Zwei weitere mit dem Geschäftsverlauf des größten heimischen Geldhauses vertraute Personen bestätigten diese Darstellung. Die Deutsche Bank, die derzeit mit der Commerzbank über eine mögliche Fusion spricht, wird ihre Zwischenbilanz am 26. April veröffentlichen.

Das Institut selbst hatte vergangene Woche in seinem Geschäftsbericht erklärt, die Marktbedingungen hätten sich im Vergleich zu denen im vierten Quartal 2018 zwar verbessert, seien aber schwächer als erwartet. Politische Unsicherheiten wegen des Brexit und des Handelsstreits zwischen den USA und China verunsichern derzeit viele Anleger an den Finanzmärkten. Zudem habe die Deutsche Bank das Vertrauen der Investoren nach der Großrazzia im Spätherbst bislang nicht vollends wieder zurückgewinnen können, sagte einer der Insider.

Analysten rechnen mit einem deutlichen Rückgang der Erträge im Investmentbanking zu Jahresbeginn. Laut einer auf der Internetseite der Bank veröffentlichten Aufstellung erwarten die Branchenexperten im Schnitt einen Rückgang der Einnahmen in diesem größten Geschäftsbereich auf rund 3,5 Milliarden Euro. Im ersten Quartal 2018 hatte das Institut noch Erträge in Höhe von 3,85 Milliarden eingefahren, im Jahr zuvor waren es 4,4 Milliarden Euro. Die Monate Januar bis März sind traditionell besonders wichtig. Ein Teil des Rückgangs ist wohl aber auch darauf zurückzuführen, dass der seit April 2018 amtierende Vorstandschef Christian Sewing im Investmentbanking schon kräftig gestrichen hat.

Die Deutsche Bank ist nicht das einzige internationale Geldhaus, dass den Gegenwind vom Kapitalmarkt heftig spürt. Erst vor wenigen Tagen hatte die Schweizer Großbank UBS wegen der schwachen Einnahmen aus dem Handelsgeschäft ihre Gewinnziele infrage gestellt.

SPAREN, SPAREN, SPAREN

Spätestens bis dahin wird Konzernchef Sewing auch über die Sondierungsgespräche mit dem kleineren Konkurrenten berichten - diese werden nach Angaben beider Banken "ergebnisoffen" geführt. Aufsichtsratschef Paul Achleitner hatte diesen Zeitrahmen am Mittwoch bestätigt. Aktuell laufen Gespräche in Arbeitsgruppen, die verschiedene Themen abarbeiten, etwa welche Struktur eine neue Bank haben könnte oder wie ein solcher Mega-Deal finanziert würde. Nach Angaben von mehreren Insidern gibt es zumindest auf Seite der Deutschen Bank auch eine Arbeitsgruppe, die sich mit strategischen Optionen für das Institut beschäftigt, sollte es nicht zu einem Zusammenschluss mit der Commerzbank kommen. Ein Sprecher wollte das nicht kommentieren.

Einem Bericht der "Financial Times", wonach hinter den Kulissen für den Fall einer Fusion über eine Kapitalerhöhung zwischen drei und zehn Milliarden Euro diskutiert werde, trat die Deutsche Bank entgegen. "Um es klar zu sagen: Es hat im Vorstand der Deutschen Bank keine Diskussionen über Kapitalmaßnahmen mit Blick auf einen möglichen Zusammenschluss mit der Commerzbank gegeben. Die Spekulationen darüber sind falsch", sagte ein Sprecher. "Wir haben bislang nicht einmal entschieden, ob es überhaupt einen Zusammenschluss mit der Commerzbank geben wird." Eine Kapitalerhöhung könnte nötig werden, sollte sich bei einer Fusion durch Bewertungseffekte ein Kapitalloch auftun. Analysten halten dies für relativ wahrscheinlich.

Durch einen Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank entstünde das mit Abstand größte deutsche Institut, das im internationalen Vergleich aber immer noch ein Leichtgewicht wäre. Allerdings sind große Anteilseigner eher skeptisch, ob ein solcher Zusammenschluss Sinn macht und die Erosion der Erträge, unter denen vor allem die Deutsche Bank seit Jahren leidet, stoppen kann. Zuletzt hatte etwa die weltgrößte Fondsgesellschaft Blackrock, die bei beiden Instituten Aktionär ist, das Vorhaben öffentlich in Zweifel gezogen. Auch das Emirat Katar und der chinesische Mischkonzern HNA gelten als Skeptiker.

MASSIVE JOBVERLUSTE DROHEN

Die Gewerkschaften laufen bereits Sturm gegen eine mögliche Fusion, die mehrere zehntausend Arbeitsplätze kosten dürfte. Doch selbst wenn es nicht dazu kommen sollte, gelten viele Jobs als gefährdet. Deutsche-Bank-Finanzchef James von Moltke hatte bereits Anfang Februar erklärt, die Bank werde ihre Sparmaßnahmen weiter verstärken, wenn das Geschäft nicht anspringe und es keinen Rückenwind vom Kapitalmarkt gebe. Wie das "Handelsblatt" am Donnerstag aus Finanzkreisen berichtete, will der Vorstand nun im Lichte der Geschäftsentwicklung im ersten Quartal prüfen, ob die bereits beschlossenen Sparmaßnahmen ausreichen. Die Bank wollte auch das nicht kommentieren .

rtr