Nach den zuletzt deutlichen Kursgewinnen haben es die Dax-Anleger zum Wochenschluss etwas ruhiger angehen lassen. Der deutsche Leitindex, der am Donnerstag noch 3,4 Prozent zugelegt hatte, verlor 0,3 Prozent auf 9811 Punkten. Der EuroStoxx50 gab ein Prozent nach. Mit Spannung warteten die Investoren auf die am Nachmittag anstehenden Arbeitsmarktdaten aus den USA. Experten rechnen mit einer robusten Stellenentwicklung, die eine baldige Zinserhöhung der US-Notenbank nahe legt.

Eilig dürfte es die Fed aber dennoch nicht haben, meinen die Analysten der Metzler Bank. "Solange die Inflation in den USA nicht merklich steigt und der Dollar weiter deutlich aufwertet, erscheint uns eine abwartende Haltung der Währungshüter wahrscheinlich," schrieben die Experten in einem Kommentar. In Erwartung einer zunächst anhaltend lockeren Geldpolitik der großen Notenbanken hatten viele Aktienmärkte am Donnerstag deutlich im Plus geschlossen.

Der Euro leidet dagegen unter der Aussicht auf weitere Geldspritzen der EZB. Seit Montag fiel er um bis zu zweieinhalb Cent auf 1,1753 Dollar und markierte damit den tiefsten Stand seit neun Jahren. Am Freitag pendelte er um die Marke von 1,18 Dollar. Die Europäische Zentralbank könnte nach Einschätzung von Experten schon auf ihrer nächsten geldpolitischen Sitzung am 22. Januar eine Ausweitung der Anleihenkäufe beschließen, um die schwächelnde Konjunktur in der Euro-Zone anzukurbeln.

Auf Seite 2: SANTANDER-KURS BRICHT WEGEN KAPITALERHÖHUNG EIN



SANTANDER-KURS BRICHT WEGEN KAPITALERHÖHUNG EIN

Unter den Einzelwerten sorgte vor allem die spanische Großbank Santander für Gesprächsstoff. Eine Milliarden-Kapitalerhöhung und die Kürzung der Dividende ließen den Kurs um bis zu 11,4 Prozent einbrechen. Mit 6,08 Euro waren sie so billig wie seit knapp zehn Monaten nicht mehr. Der spanische Leitindex gab 2,2 Prozent nach. Santander hatte am Donnerstag den Verkauf neuer Aktien im Volumen von 7,5 Milliarden Euro angekündigt. Zudem soll 2015 mit 20 Cent je Aktie nur noch ein Drittel der bisherigen Summe an Aktionäre ausgeschüttet werden.

Die Analysten der Berenberg Bank werteten es positiv, dass das neue Management versuche, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu setzen. Dennoch seien damit nicht alle Bedenken ausgeräumt. Die Kapitalausstattung bereite auch nach der angekündigten Kapitalerhöhung weiter Sorge. Ebenso das Engagement in Brasilien, wo sich das wirtschaftliche Umfeld verschlechtere. Aus Sicht der Berenberg-Analysten könnte die Milliarden-Maßnahme von Santander nun auch den Druck auf andere Banken steigern, ihr Kapital zu erhöhen. Der europäische Bankenindex gehörte mit einem Abschlag von 1,7 Prozent zu den schwächsten Branchenindizes. Im Dax notierten die Aktien der Deutschen Bank kaum verändert, die Commerzbank verloren 0,9 Prozent. Die deutschen Banken sollten eigentlich ausreichend kapitalisiert sein, sagte ein Händler.

Auf Seite 3: MERCK NACH POSITIVEM KOMMENTAR GEFRAGT



MERCK NACH POSITIVEM KOMMENTAR GEFRAGT

Spitzenreiter im Dax waren die Aktien von Merck, die nach einem positiven Analystenkommentar um bis zu 2,9 Prozent auf ein Rekordhoch von 84,03 Euro kletterten. Die Credit Suisse hatte das Papier auf "Outperform" von "Neutral" hochgestuft und das Kursziel auf 88 von 81 Euro erhöht. Nach der milliardenschweren Übernahme des Laborausrüsters Sigma-Aldrich und der Partnerschaft mit dem US-Pharmariesen Pfizer hätten die Hessen ihre strategischen Probleme gelöst, schrieben die Analysten. Zudem sei Merck trotz der jüngsten Kursgewinne im Vergleich zu den Wettbewerbern immer noch günstig bewertet.

Reuters