Die Manipulation des Referenzzinssatzes Libor zählt zu den größten Altenlasten der Deutschen Bank. Im Gegensatz zu vielen vorangegangenen Vergleichen mit Geldhäusern erwägen die Ermittler laut "New York Times" dieses mal, dass sich die Deutsche Bank oder eine ihrer US-Niederlassungen im Rahmen der Einigung schuldig bekennen muss, den Libor manipuliert zu haben. Endgültig entschieden sei das aber noch nicht.

Die Deutsche Bank wollte sich zu den Zeitungsberichten nicht äußern. Das Institut kooperiere bei den Libor-Ermittlungen mit den Behörden, erklärte ein Banksprecher. Einige Mitarbeiter hätten auf eigenen Initiative gegen Richtlinien der Bank verstoßen und seien dafür bestraft worden. Frühere oder aktuelle Vorstandsmitglieder seien nicht betroffen. Auch im Skandal um Manipulationen am Devisenmarkt hätten die Behörden Dokumente von der Bank angefordert. Das Institut arbeite hier ebenfalls mit den Regulierern zusammen und werde disziplinarische Maßnahmen gegen Mitarbeiter ergreifen, falls dies erforderlich sei.

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USA WOLLEN BANKEN WEGEN DEVISENSKANDAL VERKLAGEN

Wegen der Devisenmarkt-Affäre wollen die US-Behörden laut "New York Times" bis Ende des Jahres mindestens gegen eine Bank Anklage erheben. Im Gegensatz zu anderen Fällen könnten die Ermittler dabei nicht nur gegen die Geldhäuser, sondern gegen einzelne Mitarbeiter vorgehen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Anwälte. In Online-Chats, mit deren Hilfe sich die Händler den Ermittlern zufolge abgesprochen habe, gebe es genügend belastendes Material.

Die Deutsche Bank will wegen der anstehenden Vergleiche Finanzkreisen zufolge mehr Geld für mögliche Strafen zurücklegen. Das werde das Ergebnis im dritten Quartal belasten, hatte die Nachrichtenagentur Reuters am Montag berichtet. Besonders den Libor-Fall möchten die beiden Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen baldmöglichst aus der Welt schaffen. In den Skandal sind Großbanken weltweit verstrickt. Einzelne Händler hatten sich nach Erkenntnissen der Ermittler bei wichtigen Referenzzinsen wie Libor und Euribor abgesprochen, um Handelsgewinne einzustreichen. Die EU hat ihre Strafen bereits Ende vergangenen Jahres verhängt: Der Deutschen Bank wurden damals 725 Millionen Euro aufgebrummt. Eine Sonderprüfung der deutschen Finanzaufsicht BaFin läuft noch.

Die Deutsche Bank zählt auch zu den Instituten, die wegen schon länger zurückliegender umstrittener Geschäfte mit dem Iran im Visier der US-Behörden stehen. Zunächst erwarten Branchenkenner jedoch, dass sich hier die Commerzbank mit den Behörden vergleicht. Eine Einigung im Devisenmanipulations-Skandal steht dagegen vorerst nicht auf der Prioritätenliste der Deutschen Bank, wie Insider berichteten. Das liege auch daran, dass die internen Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien. Insofern komme auch eine Art "Sammelvergleich" mit anderen Finanzinstituten nicht infrage, über den zuletzt berichtet wurde.

Reuters