Delivery Hero wächst schneller, steigert die Marge und erzielt erstmals freien Cashflow – doch auch eine Übernahme könnte den Kurs beflügeln. Warum Analysten mehr als 100 Prozent Kurspotenzial sehen und wie KI und Robotik das Geschäft zusätzlich antreiben.

Die Aktivitäten in Thailand will Delivery Hero einstellen. Das ist auf den ersten Blick keine gute Nachricht. Schon lange vermuten Investoren, dass im Portfolio des Essenslieferdiensts auch einige Altlasten der wilden Wachstumsjahre schlummern. Doch auf den zweiten Blick kann man der Aktion auch Positives abgewinnen. Offensichtlich will die neue Finanzchefin Marie-Anne Popp Verlustlöcher konsequent stopfen.

Die Strategie zeigt auf jeden Fall Wirkung, wie jüngste Geschäftsergebnisse belegen. Das Kerngeschäft läuft erfreulich. Der Lieferdienst schafft 2024 ein bereinigtes Wachstum von mehr als 20 Prozent. Die Marge wächst dabei schneller als das unterlegte Warenvolumen, es landet also mehr in der eigenen Kasse, das Geschäft skaliert.

Ein Indiz: Zum ersten Mal erwirtschaftete der Konzern 2024 einen positiven freien Cashflow. Und mit der gleichen Dynamik ging es auch im ersten Quartal weiter: 22 Prozent Geschäftswachstum und tendenziell höhere Erträge.

100% Kurschance bei Aktie von Delivery Hero?

Delivery Hero hat immer vor allem auf seine technische Plattform gesetzt. Nun bringen etwa die neuen KI-Anwendungen weitere Fortschritte. Die Verfügbarkeiten werden erhöht, die Lieferfristen verkürzt. Wohin die Reise geht, zeigt dabei der Markt in Schweden. Es gibt Lebensmittellieferungen mit Robotern und Essenslieferungen per Drohne.

Die Prognose für das Gesamtjahr scheint mit dem guten Start nicht gefährdet zu sein. Der Umsatz aller Segmente soll um 17 bis 19 Prozent zulegen. Für das bereinigte Betriebsergebnis hat sich der Konzern ein Wachstum um 40 Prozent vorgenommen. Und vor allem: Delivery Hero will einen freien Cashflow von mehr als 200 Millionen Euro erreichen. Damit kann sich der Lieferdienst selbst finanzieren, was bei der Aktie eine Neubewertung auslösen könnte. Die Kursziele der Aktie reichen bis 57 Euro, mehr als 100 Prozent über dem aktuellen Niveau.

Die Frage wird sein, ob Delivery Hero dieses Potenzial noch in Eigenständigkeit ausschöpfen kann? Denn die Konsolidierung in der Branche ist voll im Gang. Der Großaktionär von Delivery Hero, der Beteiligungsriese Prosus, ist gerade dabei, Just Eat Takeaway.com, einen Wettbewerber des Berliner Unternehmens, zu übernehmen. Ist die Übernahme abgeschlossen, könnte Delivery Hero der Nächste sein. Die Geschäfte passen gut zusammen, und Prosus verfügt über die nötigen Mittel.

Übrigens: Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Print-Ausgabe von BÖRSE ONLINE. Diese finden Sie hier

Oder lesen Sie auch: 7,78% Dividendenrendite im Mai: Die besten deutschen Dividenden-Aktien