Schlechte Nachrichten für die Deutsche Bank: Die Ratingagentur Moody's hat die Bonitätsnote von Deutschlands größtem Geldhaus zum zweiten Mal in diesem Jahr gesenkt. Sie hat Zweifel, ob der Umbau des Instituts angesichts des schwierigen Marktumfelds so schnell gelingt wie erhofft. Rückschläge gibt es für das Institut auch bei Rechtsstreitigkeiten. In New York entscheid ein Berufungsgericht, Kartellvorwürfen gegen die Deutsche Bank und andere Geldhäuser wegen Zinsmanipulationen weiter nachzugehen. Und die US-Aufsichtsbehörde SEC überprüft einem Insider zufolge, ob die Frankfurter 2013 Hypothekenpapiere zu hoch bewertet und damit Verluste verschleiert haben.

Die Deutsche Bank wollte sich zur SEC-Untersuchung nicht näher äußern. Ein Sprecher betonte lediglich: "Wir kooperieren mit den Behörden." Laut der Agentur "Bloomberg" gibt es Hinweise darauf, dass die Bank Abschreibungen auf Hypothekenpapiere im dreistelligen Millionen-Dollar-Bereich zu spät vorgenommen hat. So seien die Zahlen einige Quartale 2013 aufgehübscht worden, als die Anleihemärkte wegen der Debatte über eine Straffung der US-Geldpolitik unter Druck standen.

Bedeckt hält sich die Deutsche Bank auch zur Frage, warum sie im vergangenen Jahr wegen externen Betrugsfällen einen Verlust von rund 450 Millionen Euro erlitt. Das Institut begründet dies im Geschäftsbericht lediglich mit "Rückstellungen im Aktienhandel", äußert sich aber nicht zu Details. Deutsche-Bank-Aktien verloren am Dienstag zum Handelsstart knapp zwei Prozent und waren damit größter Verlierer im Dax. Am Mittag notierten die Papiere nahezu unverändert, gehörten damit aber weiter zu den schwächsten Papieren im deutschen Leitindex.

Die neuen Fälle unterstreichen, wie schwierig der Umbau der Bank für den seit Sommer 2015 amtierenden Vorstandschef John Cryan wird. Er will die größten Rechtsstreitigkeiten - etwa Geldwäsche-Vorwürfe in Russland und umstrittene Hypothekengeschäfte in den USA - möglichst noch in diesem Jahr mit Vergleichen aus der Welt schaffen. Doch ein Ende der Prozessflut ist nicht in Sicht. Ende des ersten Quartals war die Bank in rund 7800 Rechtsstreitigkeiten verwickelt.

"DER GEGENWIND IST SCHÄRFER GEWORDEN"



Cryan will den Anleihehandel zurechtstutzen, die IT-Systeme verbessern und schwer handelbare Wertpapiere losschlagen - notfalls mit Verlusten. Dass dies die Bank auch 2016 in die roten Zahlen drücken könnten, nimmt er in Kauf. "Es bringt nichts, wenn wir die Probleme ewig vor uns herschieben", sagte er kürzlich der Nachrichtenagentur Reuters.

Aus Sicht von Moody's ist es richtig, dass Cryan die Risiken reduzieren will. "Das neue Management-Team der Deutschen Bank setzt alles diszipliniert um", sagt Moody's-Analyst Peter Nerby. "Aber der Gegenwind ist schärfer geworden, und das nagt an der operativen Flexibilität." Wegen der Unsicherheit über die Entwicklung der Weltwirtschaft halten sich viele Investoren im Handel zurück. Von Januar bis Ende März fielen die Einnahmen der zwölf größten Investmentbanken um ein Viertel, wie das Analysehaus Coalition berechnet hat. Es sei das schlechteste erste Quartal seit der Finanzkrise gewesen.

Nach Einschätzung von Moody's wird es für die Deutsche Bank deshalb zunehmend schwierig, die Kapitaldecke wie anvisiert zu stärken und die Profitabilität zu erhöhen. "Moody's hält es für unwahrscheinlich, dass die Firma ihre Zielrenditen erreicht, wenn sich das operative Umfeld nicht deutlich und nachhaltig verbessert." Die Bank strebt bis 2018 eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von mindestens zehn Prozent an.

Moody's senkte sein Rating für vorrangige, unbesicherte Verbindlichkeiten auf "Baa2", womit die Bank nur noch zwei Stufen über dem "Ramsch"-Status liegt. Die Bonitätsnoten für die langfristigen Einlagen und für die Bank als Gegenpartei sinken um eine Stufe auf "A3". Finanzvorstand Marcus Schenck sieht deshalb keinen Grund zur Beunruhigung. "Alle relevanten Ratings bleiben Investment Grade", sagte er Reuters. "Und dort, wo es für unsere Kunden am wichtigsten ist, nämlich beim Einlagen- und Gegenpartei-Rating, bleiben sie im A-Bereich." Moody's hatte die Deutsche Bank - wie andere Geldhäuser - bereits im Januar herabgestuft, weil sich die Regeln für die Abwicklung von Finanzinstituten geändert haben.

Reuters