Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hat einen wichtigen Etappenerfolg errungen: Das größte deutsche Geldhaus hat den zweiten, entscheidenden Bankenstresstest der US-Notenbank Federal Reserve bestanden. Die Bank habe deutliche Fortschritte errungen, teilte die Fed in der Nacht zum Freitag mit. Die Deutsche-Bank-Aktie reagierte nach der Bekanntgabe mit einem Kurssprung von zeitweise über vier Prozent.

Den ersten Teil der Überprüfung hatte das Frankfurter Geldhaus bereits vor einer Woche -geschafft. Dabei war in einer Simulation geprüft worden, ob die Kapitaldecke auch in einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise die erforderlichen Mindestwerte einhält. Im zweiten Teil prüfte die Fed Risikokontrolle und Kapitalplanung. Im vergangenen Jahr war die Bank hier wegen weitreichender Defizite durchgerasselt.

Details zu Radikalkur bis 24. Juli


Für Vorstandschef Christian Sewing ist das Ergebnis ein "großer Erfolg für das Geschäft der Bank in den USA und weltweit". Eine starke Präsenz in den USA sei für die Kunden entscheidend. "Diese Überprüfung erfolgreich zu absolvieren war eines der wichtigen Ziele, die wir uns vor einem Jahr gesetzt haben", sagte Sewing.

Insgesamt mussten sich 18 in den USA aktive in- und ausländische Institute der Prüfung stellen. Alle haben die Prüfung bestanden, die Schweizer Großbank Credit Suisse als einzige -allerdings nur mit Auflagen. Als weitere Auslandsbanken mussten sich die Schweizer UBS und die US-Sparte von Barclays der Prozedur unterziehen. Die Deutsche Bank stand dabei wegen ihrer Größe und Systemrelevanz besonders im Fokus der Aufseher.

Deutsche-Bank-Chef Sewing kann sich nun auf die nächsten Etappenziele konzentrieren. Auf der Hauptversammlung Ende Mai hatte er den Aktionären "harte Einschnitte" insbesondere im Kerngeschäft Investmentbanking und eine Beschleunigung des Konzernumbaus angekündigt, um die Profitabilität zu verbessern. Spätestens bei der Vorlage des Zwischenberichts am 24. Juli könnten diese Umbaupläne den Investoren präsentiert werden. Die Investmentbank muss laut Sewing auf ihre Stärken ausgerichtet werden. Einschnitte soll es im Aktienhandel vor allem in den USA und im Handel mit Staatsanleihen geben.

Im Zuge dieser kostenintensiven Maßnahmen könnte sich die Bank Spekulationen zufolge vorübergehend auch von ihrem Eigenkapital-Renditeziel von vier Prozent verabschieden. Der Umbau soll zudem einhergehen mit forciertem Stellenabbau. Auch eine interne Abwicklungseinheit ("Bad Bank") für Finanz-instrumente im Volumen von 50 Milliarden Euro sei Bestandteil der Pläne.

Zusammen mit den Umbauplänen könnten Spekulationen zufolge auch Veränderungen im Vorstand angekündigt werden. Die Agentur Bloomberg meldete vor Kurzem, Sewing erwäge die Ablösung von Finanzchef James von Moltke. Laut "Manager Magazin" werde Sewing darüber hinaus möglicherweise Garth Ritchie als Leiter des Invest-mentbankings ablösen, um den geplanten Umbau der Sparte zur Chefsache zu machen. Ritchie und Regulierungsvorständin Sylvie Matherat stehen schon länger in der Kritik. Eine Ablösung ist laut Insidern nur noch eine Frage der Zeit.

Die Umbaupläne wiederum hatte Sewing bereits auf einer Investorenkonferenz Anfang Juni in Berlin in groben Zügen erläutert. "Wir müssen die Neugestaltung unserer Bank intensivieren und beschleunigen", sagte er. Die Deutsche Bank bleibe aber eine Universalbank, die trotz ihrer deutschen Wurzeln auch global ausgerichtet sei. "Wir werden viel genauer hinterfragen, wo wir wirklich einen Wettbewerbsvorteil haben." Man könne auf die Erfolge der vergangenen zwölf Monate bei der Stabilisierung des Instituts und der Rückkehr zur Profitabilität aufbauen. Das Management wolle für langfristig nachhaltige Renditen für die -Aktionäre sorgen.