Die erste Runde der Belastungsprobe, deren Ergebnisse vor einer Woche veröffentlicht worden waren, hatte die Deutsche Bank noch erwartungsgemäß bestanden. Beim zweiten Teil hatten die meisten Experten damit gerechnet, dass die Bank die Aufseher nicht überzeugt. Das Institut hatte bereits 2015 und 2016 die Latte gerissen.

Die Notenbank erklärte zur Begründung, sie habe "weitreichende und kritische Defizite" bei der Kapitalplanung des Instituts gefunden. Etwa sei es um die Datenverfügbarkeit und die internen Kontrollen bei der DB USA Corporation nicht gut bestellt, ebenso seien Mängel beim Risikomanagement, bei internen Prüfungen und bei den Verfahren und Annahmen gefunden worden, mit denen das Geldhaus Prognosen etwa für den künftigen Geschäftsverlauf erstellt. Unter dem Strich sei es daher zweifelhaft, dass die Deutsche Bank ihren Kapitalbedarf korrekt einschätzen und planen kann.

Die Deutsche Bank erklärte, sie habe umfangreich investiert, um ihre Kapitalplanung sowie ihre Kontrollen und Infrastruktur zu verbessern. Die DB USA Corporation habe dabei "bereits Fortschritte erzielt. Hierauf aufbauend wird sie ihre Anstrengungen fortsetzen und dabei weiterhin konstruktiv mit den Aufsichtsbehörden zusammenarbeiten, um ihren eigenen und den Erwartungen der Regulatoren gerecht werden." Ob der negative Test dazu führen könnte, dass die Deutsche Bank ihre Präsenz in den USA weiter zurückfährt als ohnehin bereits geplant, ist unklar. Zusätzliche Veränderungen in den USA scheinen jedoch unausweichlich.

David Hendler, Analyst bei der Beratungsfirma Viola Risk Advisors, verglich die Deutsche Bank mit einem Flugzeug, "das nicht sicher ist, weil seine Systeme nicht funktionieren. Wie kann eine Bank, die eine der größten Handelsadressen in der Welt ist, nicht die minimalsten Sicherheitsvorkehrungen haben? Das ist schon erstaunlich." Es sei nun nicht zuletzt die Aufgabe der europäischen Aufseher, die Bank an die Kandare zu nehmen. "Es scheint fast so, als wollten die nicht die Verantwortung für diese Bank übernehmen und lassen die Fed den bösen Jungen spielen und mit dem Finger drohen."

SCHWEIZER BANKEN UBS UND CREDIT SUISSE KOMMEN DURCH



Die US-Banken werden seit 2013 einer umfassenden Analyse (CCAR - Comprehensive Capital Analysis and Review) der Aufseher unterzogen. Besteht ein Institut den CCAR-Test nicht, kann die Fed Dividenzahlungen oder Aktienrückkaufprogramme der Geldhäuser verweigern. Auslandsbanken dürfen unter Umständen dann kein Kapital an ihre Mutterkonzerne auszahlen.

Die Deutsche Bank gehört zur Gruppe von Instituten, die von den Aufsehern wegen ihrer Größe, ihrer Vernetzung innerhalb des Finanzsystems und wegen ihrer Geschäfte besonders kritisch unter die Lupe genommen werden. Vor einigen Jahren hatte der Internationale Währungsfonds das Frankfurter Geldhaus sinngemäß als riskanteste Bank der Welt bezeichnet. Vor allem ihr Derivatebestand im sogenannten Handelsbuch gilt vielen Experten als sehr riskant.

Der seit April amtierende Vorstandschef Christian Sewing hat dem Institut eine umfassende Rosskur verordnet. Er will sich künftig stärker auf Geschäfte in Deutschland und Europa konzentrieren und hat insbesondere in den USA und am Standort London zahlreiche Stellen im zuletzt schwächelnden Investmentbanking gestrichen. Die jetzt unter die Lupe genommene DB USA Corporation steht mit einer Bilanzsumme von 133 Milliarden Dollar für rund 7 Prozent der Bilanzsumme des gesamten Deutsche-Bank-Konzerns und 28 Prozent aller Geschäftseinheiten der Deutschen Bank in den USA.

Die Schweizer Großbanken UBS und Credit Suisse bestanden den zweiten Teil des Stresstests in den USA. Insgesamt mussten sich 34 Institute der zweiteiligen Belastungsprobe unterziehen. Die beiden großen US-Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley kamen bei dem Test zwar durch, allerdings nur mit Blessuren. Ihre Kapitalplanung wurde von der Fed "unter Bedingungen" angenommen.