Modelle im kommenden Jahr zu erhalten, sagte Emirates-Vorstand Adel Al Redha am Donnerstag dem Finanznachrichtendienst Bloomberg. Eigentlich plant Boeing, die Maschinen ab Anfang 2021 auszuliefern, nachdem es zuvor schon einmal zu einer Verschiebung wegen technischer Probleme gekommen war.

rtr/dpa-AFX/iw