Die Aussicht auf sinkende Zinsen hat den DAX am Freitag gestützt. Am Markt wird mittlerweile zu 60 Prozent davon ausgegangen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen bei der Ratssitzung kommende Woche um zehn Basispunkte senkt. Derzeit liegt der Einlagenzins noch bei minus 0,4 Prozent - dieser könnte demnach schon bald bei 0,5 Prozent liegen.

Zudem wird damit gerechnet, dass die EZB die Anleihenkäufe wiederaufnimmt und damit weiter Geld in den Markt pumpt. Anlagestratege Felix Herrmann vom weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock rechne mit einer Geldspritze von weiteren 500 bis 600 Milliarden Euro.

In den USA hatte zudem der Präsident der Federal Reserve Bank of New York die Notwendigkeit einer schnellen Zinsreaktion der US-Notenbank unterstrichen, sollten die Währungshüter zu dem Schluss kommen, dass sich die US-Wirtschaft in Schwierigkeiten befinde. Eine Senkung des US-Leitzinses Ende Juli gilt unter Börsianern als ausgemachte Sache.

Auf Unternehmensseite stand Wirecard im Fokus der Anleger. Der Zahlungsabwickler gab bekannt, in Zukunft in den deutschen Aldi-Filialen einen Teil der Kartenzahlungen zu übernehmen. Baader-Bank-Analyst Knut Woller sieht in in dem Deal enormes Potenzial, die Zusammenarbeit noch auszuweiten. Bisher wickelt das Unternehmen hauptsächlich Transaktionen im Internet ab, nur wenige Kunden kommen auf ein Milliarden-Transaktionsvolumen. Die Wirecard-Aktie stieg um knapp sechs Prozent.

Was am Freitag an der Börse sonst noch wichtig war

Software AG kappt Umsatzprognose - Aktienkurs so tief wie Anfang 2016
Die Software AG hat in ihrer größten Sparte erneut enttäuscht und muss dort die Jahresziele kräftig senken. Der Konzern kann in seinem Geschäft mit Integrationssoftware weiter nicht von dem Trend zur Digitalisierung profitieren und schnitt hier im zweiten Quartal unerwartet schwach ab. Auf Jahressicht wird in der DBP getauften Digitalsparte nun ohne die zukunftsträchtigen Geschäfte mit der Cloud und zur Vernetzung von Maschinen kein Wachstum herausspringen, sondern womöglich ein spürbarer Rückgang.

Sartorius hebt Umsatzprognose - Aktie kratzt am Rekordhoch
Eine unverändert starke Nachfrage nach Technologien zur Herstellung von Biopharmazeutika hat dem Pharma- und Laborzulieferer Sartorius im zweiten Quartal weiteren Schwung verliehen. Sowohl Umsatz als auch Gewinn legten kräftig zu, wie das MDax-Unternehmen am Freitag in Göttingen mitteilte. Damit übertrafen die Niedersachsen die Erwartungen der Analysten. Bei den Auftragseingängen verzeichnete Sartorius ebenfalls deutliche Zuwächse.

Munich Re mit 1 Milliarde Euro Quartalsgewinn - Jahresziel bestätigt
Der Rückversicherer Munich Re hat im zweiten Quartal von geringeren Belastungen durch Großschäden sowie der Auflösung von Reserven für Basisschäden profitiert. Das Konzernergebnis dürfte daher im abgelaufenen Jahresviertel rund eine Milliarde Euro erreicht haben, wie der Rückversicherer am Donnerstagabend auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte.

Microsoft steigert Gewinn und Umsatz dank Cloud-Boom kräftig
Der Software-Riese Microsoft bleibt dank seiner florierenden Cloud-Dienste auf Erfolgskurs. Im abgelaufenen Geschäftsquartal bis Ende Juni schoss der Gewinn im Jahresvergleich um 49 Prozent auf 13,2 Milliarden Dollar (11,7 Mrd Euro) in die Höhe, wie Microsoft am Donnerstag nach US-Börsenschluss am Konzernsitz in Redmond im US-Bundesstaat Washington mitteilte. Das lag zwar auch maßgeblich an einer Steuergutschrift über 2,6 Milliarden Dollar, doch auch das operative Ergebnis legte um starke 20 Prozent zu.

Neuer BMW-Chef für klare Ansagen in stürmischen Zeiten
Tesla, Jaguar, Audi und Mercedes sind mit attraktiven E-Autos auf dem Markt, BMW fährt hinterher - diesen Vorwurf müssen sich die Münchner Autobauer inzwischen oft anhören. In vier Wochen übernimmt der bisherige BMW-Produktionschef Oliver Zipse die Führung des Konzerns. "Zusätzliche Impulse bei der Gestaltung der Mobilität der Zukunft" lautet der Auftrag, den ihm Aufsichtsratschef Norbert Reithofer bei seiner Berufung am Donnerstag mit auf den Weg gab.

Scout24 will Struktur verschlanken und kauft Aktien zurück - Rekordhoch
Der Internetportalbetreiber Scout24 will seine Strukturen verschlanken und zudem Aktien zurückkaufen. Das Volumen der Aktienkäufe liege bei bis zu 300 Millionen Euro, teilte der MDax-Konzern am Freitag in München mit. Mit einem Paket von aktionärsfreundlichen Maßnahmen will Scout24 nach einer geplatzten Übernahme durch Finanzinvestoren eine langfristige Wertsteigerung in Gang setzen. Dazu will das Unternehmen die beiden Kern-Geschäftsfelder stärken, das Umsatzwachstum steigern sowie an der Finanzierung arbeiten.

Trump fordert US-Notenbank erneut zur Senkung des Leitzinses auf
US-Präsident Donald Trump hat die US-Notenbank Federal Reserve erneut zur Senkung des Leitzinses aufgefordert. Wegen der "fehlerhaften Denkprozesse" der Zentralbank seien die Zinsen in den USA viel höher als in anderen Ländern, klagte Trump am Freitag über Twitter. Wegen der starken US-Wirtschaft sollten die Zinsen eigentlich niedriger sein, schrieb er weiter. Im Unterschied zu seinen Vorgängern, die sich in der Regel nicht direkt zum Kurs der Fed äußerten, hat Trump die Notenbank schon häufiger angegriffen und niedrigere Zinsen gefordert.

Handelskrieg: Unterhändler der USA und Chinas telefonieren wieder
Die Unterhändler der USA und China haben erneut miteinander telefoniert, um die stockenden Handelsgespräche wieder in Gang zu bringen. Das berichtete der chinesische Außenamtssprecher Geng Shuang am Freitag vor der Presse in Peking.

rtr/dpa-AFX/fh