von Franz-Georg Wenner




Chart 1 - DAX mit Stunden-Chart





Nachdem am Donnerstag das Juni-Hoch aus dem Markt genommen wurde, stellt der Mai-Umkehrpunkt im Bereich 11.880 das nächste Ziel auf der Oberseite dar. Hier wird die Luft aber allmählich dünn. Aus rein charttechnischer Sicht ist die Hürde als nicht so hartnäckig einzustufen. Allerdings leuchten auf Basis der Markttechnik allmählich Warnlampen auf. Der DAX handelt um rund 4,6 Prozent über seiner 21-Tage-Linie. Im Herbst / Winter vergangenen Jahres kam es mehrfach ab einer ähnlichen Differenz zu einer Atempause. Nur in ungesunden Übertreibungsphasen wie Ende November 2014 oder Mitte März kann der Werte auf über sechs Prozent steigen. Aber selbst dann wäre im Bereich um 11.900 vorerst ein Ende der Aufholjagd zu erwarten.

Kurzfristig ausgerichtete Long-Positionen sollten teilweise verkauft werden, mit dem Rest kann auf eine (mittelfristige) Fortsetzung bis an das Rekordhoch spekuliert werden. Setzen Gewinnmitnahmen ein, ist mindestens Platz bis 11.625. Bisher wurde der Bereich aber noch nicht bestätigt, zuverlässiger erscheint die Region um 11.380 bis 11.450.

Gerade mittel- bis längerfristig ausgerichtete Anleger sollten auch den Tageschart im Blick behalten. Nach dem kürzlich erfolgten Sprung über die obere Begrenzung des Abwärtskanals kann das Konsolidierungsmuster seit dem Rekord Anfang April auch als Flagge gewertet werden. Die Zuverlässigkeit dieser Art von Fortsetzungsmuster hängt entscheidend davon ab, ob es zuvor zu einer sehr kräftigen Kursbewegung kam. Beim DAX wird die Bedingung nach der nahezu beispiellosen Rally im ersten Quartal erfüllt. Auch das in den vergangenen Monaten fallende Handelsvolumen sowie die Zeitachse passen. Die Aufwärtsbewegung erstreckte sich über rund sechs Monate. Idealtypisch erfolgt der Ausbruch aus einer Flagge nach spätestens der Hälfte der vorherigen Kursbewegung, im vorliegenden Fall somit nach drei Monaten. Exakt diese Zeitspanne benötigte der DAX.

Flaggen treten meist in der Mitte einer Kursbewegung auf, die Formation bietet sich daher gut zur Kurszielberechnung an. Allerdings wäre es falsch, bereits jetzt DAX-Niveaus von 15.000 auszurufen. Umfangreiche Analysen des amerikanischen Statistik-Experten Bulkowski lassen eher Ernüchterung aufkommen. Demnach liegt die Zielerreichungsquote von Flaggen bei nur 62 Prozent. Erst Werte von mehr als 80 Prozent wären statistisch signifikant und somit zuverlässig. Vorerst bleibt somit das Rekordhoch bei 12.390 das nächste Ziel auf der Oberseite. Darüber müssen sich neue Widerstände erst noch ausbilden. Unsere Differenzmethode mit Gleitenden Durchschnitten wird dann ihre Vorteile noch stärker ausspielen, da es oberhalb der Bestmarke keine bereits bestätigten Widerstände auf Basis der klassischen Charttechnik geben kann.



Chart 2 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie



Der Tageschart liefert einen länger zurück reichenden Blick auf den Kursverlauf des Deutschen Aktienindex. Hier werden Kursmarken erkennbar, an denen es in den vergangenen Monaten und Jahren zu mehreren Wendepunkten gekommen ist (mittelfristige Unterstützungen und Widerstände). Sie sind oft stärker als die nur vorüber gehend wirksamen Chartniveaus im Fünf-Minuten- oder Ein-Stunden-Chart auf der ersten Seite der Analyse.

Wichtig ist der unter dem Kursverlauf abgebildete Indikator: Er misst den Abstand des Index zu seinem durchschnittlichen Kurs der vergangenen 21 Tage (dem Monatsdurchschnitt). Verlaufen die Kurse weit unter der 21-Tage-Linie, fällt der Indikator in die untere Extremzone. Werte, die tiefer liegen als etwa minus vier Prozent signalisieren eine erhöhte Chance auf eine Bodenbildung/Zwischenerholung. Werte über rund plus 3,8 Prozent deuten auf eine Überhitzung des Marktes hin, was die Gefahr einer Korrektur erhöht.



Chart 3 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Für langfristig denkende Anleger ist der Wochenchart am wichtigsten. Er blendet die Tagesschwankungen des Marktes aus und zeigt die Tendenz aus einer übergeordneten Perspektive. Kommt es hier zu einem Trendwechsel oder einem Verkaufssignal, hat dies oft nachhaltige Auswirkungen.

Der Indikator im unteren Bereich des Charts zeigt den Abstand des Deutschen Aktienindex zu seinem 200-Tage-Durchschnittskurs. Diese unter Anleger wohl populärste Durchschnittslinie repräsentiert den langfristigen Trend des Index. Weicht er zu weit nach unten von ihr ab, ist er überverkauft. Ab Werten von minus 22 Prozent ist dies der Fall. Dann steigen die Chancen auf eine Bodenbildung. Entfernt sich der DAX dagegen zu sehr von der 200-Tage-Linie nach oben, was bereits ab plus 14 bis 20 Prozent zutrifft, erhöht sich das Risiko einer Korrektur, und das restliche Kurspotenzial auf der Nordseite sinkt.



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Unterstützungen und Widerstände




























































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Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des "Index-Radar, der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Andreas Büchler ist Herausgeber des Magazins und Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft für Börsenhandelssysteme.

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