Die Deutsche Bank-Manager gingen davon aus, dass die Fed es den Investmentbankern weiterhin verbieten werde, der deutschen Konzernmutter Geld ohne vorherige Genehmigung zu überweisen, sagten drei mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters in der Nacht zum Freitag. Zudem erwarteten sie, dass die Fed die US-Tochter der Deutschen Bank dazu anhalten werde, ihr System zur Überprüfung von Geschäften und Risiken weiter zu verbessern.

Den Insidern zufolgen hofft die Bankführung, dass bisherige Verbesserungen im Risiko-Management und bei der Kapitalplanung es ermöglichten, dass die Deutsche Bank den Stresstest dieses Mal unter Vorbehalt besteht. Die Zuversicht des Bank-Managements sei nach Gesprächen mit Vertretern der Fed in den zurückliegenden Monaten gewachsen. Die Notenbank habe allerdings noch nicht abschließend entschieden. Deshalb sei es weiterhin möglich, dass die Deutsche Bank ein viertes Mal nach 2015, 2016 und dem vergangenen Jahr durchfallen könnte.

Die ersten Ergebnisse sollten am Abend nach US-Börsenschluss veröffentlicht werden, der zweite Teil und das komplette "Abschlusszeugnis" dann am kommenden Donnerstag.

SCHLAPPE NICHT AUSGESCHLOSSEN


Ein Sprecher der Deutschen Bank äußerte sich auf Nachfrage lediglich allgemein: "Wir können keine dieser Informationen bestätigen, da wir die Testergebnisse nicht kennen." Man respektiere den Vorgang und die Entscheidung der Fed. Auch dieses Mal gilt in europäischen Aufsichtskreisen eine Schlappe nicht als ausgeschlossen. Die Deutsche Bank selbst attestiert sich jedoch "erhebliche Fortschritte".

Die US-Zentralbank prüft die wichtigsten in den Vereinigten Staaten aktiven Banken seit der Finanzkrise 2008 jährlich in Stresstests. Dabei geht es darum festzustellen, ob die Geldhäuser einen wirtschaftlichen Rückschlag - etwa eine schwere Rezession oder einen Einbruch des Aktien- oder Immobilienmarktes - durchstehen können. 2018 hatte die Fed teilweise "erhebliche Schwächen" bei der US-Tochter der Deutschen Bank gefunden und "weitreichende und kritische Defizite" bei der Kapitalplanung bemängelt.

HEIM-VORTEIL FÜR US-BANKEN


In diesem Jahr durchleuchten die Aufseher in den USA neben der Deutschen Bank noch vier weitere ausländische Geldhäuser, die mit substanziellem Geschäft in den Vereinigten Staaten vertreten sind: die beiden Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse, die britische Barclays und die kanadische Toronto-Dominion-Bank. Während sie die volle Prüfung absolvieren mussten, hat die Fed die heimischen Häuser vom qualitativen Teil des Tests befreit: Citigroup, Goldman Sachs, Morgan Stanley, JP Morgan und die Bank of America wurden damit in diesem Jahr weniger hart angepackt als die Konkurrenz aus dem Ausland.

Selbst wenn die Deutsche Bank unter den strengen Augen der Aufseher in den USA das Klassenziel erreichen sollte: Für Sewing und seine Mitarbeiter sind die Sommerferien noch weit: Denn der 49-Jährige hat seinen Aktionären harte Einschnitte im darbenden Investmentbanking versprochen. Nun arbeiten einige hundert Mitarbeiter daran, dass er sein Versprechen auch einlösen und spätestens mit den Halbjahreszahlen am 24. Juli die neue Strategie vorstellen kann. Überzeugt sein Plan dann nicht, könnte es von Seiten des Kapitalmarktes und der mächtigen Großaktionäre ungemütlich werden für den jüngsten Chef in der fast 150-jährigen Geschichte des Instituts.

rtr