Der geplante Führungswechsel bei der Deutschen Bank hat am Montag für Wirbel an den europäischen Börsen gesorgt. Die Aktien des größten deutschen Geldhauses schossen um bis zu 8,2 Prozent in die Höhe. Das ist der größte Kurssprung seit etwa zwei Jahren.

Dax und EuroStoxx50 gaben dennoch jeweils etwa ein halbes Prozent auf 11.145 beziehungsweise 3496 Punkte nach. "Während man bei der Deutschen Bank über das Wochenende Nägel mit Köpfen gemacht und zumindest den Versuch eines Befreiungsschlages unternommen hat, entfernt man sich von einem solchen in Sachen Griechenland immer weiter", sagte Andreas Paciorek, Analyst des Online-Brokers CMC Markets.

PAUKENSCHLAG BEI DER DEUTSCHEN BANK

Die beiden Deutsche Bank-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen hatten nach massiver Kritik von Investoren und Mitarbeitern das Handtuch geworfen. Nun soll der 54-Jährige Brite John Cryan ab Juli zunächst Jain ersetzen. Ab Mai nächsten Jahres wird er Deutschlands größtes Geldhaus dann alleine führen. Da Cryan von den Skandalen der Vergangenheit unbelastet sei, verfüge er über größere Glaubwürdigkeit bei der Umsetzung des geplanten Umbaus und des versprochenen Kulturwandels, schrieb Equinet-Analyst Philipp Häßler in einem Kommentar. Allerdings schwäche der Abgang Jains die Marktstellung der Deutschen Bank im Investmentbanking. Die Papiere des Geldhauses notierten am frühen Nachmittag 5,1 Prozent im Plus.

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FRONTEN IM GRIECHISCHEN SCHULDENSTREIT VERHÄRTEN SICH



Unterdessen ging der Poker zwischen Griechenland und seinen Geldgebern um die Auflagen für weitere Hilfszahlungen weiter. Die jüngsten Vorschläge der Euro-Zone und des Internationalen Währungsfonds (IWF) hatte der griechische Regierungschef Alexis Tsipras vergangene Woche als "absurd" zurückgewiesen. Er will seinem rezessionsgeplagten Volk keine weiteren Einschnitte zumuten. Kommt es zu keiner Einigung, droht dem Mittelmeer-Anrainer die Pleite.

An der Athener Börse waren jedoch die Optimisten in der leichten Überzahl: Der Leitindex stieg gegen den europäischen Trend um 0,3 Prozent und die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen ging auf 11,536 von 11,593 Prozent zurück.

Im Nachbarland Türkei brach der Aktienmarkt dagegen um bis zu 8,1 Prozent ein. Die Währung des Landes fiel sogar auf ein Rekordtief. Ein Dollar kostete zeitweise 2,8085 Lira. Nach der Wahlschlappe für die islamisch-konservative Partei AKP des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan befürchteten Anleger eine schwierige Regierungsbildung. Selbst Neuwahlen seien möglich, betonten die Analysten der Commerzbank.

Am Devisenmarkt zog der Euro nach seinen vorangegangenen Kursverlusten wieder etwa an und verteuerte sich um rund einen Dreiviertel US-Cent auf 1,1198 Dollar. Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, nahm dagegen seine Talfahrt wieder auf und verlor 36 Ticks auf 150,72 Punkte.

ÜBERNAHMEGERÜCHTE SCHIEBEN DIAGEO AN



In London trieben Übernahmegerüchte die Aktien des Spirituosen-Herstellers Diageo deutlich nach oben. Die Titel legten in der Spitze um fast neun Prozent zu. Einem Medienbericht zufolge hat der brasilianische Milliardär Jorge Paulo Lemann ein Auge auf den Anbieter von "Johnnie Walker"-Whisky und "Guinness"-Bier geworfen. Zusammen mit der Private-Equity-Firma 3G denke er über eine Offerte nach, schrieb das brasilianische Nachrichtenmagazin Veja.

Reuters