"Die Bullen behalten auf dem Frankfurter Börsenparkett die Oberhand", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader. So legte auch der MDax zu. Starke Quartalszahlen und Anzeichen für eine Belebung der europäischen Wirtschaft haben am Mittwoch Europas Aktienmärkte angetrieben.

Auf das Tagestief fiel der DAX am Nachmittag, als der ADP-Jobbericht veröffentlicht wurde, der von Anlegern als Indikator für den offiziellen Arbeitsmarktbericht am Freitag angesehen wird. Außerdem bleiben die Spannungen zwischen China und den USA sowie die Furcht vor einer erneuten Corona-Welle die bestimmenden Themen. Zusätzlich sorgten die Diskussionen im US-Kongress über weitere Konjunkturhilfen in der Corona-Krise für Unsicherheit. So konnte der DAX seine Tagesgewinne von zeitweise mehr als ein Prozent nicht halten. In den Augen von Index-Radar hat der Leitindex derzeit keinen eindeutigen Trend. Ein Stabilitätssignal wären erst Kurse oberhalb von 12.750 bis 12.850 Punkten, erklärte Andreas Büchler.

Nach dem Sprung über die 2000-Dollar-Marke zieht auch der Goldpreis weiter an: Eine Feinunze kostete bis zu 2044,34 Dollar - so viel wie nie zuvor. Es dürfte vor allem die Hoffnung auf weitere Stimulierungsmaßnahmen sein, welche den Preis nach oben treibe, sagte Commerzbank-Experte Carsten Fritsch.

Aufwärts ging es auch für die Aktie von Vonovia. Mit einem Anstieg um rund 2,9 Prozent schaffte es der Konzern erstmals in ihrer Geschichte über die 57-Euro-Marke. Milliardenschwere Zukäufe im Ausland und höherer Mieteinnahmen trieben im bisherigen Jahresverlauf die Gewinnentwicklung von Deutschlands größtem Immobilienkonzern an.

Zum Handelsschluss stand Covestro an der DAX-Spitze gefolgt von HeidelbergCement und Deutsche Wohnen. Als Schlusslicht ging Fresenius aus dem Handel. Der Konzern litt mit rund sechs Prozent Minus unter einem für sie ungewohnten negativen Votum durch die Experten von Jefferies. Für die Fresenius-Tochter FMC gaben die Analysten zugleich ihre Kaufempfehlung auf, hier gaben die Papiere ebenfalls nach.

Was am Mittwoch an der Börse außerdem wichtig war


BMW muss wegen Corona-Pandemie ebenfalls Verlust verbuchen
Der Autobauer BMW ist im zweiten Quartal wegen der Coronavirus-Pandemie wie erwartet in die roten Zahlen gerutscht. Unter dem Strich stand ein Verlust von 212 Millionen Euro, wie das Dax-Unternehmen am Mittwoch in München mitteilte. Vor einem Jahr hatte BMW noch einen Gewinn von 1,48 Milliarden Euro gemacht. Es ist der erste Quartalsverlust seit 2009. BMW hatte bereits rote Zahlen für das zweite Vierteljahr angekündigt, weil die drei Monate in Europa und Amerika am stärksten von Produktions- und Verkaufsstopps infolge der Pandemie betroffen waren.

Corona-Krise trifft Allianz nicht so schwer wie gedacht
Der Versicherungskonzern Allianz kommt bisher besser durch die Corona-Krise als gedacht. Zu einer neuen Gewinnprognose wollte sich der Vorstand um Allianz-Chef Oliver Bäte am Mittwoch zwar nicht durchringen. Finanzchef Giulio Terzariol sieht aber Grund zur Hoffnung. "Angenommen, die Situation bleibt wie heute, würde ich erwarten, dass das zweite Halbjahr besser wird als das erste", sagte er in einer Telefonkonferenz anlässlich der Vorlage der Zwischenbilanz in München. Sicher ist das aber nicht: So bleibt weiter unklar, ob es eine zweite Infektionswelle mit Lockdowns, Betriebsschließungen und dem Ausfall versicherter Großveranstaltungen gibt.

Deutsche Post übertrifft Erwartungen trotz Corona - Aktie steigt
Die Deutsche Post ist trotz der Corona-Pandemie im zweiten Quartal weiter gewachsen und hat die Erwartungen der Analysten sogar übertroffen. Der Konzern profitiere jetzt von seinem breiten Portfolio als auch von seiner globalen Präsenz, teilten die Bonner am Mittwoch mit. Dabei habe sich vor allem der Bereich Online-Handel zwischen April und Ende Juni stark entwickelt. Die Anleger haben die Zahlen überzeugt: Der Kurs der Aktie legte am Vormittag um mehr als 2 Prozent zu und stieg auf mehr als 36 Euro.

Hembla-Zukauf gibt Vonovia weiter Auftrieb - Aktie auf Rekordhoch
Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia hat dank milliardenschwerer Zukäufe im Ausland und höherer Mieteinnahmen im ersten Halbjahr 2020 deutlich mehr verdient. Zudem profitierte der Dax-Konzern von seinem Wohnungsbestand, von Neubauten und Dachaufstockungen, aber auch von seinen Dienstleistungen rund um die Gebäude. Den Ausblick für das laufende Jahr bestätigte Vonovia.

Commerzbank geht 2020 von Verlust aus - Quartal besser als erwartet
Die Commerzbank rechnet wegen der Corona-Pandemie und der Kosten für den Konzernumbau 2020 jetzt mit einem Verlust. Grund dafür ist zum einen die erhöhte Prognose für die Risikovorsorge und zum anderen der stärkere coronabedingte Druck auf die Erträge im Geschäft mit Firmenkunden, wie die Bank am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Zuletzt hatte das Institut wie in den Vorjahren noch einen Gewinn angepeilt. Dieses Ziel wurde aber angesichts des Umfelds und der Aufwendungen für die Neuausrichtung vom Management als "sehr ambitioniert" eingestuft. Für Experten kommt die Prognose nicht überraschend, da sie größtenteils ohnehin schon mit einem Verlust gerechnet hatten.

Continental wegen Corona in roten Zahlen - Kostensenkungen im Visier
Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental ist wegen der Corona-Krise auch unter dem Strich tief in die Verlustzone gerutscht. Der Nettoverlust betrug zwischen April und Ende Juni 741,1 Millionen Euro, wie der Dax-Konzern am Mittwoch in Hannover mitteilte. Vor einem Jahr hatte Conti noch 484,8 Millionen Gewinn gemacht. "Im Tal der schlimmsten Wirtschaftskrise der Autoindustrie seit dem zweiten Weltkrieg haben wir besser abgeschnitten als unsere Märkte", sagte Vorstandschef Elmar Degenhart laut Mitteilung.

Trotz leichter Erholung auf dem Automarkt schwelt die Krise weiter
Wer derzeit in Deutschland sein neu gekauftes Auto auch fahren will, braucht Geduld. Bis ein Neuwagen etwa in Berlin zugelassen wird, dauere es "mindestens sechs Wochen", teilte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen KfZ-Gewerbes (ZDK), Axel Koblitz, mit. Viele Zulassungsstellen arbeiteten immer noch im Krisenmodus und kämen nicht voran. "Besonders prekär sind die Verhältnisse beispielsweise in Frankfurt, Köln und Berlin", teilte Koblitz weiter mit. "Kein Händler kann einem Kunden erklären, warum dieser so lange warten muss." Roman Still, Chef der größten herstellerunabhängigen deutschen Autohandelsgruppe AVAG aus Augsburg mit mehr als 100 Standorten in der Bundesrepublik, betonte: "Das ist geschäftsverhindernd."

Medizintechnikfirma Carl Zeiss Meditec kämpft mit Corona-Belastungen
Die Corona-Krise hinterlässt beim Thüringer Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec zunehmend Spuren. "Wir hoffen zwar, die Talsohle inzwischen durchschritten zu haben, doch wird auch das laufende vierte Geschäftsquartal deutlich unter dem Vorjahr liegen", wie Unternehmenschef Ludwin Monz in einem Gespräch der Finanznachrichten-Agentur dpa-AFX sagte. So musste der Konzern im abgelaufenen dritten Geschäftsquartal Umsatzrückgänge im deutlich zweistelligen Bereich hinnehmen. Zwar steuere das Unternehmen auf der Kostenseite gegen, Entlassungen seien aber nicht geplant, so der Manager.

Bei Media Markt und Saturn droht der Abbau Tausender Stellen
Bei den Elektronikketten Media Markt und Saturn droht ein massiver Stellenabbau. Der Mutterkonzern Ceconomy prüft das Streichen von bis zu 3500 Vollzeitstellen bei den beiden Handelsketten, wie er am Mittwoch in Düsseldorf mitteilte. Betroffen von dem Abbau wären Ceconomy zufolge vorwiegend Arbeitsplätze im europäischen Ausland. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 55 000 Mitarbeiter. Die Aktien reagierten nur kurz deutlicher. Zuletzt notierten sie mit plus 0,8 Prozent nur noch ein wenig über dem Niveau, dass sie vor der Mitteilung hatten.

LPKF erwartet im dritten Quartal weniger Umsatz und Gewinn - Kurs fällt
Der Laserspezialist LPKF rechnet aufgrund des anhaltenden Drucks durch die Corona-Krise für das laufende dritte Quartal mit einem deutlichen Umsatz- und Ergebnisrückgang. Die Erlöse sollen auf 24 bis 27 Millionen Euro und der operative Gewinn (Ebit) 1 bis 3 Millionen Euro sinken, wie das im SDax notierte Unternehmen am Mittwoch bei der Zahlenvorlage in Garbsen mitteilte. Im selben Zeitraum des Vorjahres wurde ein Umsatz von 34,8 Millionen Euro und ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 5,2 Millionen Euro erwirtschaftet. LPKF hatte schon Eckdaten zum zweiten Quartal Ende Juli vorgelegt.

rtr/dpa-AFX/iw