2017 hatte er - noch als Co-Chef der Privat- und Firmenkundensparte und Co-Stellvertreter des damaligen Vorstandsvorsitzenden John Cryan - 2,9 Millionen Euro kassiert.

Sewing bezog 2018 ein höheres Salär als die Vorstandschefs manch anderer europäischer Großbanken wie etwa HSBC-Chef John Flint oder auch Barclays-Boss Jes Staley. An das Einkommen von Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam kommt er allerdings bei weitem nicht heran. Wie die zweitgrößte Schweizer Bank in ihrem Geschäftsbericht mitteilte, bekam Thiam für 2018 umgerechnet 11,2 Millionen Euro.

Sewing war am 8. April vom Aufsichtsrat der Bank an die Stelle seines glücklosen Vorgängers berufen worden. Der Brite Cryan erhielt für das Jahr 2018, in dem er noch gut drei Monate für das Institut arbeitete, eine Gesamtvergütung von 1,9 Millionen Euro. Als Abfindung wegen seiner vorzeitigen Ablösung bekam Cryan zudem 8,7 Millionen Euro und weitere 2,2 Millionen, weil er nach seinem Ausscheiden nicht sofort direkt bei einem Konkurrenten der Deutschen Bank arbeiten darf.

TEURER UMBAU



Auch andere in den vergangenen Monaten ausgeschiedene Vorstandsmitglieder bekamen üppige Abfindungszahlungen. Die frühere IT-Chefin Kim Hammonds etwa erhielt eine Abfindung von 3,3 Millionen Euro und eine Zahlung von 1,6 Millionen Euro wegen des nachvertraglichen Wettbewerbsverbots. Marcus Schenck, der frühere Co-Chef der Investmentbank, kassierte nur einen Teil der vereinbarten knapp zwei Millionen Euro, weil er inzwischen für die Investmentbank Perella Weinberg arbeitet. Nicolas Moreau, der Ende des Jahres die Führung der Fondstochter DWS abgeben musste, bekam Extra-Zahlungen in Höhe von zusammen 8,8 Millionen Euro.

Insgesamt bezahlte die Bank ihrem obersten Führungspersonal für das vergangene Jahr rund 55,7 Millionen Euro. 2017 hatte die Vergütung der Top-Manager bei 29,8 Millionen Euro gelegen. Da das Geldhaus drei Jahre in Folge Verluste schrieb, hatte auch der Vorstand in dieser Zeit keinen Bonus für seine Arbeit bekommen - daraus erklärt sich ein Teil der Erhöhung, hinzu kommen die Abfindungspakete. Insgesamt kostete der Vorstandsumbau das Institut, das Verhandlungen mit der Commerzbank über eine mögliche Fusion aufgenommen hat, nach Berechnungen von Reuters 25,8 Millionen Euro.

Top-Verdiener im aktiven Vorstand der Bank war 2018 Garth Ritchie, der die Investmentbank leitet und zugleich einer der beiden Stellvertreter Sewing ist. Der Südafrikaner bekam fast neun Millionen Euro, wenn man Aufwendungen für seine Altersvorsorge herausrechnet. Das lag vor allem daran, dass er zusätzliches Geld als oberster Brexit-Beauftragter des Instituts bekam. Die Zahl der Einkommensmillionäre bei der Deutschen Bank sank 2018 auf 643 von 705 im Jahr zuvor.

JOBS IN GEFAHR



Ihren weltweit rund 90.000 Mitarbeiter zahlte die Bank für das zurückliegende Geschäftsjahr insgesamt 1,9 Milliarden Euro an Boni aus. Für 2017 hatte die gesamte Belegschaft, die damals allerdings noch um einiges größer war als heute, 2,3 Milliarden Euro bekommen. 2018 hatte der Finanzkonzern einen Gewinn von 341 Millionen Euro eingefahren, im Jahr zuvor hatte ein Verlust von 735 Millionen Euro zu Buche gestanden.

Sollte die Deutsche Bank tatsächlich mit der Commerzbank zusammengehen, entstünde das mit Abstand größte Institut in Deutschland mit rund 38 Millionen Kunden. Am Donnerstag hatten Sewing und Commerzbank-Chef Martin Zielke die Aufsichtsräte in getrennten Sitzungen über den Stand der Gespräche informiert. Gewerkschaften und Betriebsräte laufen Sturm gegen die von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) unterstützte Fusion. Sie fürchten den Verlust Zehntausender Jobs und die Schließung von zahlreichen Filialen in ganz Deutschland. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung sind etwa 500 Geschäftsstellen bedroht. Die Deutsche Bank wollte den Bericht nicht kommentieren.

rtr