Die neue Coronavirus-Variante Omikron sorgt in der Politik, in der Wirtschaft und an der Börse für sehr viel Nervosität. Und das, obwohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch am Sonntag einräumte, noch nicht zu wissen, ob Omikron leichter übertragbar ist oder nicht und dass es auch sonst noch sehr viele Fragezeichen rund um das Thema gibt.

Um ein Gespür dafür zu bekommen, wie groß trotzdem die Verunsicherung mit Blick auf die scheinbar nie endende Pandemie wieder ist, reicht ein Blick auf die Nachrichten vom Wochenende. So titelte die Agentur dpa-AFX in zwei Meldungen folgendes: "Impfpflicht statt Super-Gau: Unternehmen haben Sorge vor Lockdown" und "Vier Wochen vor Weihnachten: Corona-Lage immer dramatischer".

Im ersten Bericht war davon die Rede, dass Mittelstand und Handel angesichts steigender Corona-Infektionszahlen mit drastischen Warnungen auf einen möglichen neuen Lockdown blicken. Den Begriff "wirtschaftlicher Super-Gau" verwendete dabei der Bundesgeschäftsführer des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft, Markus Jerger. Der Hauptgeschäftsführer des Mittelstandsverbunds, Ludwig Veltmann, sieht eine "dramatische Perspektive für den Standort Deutschland".

Im zweiten Bericht geht es um die weitere steigende Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland und der Tatsache, dass erste Fälle der neuen Omikron-Variante auch in Deutschland nachgewiesen wurden. Der Druck auf die künftige Ampel-Regierung nimmt zu, schnell schärfere Maßnahmen zu beschließen, heißt es weiter. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief die Bürger eindringlich dazu auf, einen Lockdown durch freiwillige Kontaktbeschränkungen zu verhindern. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina schlug vor, mehrwöchige Kontaktsperren auch für Geimpfte zu verhängen.

Wie sehr die neuen Nachrichten von der Pandemie-Front den Börsianer zusetzen, zeigt ein Blick auf die Kurstafeln vom Freitag. Zu sehen waren da zum Handelsende beim Dax ein Minus von 4,15 Prozent und beim Euro Stoxx 50 von 4,74 Prozent.

Doch es gab inmitten der allgemein Marktschwäche unter den Einzelwerten auch positive Ausnahme. Gut aus der Affäre zog sich dabei viele jener Titel, die auch bereits in früheren Lockdown-Phasen gut abschnitten. So legten im DAX Delivery Hero um 2,86 Prozent zu und Hellofresh sowie Zalando sogar um 5,07 Prozent bzw. um 5,52 Prozent.

BÖRSE ONLINE unterzieht das genannte Trio vor diesem Hintergrund nachfolgend einem näheren Anlagecheck. Dabei schauen wir auf den aktuellen Geschäftsgang, die Bewertungen und die Chartbildern und lassen Analysten zu Wort kommen.

Delivery Hero-Aktie





Beim ersten potenziellen Omikron-Profiteur handelt es sich mit Delivery Hero um eine der weltweit führenden lokalen Lieferplattformen. Die Gesellschaften des Konzerns betreiben in mehr als 50 Ländern Internetplattformen unter verschiedenen Markennamen, deren Nutzer an Restaurants weitergeleitet werden und On-Demand-Lieferdienste in Anspruch nehmen. Zudem weitet das Unternehmen den Quick (Q)- Commerce deutlich aus.

Charttechnik: Dieser DAX-Vertreter stemmte sich am Freitag mit einem Tagesplus von 2,86 Euro und einem Anstieg auf 116,95 Euro gegen die ansonsten allgemein vorherrschende Tristesse. Das heißt, dieser Titel hat dadurch den Abstand zu dem m März bei 101,95 Euro aufgestellten Jahrestief wieder etwas vergrößern können.

Allerdings ändert das nichts daran, dass der Wert in diesem Jahr weiter in einem Seitwärtstrend festhängt. Dessen obere Begrenzung verläuft mit 144,10 Euro bei dem am 05. Januar aufgestellten Schlussrekordhoch. Zu sehen ist der momentan vorherrschende Seitwärtstrend vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der Kurs zuvor vom 05. Juli 2017 ausgehend von einem da bei 25,55 Euro markierten Rekordtief stramm nach oben marschiert war.

Jüngster Geschäftsgang: Delivery Hero veröffentlichte für das dritte Quartal 2021 nur Leistungsindikatoren und keine Ergebniskennziffern. Demnach stieg im Berichtszeitraum die Zahl der Bestellungen um 52 Prozent auf 791,4 Millionen. Der Bruttowarenwert (GMV, Gesamtwert der an die Restaurants übermittelten Bestellungen (einschließlich MwSt.)) legte um 65 Prozent auf 9,56 Milliarden Euro. Der Gesamtumsatz der Segmente erhöhte sich um 89 Prozent auf 1,79 Milliarden Euro.

Analystenstimmen: Die Analysten der Citigroup erhöhten ihr Modell für Delivery Hero nach dem Zwischenbericht zum dritten Quartal. Die Umsatzerwartung wurde um vier Prozent nach oben angepasst, die EBITDA-Schätzung aber nur unwesentlich verändert. Für 2022 und 2023 wurden die Umsatzschätzungen um drei Prozent bzw. sechs Prozent angehoben. Auch für die Margen des Essenslieferdienstes ist Citi nun zuversichtlicher, berichtete die Nachrichtenagentur Dow Jones. Mit dem Kursziel ging es dadurch von 167,00 Euro auf 183,00 Euro nach oben.

Sehr optimistisch gibt man sich auch bei der Bank of America. Das Kursziel blieb mit 190,00 Euro zwar unverändert, lässt aber noch viel Luft nach oben. Nach einem Kontakt mit dem Finanzvorstand des Unternehmens zeigten sich die zuständigen Analysten zuversichtlich, dass Delivery Hero seine Prognose für das 4. Quartal 2021 übertreffen kann. Zudem ist man der Ansicht, dass die Konsenserwartungen für den Bruttowarenwert im kommenden Jahr zu niedrig sind und dass sich die Kernprofitabilität trotz hoher Investitionen weiter verbessert.

Zudem sieht man den Endmarkt für Take-Away-Aggregatoren angesichts einer Reihe von säkularen Faktoren und der steigenden Nachfrage positiv. Darüber hinaus scheine die wachstumsorientierte Strategie von Delivery Hero Früchte zu tragen, da sich die Wettbewerber in bestimmten Märkten zurückziehen würden. Und schließlich sei der Cash-Burn zwar der größte Negativfaktor, aber die jüngsten Aktien- und Wandelanleiheerhöhungen deuten darauf hin, dass die Bilanzprobleme nicht mehr bestehen.

Independent Research bezeichnet die sehr dynamische Topline-Entwicklung ebenso als eine Stärke wie die führende Marktposition in über 90 Prozent der Märkte, in denen Delivery Hero präsent ist. Positiv Erwähnung finden zudem die hohe Innovationsfähigkeit, eine hohe Präsenz in Wachstumsmärkten sowie die Stellung als starker Profiteur der Covid-19-Pandemie.

Als Schwäche stuft man es dagegen ein, dass derzeit noch nicht absehbar ist, wann auf Konzernebene der Break-even erreicht wird- Zudem gebe es derzeit eine noch hohe Abhängigkeit von Provisionen und in zahlreichen großen Märkten (u.a. Deutschland, EU, Brasilien, China, USA) sei man kaum bzw. gar nicht präsent. Darüber hinaus sei das Erreichen der Gewinnzone nicht absehbar und es gebe zahlreiche Beteiligungen an Konkurrenten, die nicht immer strategisch plausibel erschienen.

Bewertung: Analysten rechnen im Schnitt in diesem Jahr mit einem Verlust von 5,50 Euro. Auch 2022 und 2023 drohen basierend auf den Prognosen erneut klare Verluste. Für 2025 gibt es dann erstmals eine positive Vorhersage, die aus einem Gewinn je Aktie von 0,36 Euro besteht. Die Bewertung wäre zwar auch auf dieser Basis nach wie vor sehr hoch, dass ein Überschreiten der Gewinnzone dürfte trotzdem zu einem Vertrauensgewinn unter den Investoren führen.

HelloFresh-Aktie





Als zweiten potenziellen Omikron-Profiteur beschäftigen wir uns mit Hellofresh. Dahinter steckt ein weltweit führender Anbieter von Kochboxen. Daneben bietet das Unternehmen weitere Produkte (u.a. Salate, Desserts, Frühstück, vorgekochte Gerichte) an. Das Unternehmen ist in 15 Ländern unter verschiedenen Marken (Hellofresh, EveryPlate, Chefs Plate, Green Chef, Factor) tätig. Regionaler Schwerpunkt des Geschäfts sind die USA mit einem Umsatzanteil von rund 50 Prozent.

Das Geschäftsmodell des im Jahr 2011 gegründeten Unternehmens zielt laut DZ Bank darauf ab, dass jeder Haushalt frische und gesunde Mahlzeiten selbst zubereiten kann, ohne Zeit für die Rezeptsuche und den Lebensmitteleinkauf aufwenden zu müssen.

Charttechnik: Während der DAX gleichzeitig einbrach, fuhr dieses Mitglied im deutschen Aktienleitindex am Freitag ein deutliches Plus von 5,07 Prozent ein. Der Endstand auf Xetra betrug 95,28 Euro und die Notiz ist somit gang dicht dran am Schlussrekordhoch, das mit 96,18 Euro vom 26. August 2021 stammt. Sollte der Sprung über diese alte Bestmarke nachhaltig gelingen, wäre das gleichbedeutend mit einem prozyklischen charttechnischen Kaufsignal. Wissen muss man, dass die Kursreise nach oben am 20. Dezember 2018 ausgehend von einem damals gültigen Tief von 5,97 Euro losging.

Aktueller Geschäftsgang: Angetrieben von einer Steigerung der aktiven Kunden um 38,8 Prozent wuchs der Umsatz um 45,9 Prozent auf 1,416 Milliarden Euro und übertraf damit laut DZ Bank den Konsens von 1,321 Milliarden Euro. Mit einem Rückgang um 30,4 Prozent auf 79,8 Millionen Euro lag das bereinigte EBITDA in etwa auf Höhe des Konsensus von 81 Millionen Euro.

Hellofresh hat die Jahresprognose für das währungsbereinigte Umsatzwachstum auf 57-62 Prozent (bisher: 45-55 Prozent) erhöht. Der Konsens reflektierte bei Veröffentlichung des neuen Wachstumsziels einen nominalen Anstieg von lediglich 53 Prozent, so die DZ Bank. Das Unternehmen begründete den verbesserten Ausblick mit dem guten Umsatzwachstum (bis einschließlich Oktober), dem im Jahresvergleich starken Kundenanstieg, einer weiterhin hohen Bestellrate und hohen Bestellwerten. Die bereinigte EBITDA-Marge erwartet der Vorstand unverändert in einer Spanne von 8,25 bis 10,25 Prozent.

Analystenstimmen: Nach Veröffentlichung der Ergebnisse von Hellofresh für das dritte Quartal, der Anhebung der Unternehmensprognose und dem starken Kursanstieg bestätigten die Analysten von Bryan Garnier ihre Kaufempfehlung. Mit dem Kursziel ging es von 100,00 Euro auf 105,00 Euro nach oben. Die geänderte Unternehmensprognose lasse auf eine Erhöhung der Schätzungen um nur zwei Prozent schließen, habe allerdings in erster Linie die Bedenken der Anleger über kurzfristige Probleme beruhigt. Dazu gehöre eine mögliche "harte Landung" beim Wachstum im zweiten Halbjahr im Zuge der Wiedereröffnungen, die ausbleiben dürfte.

Bei der Gewinnwarnung des Konkurrenzen Marley Spoon scheine es sich eher um eine unternehmensspezifische Angelegenheit oder zumindest eine für Hellofresh vorteilhafte zu handeln. Die Kosteninflation sei erkennbar, bleibe jedoch mindestens 2021 unter Kontrolle und gefährde die Unternehmensprognose für das EBITDA im Geschäftsjahr nicht. Für 2022 erwarten die Analysten allerdings infolge höherer Transport- und Verpackungskosten sowie steigender Personalkosten einen Rückgang der EBITDA-Marge, zitiert Dow Jones das Analysehaus.

Sogar Kurse von 109,00 Euro hält man bei Jefferies für angemessen. Bei einem Kontakt mit den Verantwortlichen sprach die US-Investmentbank unlängst über Punkte wie die Größe des gesamten adressierbaren Marktes, die Penetrationsraten, die Kundenbindung und die Ziele für 2025. Im Nachgang schrieben die Analysten, dass man dabei zu einen positiven Eindruck gewonnen habe.

Trotz des Wachstumsschubs in den letzten Jahren würden die Märkte mit der höchsten Marktdurchdringung nach Aussage des Managements "immer noch sehr schnell" wachsen. Als Beispiel sei Deutschland genannt worden, einer der reifsten Märkte von Hellofresh, wo das Unternehmen zuletzt immer noch ein Wachstum von mehr als 45% gegenüber dem dritten Quartal 2020 verzeichnet habe, obwohl viele Angestellte wieder im Büro und die Sommersaison in vollem Gange gewesen sei. Auch sei zu beachten, das Hellofresh derzeit erst rund zwei Prozent der Haushalte im Land beliefere. Das Umsatzziel für 2025 von zehn Milliarden Euro sei konservativ.

Die Berenberg Bank bezeichnet Hellofresh als einen Disruptor im attraktiven, 7,5 Billionen Euro schweren globalen Lebensmittelsegment, der Kategorie mit den höchsten Verbraucherausgaben. Die Online-Durchdringung im Lebensmittelsegment sei gering und eine steigende E-Commerce-Durchdringung sollte für Rückenwind sorgen. Das Geschäftsmodell zeichne sich durch attraktive und sich verbessernde Stückkosten aus.

Erhebliche Investitionen in die Infrastruktur hätten zu einer nicht ausgelasteten Kostenbasis geführt. Das Unternehmen werde weiterhin viel Geld ausgeben, um die Verbraucher zu einer Änderung ihres Verhaltens zu bewegen. Wichtig sei jedoch, dass Hellofresh innerhalb von drei Jahren nach der Gewinnung von Kunden eine äußerst attraktive Rendite auf die Marketinginvestitionen von mehr als dem Dreifachen erwarte. Die Kombination aus Umsatzwachstum, einem höheren Deckungsbeitrag und einer Verringerung der Marketingausgaben im Verhältnis zum Umsatz deuteten darauf hin, dass sich die bereinigten EBITDA-Margen weiterhin stetig verbessern werden.

Bewertung: Analysten rechnen in diesem Jahr mit einem Umsatz von 5,74 Milliarden Euro und für die beiden kommenden Jahre mit 6,58 Milliarden Euro bzw. mit 7,46 Milliarden Euro. Den Gewinn je Aktie taxieren die Analysten im Schnitt für 2021 auf 1,60 Euro. 2022 und 2023 sollen dann 1,88 Euro bzw. 2,71 Euro herausspringen. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von gut 35. Optisch gesehen mag das hoch erscheinen, gemessen an den guten Wachstumsaussichten wäre das aber vertretbar.

Zalando-Aktie





Beim dritten potenziellen Omikron-Profiteur dreht es sich um Zalando, ein Unternehmen, das mit einem Umsatz von acht Milliarden Euro und etwa 39 Millionen Kunden zu den führenden europäischen Online¬-Modehändlern zählt. Das Produktsortiment umfasst inklusive der im Wege der Plattformstrategie angeschlossenen stationären Händler etwa 3.500 Marken mit etwa 0,7 Millionen Produkten.

Das Vertriebsgebiet erstreckt sich über 23 europäische Länder, wobei Deutschland die höchste Bedeutung aufweist. Der Vertrieb basiert auf elf eigenen Logistikstandorten, welche die Ware für die Logistikpartner für die letzte Meile bereitstellen. Zalando weist seit 2014 ein positives Ergebnis auf und kann auf eine solide Bilanz mit einer Eigenkapitalquote von 33 Prozent und einer Nettoliquidität von etwa einer Milliarden Euro verweisen, so die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).

Charttechnik: In einem überaus schwachen Gesamtmarlt legte der Titel am Freitag mit einem Plus von 5,52 Prozent eine richtige Rally hin. Der Abstand zum Oktober-Zwischentief von 73,98 Euro hat sich mit einem Schlussstand zum Wochenende von 82,60 Euro wieder etwas vergrößert. Dieses Zwischentief fungiert jetzt auch als eine wichtige Unterstützung, die besser nicht unterschritten werden sollte, um weiteren Chartschaden zu vermeiden.

Es zeichnet sich zwar eine Kursstabilisierung ab, noch ist der Titel charttechnisch gesehen noch nicht aus dem Schneider. Denn gegenüber dem im Juli bei 104,65 Euro aufgestellten Schlussrekordhoch besteht noch immer eine größere Lücke. Zu beachten ist bei alledem, dass der Wert im Oktober 2014 nur 17,10 Euro kostete, so dass die Langfrist-Performance immer noch stimmt.

Aktueller Geschäftsgang: In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres erhöhte Zalando die Zahl der aktiven Kunden um 30 Prozent auf 46,3 Millionen. Zusammen mit einer steigenden Anzahl der Bestellungen pro Kunde und einer leicht steigenden durchschnittlichen Warenkorbgröße führte zu einem Umsatzplus von 34 Prozent auf 7,25 Milliarden Euro. Die EBIT-¬Marge blieb mit 3,6 Prozent (Vorjahr: 3,5%) nahezu stabil. Per Saldo kletterte das Ergebnis je Aktie von 0,36 Euro im Vorjahr auf 0,55 Euro.

Für das Gesamtjahr geht das Management von einem Umsatzanstieg um 26 bis 31 Prozent und einem bereinigten EBIT in der oberen Hälfte einer Spanne von 400 bis 475 Millionen Euro aus. Die LBBW rechnet für 2021 auf dieser Basis mit einem Umsatz von 10,2 Milliarden Euro, einem bereinigten EBIT von 473,5 Millionen Euro und einem Ergebnis je Aktie von 1,01 Euro.

Analystenstimmen: Seit der Gründung 2008 weitete Zalando das Geschäftsmodell stetig aus. Das ursprünglich auf Schuhe fokussierte Produktsortiment umfasst mittlerweile den kompletten Modebereich, wird in 23 europäischen Ländern vertrieben und basiert auf einer Plattformstrategie mit 2.400 angebundenen stationären Einzelhändlern. Diese Erfolgsstory soll weiter fortgesetzt werden. Bis 2025 wird ein Umsatzwachstum von 20 Prozent pro Jahr angestrebt, schreibt die LBBW in einer Studie.

Wie es darin weiter heißt, bewegt sich Zalando in einer sehr dynamisch wachsenden Branche, was sich auf absehbare Zeit fortsetzen sollte. So sei etwa der Online-¬Umsatz mit Bekleidung und Schuhen in Deutschland in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht worden. Die Corona-Pandemie habe der Branche einen zusätzlichen Umsatzschub beschert, so dass das Wachstum basisbedingt temporär etwas geringer ausfallen dürfte. Der grundsätzliche Trend eines stetig wachsenden Marktvolumens bleibt davon aber nach Erachten der LBBE allerdings unberührt.

Mit einer Eigenkapitalquote von 33 Prozent sowie etwa einer Milliarden Euro an Nettoliquidität weise Zalando eine solide Bilanzstruktur auf, so dass man optimistisch ist, dass die Zielvorgaben aus eigener Kraft erreicht werden können.

Bryan Garnier wiederum senkte unlängst das Kursziel für Zalando von 112,00 Euro auf 105,00 Euro. Auch die EBIT-Erwartung für das Geschäftsjahr 2022 nahm man um neun Prozent nach unten. Beim aktuellen Kurs preise der Markt jedoch derzeit weitaus schlechtere Werte als 18,8 Prozent Umsatzwachstum und vier Prozent EBIT-Marge im Jahr 2022 ein. Es gebe daher immer noch eine Chance für Zalando, den Markt durch die Veröffentlichung einer klaren Prognose zu beruhigen. Dies könne jedoch erst Anfang März bei der Veröffentlichung der Gesamtjahresergebnisse geschehen.

Für längerfristige Anleger bleibe Zalando eindeutig ein "Conviction Buy", urteilt Bryan Garnier. In der Zwischenzeit blieben Bedenken über die Fähigkeit von Zalando, Lieferungen für das zweite und dritte Quartal zu sichern und das Wachstum in einem Korridor von 20 bis 25 Prozent weiterhin beizubehalten. Hingegen werde der Margendruck durch Preiserhöhungen gemildert, berichtet Dow Jones aus einer Studie.

Die Bank Julius Bär sieht Stärken darin, dass Zalando den europäischen Online-Modeeinzelhandelsmarkt mit hohem Markenwert dominiert. Auch biete die starke Bilanz mit einem hohen Bargeldbestand Spielraum für Investitionen und strategische Akquisitionen. Positiv Erwähnung finden außerdem ein starkes Umsatzwachstum aufgrund des anhaltenden Online-Wachstums, Marktanteilsgewinne in Kernkategorien und die Expansion in neuere Kategorien.

Eine Schwäche macht das Schweizer Kreditinstitut dagegen in einer begrenzten Präsenz in Großbritannien aus, und damit in einem schnell wachsenden Segment in Europa. Zudem seien höhere Fulfillment-Kosten aufgrund erhöhter Investitionen in Lager und Lieferangebote zu konstatieren. Eine aggressive Marketingstrategie zur Stärkung des Markenimages belaste darüber hinaus die Margen.

Bewertung: Analysten sagen von 2021 bis 2025 einen Umsatzanstieg von 10,290 Milliarden Euro auf 18,869 Milliarden Euro voraus. Man rechnet folglich mit einem starken Wachstum. Den Prognosen zufolge soll sich das auch positiv auf das Ergebnis auswirken. Das Ergebnis je Aktie sieht der Konsens jedenfalls gleichzeitig von 1,00 Euro auf 2,17 Euro steigen. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von rund 38. Die Bewertung bleibt damit aber trotzdem relativ hoch.