Endlich mal gute Nachrichten für die Aktionäre des Essenslieferdienstes Delivery Hero. Nach überraschend schwachen Zahlen und der Kurstalfahrt meldete der Berliner DAX-Konzern am Montagmorgen, man wolle im nächsten Jahr schwarze Zahlen schreiben.

Vorstandschef Niklas Östberg bezeichnete am Montag die Finanzierungstransaktion im Gesamtumfang von 1,4 Milliarden Euro als "wichtigen Meilenstein", um auf Konzernebene profitabel zu werden. Wegen umfangreicher Investitionen - unter anderem in den teuren Ausbau des Geschäfts mit Lieferungen von Supermarktartikeln und die Übernahme von Glovo in Spanien - schreibt Delivery Hero bisher tiefrote Zahlen. Allein 2020 fiel ein bereinigter Betriebsverlust von 568 Millionen Euro an. Zur Finanzierung hat Delivery Hero Wandelanleihen begeben, deren Tranchen nun nach und nach fällig werden und mit Hilfe der neuen Kredite bedient werden sollen.

Konkret besteht die Finanzierungstransaktion von Delivery Hero aus zwei Kreditlinien in Höhe von zusammen knapp 1,05 Milliarden Euro mit Laufzeit von 5,25 Jahren sowie einem revolvierenden Konsortialkredit im Umfang von 375 Millionen Euro mit einer vorläufigen Laufzeit von drei Jahren."Wir haben eine solide und diversifizierte Kapitalstruktur aufgebaut, die uns finanzielle Flexibilität und reichlich Liquiditätspuffer bietet, um unsere strategischen Prioritäten zu erfüllen", sagte Östberg.

Ziele konkretisiert


Delivery Hero steigert die Umsätze rasant, weil sich Menschen in der Corona-Krise daran gewöhnt haben, ihre Mahlzeiten online zu bestellen und nach Hause liefern zu lassen. In den ersten zwei Monaten 2022 kletterte der Umsatz dem Unternehmen zufolge um 53 Prozent. Allerdings will Delivery Hero seine Kunden nicht nur mit Restaurantessen versorgen, sondern auch mit Lebensmitteln und anderen Supermarktartikeln. Das kostet viel und inzwischen wollen Investoren wissen, wie und wann das Geschäft letztlich profitabel wird.

Für das laufende Jahr bestätigte Delivery Hero seinen bisherigen Ausblick von Mitte Februar. So sollen -1 bis -1,2 Prozent des Bruttowarenwertes (GMV) als operativer Verlust übrig bleiben (Ebitda/GMV-Marge). Das Management rechnet also weiter mit einem Verlustjahr. Tiefrote Zahlen soll weiterhin das Lebensmittelliefergeschäft, zu dem auch Glovo zählt, mit einem bereinigten Ebitda von bis zu minus 525 Millionen Euro schreiben. Bislang hatte das Management bis zu -550 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Um die Verluste etwas einzudämmen, hat Delivery Hero den kurzen und teuren Ausflug auf den deutschen Markt schnell wieder beendet, will das Japan-Geschäft verkaufen und die Rappi-Beteiligung zu Geld machen.

Einschätzung zur Aktie


Am Aktienmarkt kam die neue Sicherheit gut an. Das im Leitindex DAX notierte Papier sprang 11,5 Prozent auf über 46 Euro in die Höhe.

Zuletzt war Delivery Hero an der Börse kräftig unter Druck geraten. Im Februar brach die Aktie um mehr als 30 Prozent ein, als Anlegern aufstieß, dass die Verluste höher ausfielen als erwartet und das Unternehmen beim Blick nach vorn vorsichtig war. Vergangene Woche erreichte der Kurs bei unter 37 Euro ein weiteres Zwischentief.

Nach dem Börsengang im Juni 2017 bei knapp 27 Euro bewegte sich der Kurs zunächst seitwärts. Ende 2019 schaltete die Aktie dann in den Vorwärtsmodus, der Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 beflügelte deutlich - es ging nach oben bis auf über 140 Euro. Dann folgte der Absturz.

Delivery Hero muss nun zeigen, auch wirklich aus der Verlustzone herauskommen zu können. Wir bleiben skeptisch und empfehlen das Papier weiterhin nicht zum Kauf.

rtr/dpa-AFX/fh