Der Pensionsfonds IMF Global Infrastructure erklärte am Montag überraschend, er wolle 20 bis knapp 30 Prozent der Anteile des Flughafens Wien erwerben. Daraufhin stieg der Kurs des Flughafenbetreibers um 17 Prozent. Pro Flughafen-Wien-Titel bieten die Australier 80 Euro. Der Heimatflughafen der Lufthansa-Tochter Austrian ist den Investoren damit rund eine halbe Milliarde Euro wert. "Unser Interesse rührt daher, dass wir den Flughafen Wien für ein sehr gut geführtes und attraktives Unternehmen an einem sehr starken Standort halten", erklärte der Investmentchef des Pensionsfonds, Werner Kerschl. Der Höhenflug der Flughafen-Wien-Aktie und Kerschls generelles Österreich-Lob lösten allerdings keine generelle Trendwende an der Börse Wien aus. Mit einem Minus von rund 17 Prozent seit Jahresanfang hinkt Österreichs Leitindex ATX anderen europäischen Börsenbarometern weiterhin deutlich hinterher. Der deutsche DAX gab bislang rund acht Prozent ab. Noch deutlicher zeigt sich die Schwäche anhand der Bewertungen. Mittlerweile zählt der ATX weltweit zu den wenigen Indizes, die unter dem Buchwert notieren. Die günstige Bewertung reizt zum Einstieg. Schließlich sind im ATX zahlreiche substanzstarke Unternehmen gelistet, die weltweit operieren, wie etwa der Anlagenbauer Andritz, der Stahlhersteller Voestalpine und der Verpackungsspezialist Mayr-Melnhof. Auch beträgt die durchschnittliche Dividendenrendite der 20 ATX-Mitglieder für das kommende Jahr 3,5 Prozent. Doch die speziellen Charakteristika des Finanzplatzes Österreich bremsen die Bereitschaft zum Engagement. Im ATX sind Banken stark vertreten. Auch fehlt es an defensiven Werten etwa aus der Gesundheitsbranche, die dem Index in konjunkturell schwächeren Phasen mehr Stabilität verleihen könnten. Vor allem aber mahnt die Ukraine-Krise die Anleger zur Zurückhaltung. Durch die Nähe Österreichs zu Osteuropa und die starke Ausrichtung vieler Unternehmen auf die Region werden die Auswirkungen dieses Konflikts auf die Gewinnentwicklung der Unternehmen wohl zu negativ beurteilt. Außer den beiden Indexschwergewichten Raiffeisen Bank und Immofinanz ist jedoch kein weiterer ATX-Wert überdurchschnittlich stark in Russland oder der Ukraine engagiert. Der Raiffeisen-Titel ist extrem günstig und notiert nur bei etwa der Hälfte des Eigenkapitals. Die Aktie dürfte sich jedoch erst dann deutlich erholen, wenn sich die Lage im Osten der Ukraine wieder kräftig entspannt. Ob und wann es dazu kommt, lässt sich zwar nur schwer prognostizieren. Optimismus für Österreichs exportorientierte Unternehmen lässt sich aber auch aus der Schwäche des Euro ableiten. Wegen der relativ geringen Liquidität der Börse Wien schlagen negative Nachrichten stärker durch als an anderen Märkten. Das gilt aber auch umgekehrt: Positive Entwicklungen treiben die Kurse stärker nach oben.

Fundamental ist Österreich ein Kauf. Dreht die Stimmung, sollte man in Wien dabei sein. Es könnte sich lohnen, langsam einzusteigen, um von der wahrscheinlichen Jahresendrally zu profitieren.

jb/jk

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